Corona-Virus
Wettkämpfe und Trainingslager in China – eine aktuelle Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus-Epidemie
Die Situation bezüglich Coronavirus in China wirft aktuell viele Fragen auf, die für eine Planung von Wettkämpfen und Trainingslagern große Relevanz haben. Es gibt eine Reihe von Gründen, aktuell Wettkämpfe und Trainingslager in China auszusetzen. Nicht nur wegen der individuellen gesundheitlichen Gefahren, die teilweise noch überschaubar scheinen, sondern vor allem wegen zahlreicher logistischer Probleme und allgemeiner epidemiologischer Erwägungen raten wir von Reisen nach China zum aktuellen Zeitpunkt ab.
Zu den Gründen:
• Die Zahl der Infizierten steigt derzeit exponentiell. Täglich kommen neue Risikogebiete in China hinzu. Die chinesische Regierung hat eingreifende Maßnahmen umgesetzt, die die Reisefreiheit der Bevölkerung (nicht nur der chinesischen) aufhebt. Es ist zu erwarten, dass mit Ausbreitung der Epidemie weitere Gebiete mit Reiseeinschränkungen hinzukommen können. Welche dies sein könnten ist nicht absehbar. Hinzu kommt, dass viele Fluglinien ihre Verbindungen von und nach China eingestellt haben. Es ist insofern sogar möglich, dass eine Reise nach China noch organisiert werden kann, die Ausreise hingegen aber blockiert wird - sei es durch Auflagen der chinesischen Regierung oder durch begrenzte Flugkapazitäten.
• Reisende aus China müssen damit rechnen, in den Zielländern in Quarantäne genommen zu werden. Heute wurde in der Presse berichtet, dass eine chinesische Frauennationalmannschaft in Australien in Quarantäne genommen wurde. Mehrere Länder, darunter auch Deutschland, planen ähnliche Maßnahmen für Menschen, die aus Risikogebieten in China zurückkehren. Auch dadurch ist mit erheblichen Einschränkungen der persönlichen Freiheit zu rechnen.
Wann sich die Situation ändern wird, ist im Augenblick nicht absehbar. Solange die Anzahl der Infizierten weiter steigt, sollten keine Reisen nach China unternommen werden. Erst wenn die Zahlen der Coronavirus-Erkrankungen wieder eindeutig sinken, kann abgeschätzt werden, ob und wann bestimmte Gebiete in China wieder bereist werden könnten.
Wir werden die Situation täglich analysieren und stehen diesbezüglich auch in engem Kontakt mit dem Robert-Koch-Institut. Sobald absehbar ist, dass bestimmte Gebiete sicher sind, wird dies über die Presse oder auch direkt durch uns kommuniziert. Bis dahin empfehlen wir dringend von jeglichen Reisen nach China abzusehen. Kontinuierlich aktualisierte Informationen finden sich auch auf der Website welche von der Sportmedizin und der Klinikhygiene der Universität des Saarlandes betrieben wird (https://www.uni-saarland.de/fakultaet-hw/infektionen-leistungssport/infektionen/corona-virus.html).
Für Rückfragen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung.
Mit besten Grüßen
Prof. Dr. Bernd Wolfarth Prof. Dr. Barbara Gärtner
Leitender Mannschaftsarzt des DOSB Leiterin Krankenhaushygiene
Leiter Abtlg. für Sportmedizin Institut für Medizinische Mikrobiologie
Charité Universitätsmedizin Berlin Universitätsklinikum des Saarlandes
Neues Coronavirus (Covid-19)
Seit Dezember 2019 ist, ausgehend von der Stadt Wuhan in China, eine Lungenerkrankung aufgetreten, die durch das neuartige Coronavirus (Covid-19) ausgelöst wird und sich seit Januar 2020 in andere Länder ausgebreitet hat. Die Fallzahlen und die Todesfälle steigen derzeit kontinuierlich an, aktuell (24.02.2020) gibt es weltweit rund 80.000 nach unterschiedlichen Kriterien erfasste Infektionen sowie bereits über 2.600 Todesfälle, davon über 77.000 Infektionen in China. Neben China gibt es derzeit steigende Fallzahlen in Südkorea, Iran und in Norditalien (insbesondere Lombardei). In Deutschland wurden bislang 16 Fälle identifiziert. Eine weitere Ausbreitung der Epidemie ist zu erwarten.
Die ersten Infektionen stehen im Zusammenhang mit dem Besuch eines lokalen Geflügel- und Fischmarktes, auf dem eine Infektion mit einem neuartigen Coronavirus (Covid-19)) nachgewiesen wurde. Die Quelle(n) und Übertragungswege der Infektion sind nicht abschließend geklärt, neben der Übertragung vom Tier auf den Menschen gibt es auch eine massive Mensch-zu-Mensch-Ansteckung. Die Übertragung geschieht in der Regel bereits während der Inkubationszeit. Nicht notwendige Reisen in Risikogebiete sollten verschoben werden, es wurden bereits mehrere Sportveranstaltungen deswegen abgesagt. Zudem wurden Sportler in Quarantäne genommen.
Besonderer Hinweis:
Derzeit herrscht auf der Nordhalbkugel die Grippesaison mit zeitgleichem Auftreten von Erkrankungen durch Influenza-Viren, die ähnliche Symptome wie Covid-19 hervorrufen. Eine Influenza-Impfung trägt zur Vermeidung unnötiger Verdachtsfälle bei.
Reisehinweise:
Bezüglich der Reiseempfehlungen dürfen wir auf unsere gesonderte „Aktuelle Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus-Epidemie“ auf dieser Seite verweisen. Insbesondere ist derzeit von Reisen nach China und Südkorea abzuraten. Auch Aufenthalte in der Lombardie sollten verschoben werden. Derzeit stehen dort einige Orte unter Quarantäne, zum Schutz vor einer Covid-19-Übertragung wurden bereits Serie-A-Spiele abgesagt.
Coronaviren:
Coronaviren sind eine Virusfamilie, die vorrangig bei Wirbeltieren Erkrankungen auslösen kann. Es besteht aber auch die Möglichkeit der Überwindung der Artenbarriere (Zoonose), d. h. eine Infektion aus dem Tierreich kann auf Menschen übertreten. Relevante humanpathogene Epidemien mit Coronaviren in den vergangenen Jahren waren das SARS-Coronavirus und das MERS-Coronavirus. Daneben gibt es zahlreiche andere Coronaviren, die bei weitem keine so hohe Pathogenität haben wie SARS oder MERS, sondern häufig nur grippale Infekte verursachen. Diese Coronaviren kommen weltweit vor und werden vor allem über Tröpfcheninfektion übertragen. Erkrankte zeigen vorrangig Beschwerden im Bereich der Atemwege. Eine spezifische Therapie oder eine Impfung gegen Coronaviren existiert nicht.
Präventiv kommen eine Reihe von Hygienemaßnahmen sowie die Isolation von Erkrankten in Betracht. Das neu diagnostizierte Coronavirus SARS-CoV-2 wurde am 07.01.2020 identifiziert. Es besteht eine gewisse genetische Verwandtschaft zum SARS-Coronavirus; das Virus benutzt den gleichen Rezeptor in der Lunge (ACE2) wie SARS-CoV.
Aktuelle Ausbreitung:
Die meisten Fälle treten weiterhin in China auf. Bislang sind dort über 77.000 Infektionen bestätigt worden, rund 2.600 Menschen starben bereits. In den vergangenen Tagen ging die Zahl der täglichen Neuinfektionen in China akut von ca. 1.700 auf 400 zurück. Dies ist jedoch offenbar nicht auf eine rückläufige Virus-Erkrankung, sondern auf eine neue Zählweise der chinesischen Behörden zurückzuführen. Zunehmende Fallzahlen werden aktuell auch aus Südkorea (ca. 850 Fälle), Italien (insbesondere in der Lombardei in Norditalien, insgesamt bereits rund 250 Fälle) und Japan (ca. 200 Infektionen) berichtet. Zudem wurde Covid-19 bereits in Einzelfällen in Thailand, Macau, Hongkong, Singapur, den USA, Kanada, Australien und Frankreich diagnostiziert. In Deutschland wurden bislang 16 Infektionen bestätigt.
Übertragung:
Die Infektionsquelle der ersten Fälle ist unbekannt, es wird jedoch eine Verbindung mit dem Besuch eines Geflügel- und Fischmarkts vermutet, wo es zu Übertragungen von Tieren auf Menschen gekommen ist. Fledermäuse gelten aktuell als wahrscheinlichstes ursprüngliches Erregerreservoir, da sie generell als Träger für Coronaviren dienen.
Die meisten Infektionen werden von Mensch zu Mensch übertragen. Bereits bei leichten Symptomen sind Patienten infektiös und können das Virus verbreiten. Wissenschaftler fanden heraus, dass sich die Viren neben der Lunge auch im Nasen-Rachen-Raum und im Darm vermehren. Die Möglichkeit einer fäkal-oralen Verbreitung wird untersucht.
Krankheitsverlauf:
Laut WHO liegt die Inkubationszeit nach bisheriger Datenlage in einem Bereich von 2 bis 10 Tagen (maximal 14 Tage). Eine Übertragung kann bereits während der Inkubationszeit erfolgen. Symptome der Erkrankung sind Fieber, Husten, Atemnot und ggf. eine Lungenentzündung mit beidseitigen Lungeninfiltraten. Bei einigen Patienten tritt zudem Diarrhö auf. Schwere Verläufe und Todesfälle kommen besonders bei Älteren und Vorerkrankten vor. Die Letalitätsberechnung schwankt derzeit zwischen 2 und 4%. Todesfälle sind bisher vorrangig bei Personen über 40 Jahren aufgetreten. In vielen Fällen lagen Vorerkrankungen vor. Wenig bekannt ist über die Gruppe von Infizierten ohne oder mit nur milden Symptomen.
Diagnostik:
Ein diagnostischer Test (RT-PCR), der das Virus innerhalb weniger Stunden aus Rachenabstrichen oder Sputum nachweisen kann, steht zur Verfügung. Bei der Labormethode gilt die Spezifität als relativ gut; ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion aber nicht vollständig aus.
Aktuell sollte prinzipiell nur getestet werden, wenn Kontakt mit nachweislich Erkrankten plus Symptome (allg. Infektzeichen, insbesondere akute respiratorische Symptomatik) gegeben sind. Eine zweite zu berücksichtigende Konstellation sind Rückkehrende aus Risikogebieten, die Symptome (allg. Infektzeichen, insbesondere akute respiratorische Symptomatik) aufweisen (s. auch gesonderte „Aktuelle Einschätzung in Bezug auf die Coronavirus-Epidemie“ auf dieser Seite). .
Therapie:
Eine spezifische Therapie oder Impfungen existieren nicht. Die Behandlung erfolgt supportiv in Form von fiebersenkenden Mitteln, ausreichender Flüssigkeitssubstitution, Prävention von Sekundärinfektionen und - bei schweren Verläufen - ggf. intensivmedizinischen Maßnahmen.
Prävention:
Zur Vermeidung einer Infektion wird folgendes Verhalten in den Ausbruchsgebieten bzw. bei Reisen und nach Rückkehr empfohlen:
- Achten Sie auf eine gute persönliche Hygiene, insbesondere auf regelmäßiges richtiges Händewaschen und den Gebrauch von Desinfektionsmitteln.
- Tragen Sie in den Ausbruchsgebieten Mund-Nase-Schutzmasken im öffentlichen Raum. Zum sicheren Individualschutz vor einer Virusinfektion wäre das Tragen einer Maske mit Partikel-dichtem Filter (FFP3) notwendig. Dies ist jedoch nicht über längere Zeit praktikabel. Das generelle Tragen von Papierfiltern von der gesamten Bevölkerung reduziert jedoch vermutlich ebenfalls die Übertragung des Virus.
o Der Mund-Nasenschutz sollte korrekt benutzt werden. Er muss auch über der Nase getragen werden. Bei Durchfeuchten muss er gewechselt werden, er sollte nicht mit den Händen heruntergezogen und hinaufgeschoben werden. Nach Berühren eines Mund-Nasen-Schutzes ist eine Händedesinfektion erforderlich.
- Auchten Sie auf Distanz zu allen Menschen.
- Vermeiden Sie insbesondere Kontakt mit Personen, die an Atemwegserkrankungen leiden.
- Vermeiden Sie generell Kontakt mit Tieren, mit deren Ausscheidungen und mit Oberflächen, die mit toten Tieren oder unbehandelten tierischen Lebensmitteln in Kontakt gekommen sind. Konsumieren Sie tierische Lebensmittel (Eier, Fleisch etc.) nur, wenn sie gut erhitzt wurden.
- Bei Teilnahme an einem Wettkampf gemeinsam mit Personen aus Risikogebieten sollte enger Kontakt mit diesen vermieden werden. Eine Absage ist je nach Sportart zu erwägen.
Weitere Informationen:
www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html
www.auswaertiges-amt.de/blob/2294930/c4ff6708cd7c37bac1cb198f53400b56/ncov-data.pdf