Workshop November 2018

Der vierte Workshop des trinationalen Doktorandenkollegs fand vom 14. bis zum 16. November 2018 in Saarbrücken statt. Das wissenschaftliche Leitungsteam, die Doktorandinnen und Doktoranden sowie assoziierte Mitglieder des Kollegs kamen zusammen, um sich unter anderem mit Dissertationsprojekten auseinanderzusetzen, in Arbeitsgruppen zu diskutieren, die Geschichte des Saarlandes näher kennenzulernen und um Berufspraktisches in den Blick zu nehmen.
Eine herausragende Bedeutung innerhalb der Veranstaltung nahm das Archivwesen ein. Dies verdeutlicht nicht zuletzt der Veranstaltungsort: das Stadtarchiv Saarbrücken. So wurden dem Doktorandenkolleg nicht nur dankenswerterweise die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, sondern der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Hans-Christian Herrmann, stand am Mittwochnachmittag für einen Vortrag und eine Führung persönlich Rede und Antwort. Er gab äußerst spannende Einblicke in die berufliche Ausbildung, die Aufgaben eines öffentlichen Archivs und verdeutlichte, mit welchen Herausforderungen er in seinem beruflichen Alltag konfrontiert ist. Vor allem die Problematik rund um urheberrechtliche Fragen und damit einhergehende Probleme der Zugänglichkeit und Digitalisierung von Quellen wurde im Plenum teilweise hitzig debattiert – wirken sie sich doch spürbar auf die Forschungspraktiken der (Nachwuchs-)WissenschaftlerInnen aus. Gemeinsamer Konsens scheint es zu sein, dass sich sowohl die Forschenden als auch die im Archivwesen Tätigen mehr (juristische) Hilfestellung von Seiten der Politik wünschen.


Der Donnerstagmorgen startete mit einer Führung durch das Historische Museum Saar, die sich vor allem auf die Jahre zwischen 1870 und 1959 fokussierte. Dort lernten die TeilnehmerInnen die Geschichte des Saarlandes besser kennen und erfuhren, wie wichtig die Verflechtungen zwischen Luxemburg, Frankreich und dem Saarland für die Genese des jüngsten der "alten Bundesländer" war.
Anschließend widmeten sich die TeilnehmerInnen der Dissertation von Fabio Spirinelli (Université du Luxembourg), der zu dem Thema "Histoire de la politique culturelle au Luxembourg" arbeitet. In Gruppen analysierten die DoktorandInnen gemeinsam mit den GastwissenschaftlerInnen Quellen zur Jahrhundertfeier Luxemburgs, die im April 1939 begangen wurde. Daran anknüpfend sprach Fabio Spirinelli in seinem Vortrag "Pour une histoire de la politique culturelle au Luxembourg. L’exemple de l’entre-deux-guerres et du Centenaire de l’Indépendance en 1939" unter anderem über die Konzepte des Nation Building und Nation Branding im Zusammenhang mit den kulturpolitischen Aktivitäten des Großherzogtums.
Dr. Manfred Grieger zeigte in seinem Gastvortrag "Unternehmens- und Wirtschaftsarchive. Geschichtsakteure zwischen Klio, Kommerz und Kommunikation" auf, wie stark sich die Arbeit im Privatarchiv von jener im staatlichen Archiv unterscheidet. Der ehemalige Leiter der Historischen Kommunikation der Volkswagen AG erläuterte die Besonderheiten des privaten Archivwesens, wie Public History und Unternehmensgeschichte zusammengebracht werden können und einige Probleme der Geschichtskonjunktur. Gespickt mit persönlichen Expertisen und Tipps für die DoktorandInnen war es ein außerordentlich interessanter und kurzweiliger Vortrag.


Am Freitag stand mit der Zeitschrift BRAVO Populärkulturelles auf dem Plan. Zunächst erarbeiteten die TeilnehmerInnen anhand exemplarischer BRAVO-Artikel, wie weibliche Körper und (jugendliche) Sexualität in den 1960er und 1970er diskursiv verhandelt wurden. Darauf rekurrierend sprach Aline Maldener (Universität des Saarlandes) zu "Baby Doll und Muskelprotz. Jugendkörper in europäischen Jugendmedien der 1960er und 70er Jahre" und präsentierte somit gleichzeitig einen Ausschnitt ihrer Dissertation zu "Transnationalität populärer Jugendkultur. Jugendmedien in der Bundesrepublik Deutschland, in Großbritannien und Frankreich, 1964–1981". Die Referentin verdeutlichte, dass uns Körpergeschichte als Kulturgeschichte gedacht, Aufschluss über die "Paradoxien der 70er" geben kann. 

Kommentiert wurden die Vorträge von Aline Maldener und Fabio Spirinelli von dem Wirtschafts- und Sozialhistoriker Michael Buchner (Universität des Saarlandes). Er gab nicht nur den Vortragenden, sondern auch den Zuhörenden Impulse zu den laufenden Projekten und verstärkte die Rückbindung an das Jahresthema des Kollegs Gesellschaftsdiagnosen: Diversität und Transversalität.

Impressionen