06/05/2024

Mehr als nur bunte Möbel — Neue Lernräume an der Universität des Saarlandes

Studierenden auf bequemen Sitzmöbeln
© Oliver Dietze / Universität des SaarlandesDer neue "Kreativraum" im Untergeschoss des Saarländischen Landes- und Universitätsbiblothek (SULB)

Vom Hörsaal oder Seminarraum wechseln Studierende häufig direkt in die Bibliotheken oder Labore. Doch wo gehen sie hin, wenn sie im Team gemeinsam lernen wollen oder zwischen zwei Vorlesungen bei einem Online-Seminar mitdiskutieren möchten? Dafür brauchen sie neue Lernräume, von denen einige jetzt auf dem Campus der Universität des Saarlandes geschaffen wurden. Sie sind aus einem universitätsinterne Ideenwettbewerb hervorgegangen und sollen für weitere Campusflächen als Vorbild dienen.

Vor zwei Jahren hat das Dezernat Lehre und Studium gemeinsam mit dem Dezernat Campusentwicklung und Baumanagement einen Ideenwettbewerb zum Thema „LernraumGestalten“ gestartet. Daraufhin haben verschiedene Fachschaften, Fachrichtungen, zentrale Einrichtungen und Bibliotheken insgesamt 33 Vorschläge eingereicht, davon wurden 14 Vorschläge ausgewählt und jetzt umgesetzt. Die neuen Lernräume sollen nun von den Studierenden und auch Mitarbeitern aus allen Bereichen und Fakultäten intensiv genutzt werden und als Anregung für weitere Projekte stehen. „Ganz oben auf der Wunschliste der Studierenden standen Räume, in denen in Kleingruppen gelernt, diskutiert oder einfach nur zwischen zwei Vorlesungen gemeinsam abgehangen werden kann“, sagt Tina Hellenthal-Schorr, Leiterin des Dezernats für Lehre und Studium. Dafür wurden mehrere Räume auf dem Saarbrücker Campus mit Rolltischen und Stühlen sowie bequemen Sitzmöbeln ausgestattet. Mit Hilfe von mobilen Lärmschutzwänden können in Sekundenschnelle kleinere Arbeitsräume geschaffen werden, in denen vier oder auch mehr Personen zusammenkommen, um sich am Laptop oder Whiteboard auszutauschen.  

Damit die Studierenden für eine Gruppenarbeit auch Kommilitonen per Videokonferenz dazu schalten können, gibt es jetzt mehrere so genannte Akustikkabinen, in denen eine Person abgeschirmt vom Rest des Raumes ungestört vor einem Bildschirm reden oder einer Videokonferenz folgen kann. Auch mehrere Loungesessel mit einer halboffenen Akustikmuschel sind dafür gedacht. „Zudem wurden an vier Plätzen im Außenbereich verschiedene Sitzmöbel angeschafft, die für Gruppenarbeiten, das gemeinsame Mittagessen oder zum Ausruhen an einem anstrengenden Campustag gedacht sind“, erläutert Tina Hellenthal-Schorr. Gleich drei Anträge von Uni-Beschäftigten haben sich mit dem Thema Arbeiten im Außenbereich beschäftigt. Hier wurde vor allem der Wunsch geäußert, im Sommer die Grünanlagen zum Arbeiten, Lernen, Lehren und Entspannen nutzen zu können. Dazu wurden vier Bereiche ausgewählt, in denen verschiedene Konzepte umgesetzt wurden. Hierfür wurden auch barrierefreie Möbel bei einer Inklusionswerkstatt bestellt.

Neben diesen Lernräumen, die Studierenden aller Fachrichtungen offenstehen und weitgehend barrierefrei zugänglich sind, wurden im Ideenwettbewerb zudem einige Projekte ausgewählt, von denen einzelne Studiengänge profitieren. Auf dem Campus Homburg konnte zum Beispiel ein Virtual Reality Lernraum für Medizinstudierende mit weiterer hochwertiger Technik ausgestattet werden. "Jetzt können sich dort mehrere Personen gleichzeitig und unter Anleitung in der virtuellen Welt bewegen, ohne miteinander zu kollidieren“, erklärt Oberarzt Albert Omlor von der Medizinischen Fakultät. Außerdem wurde ein sogenannter Escape Room eingerichtet, in dem Studierende ihr medizinisches Wissen anwenden können. Ihnen werden dafür vorgefertigte Rätsel und Patientenfälle aus der Infektionsmedizin präsentiert, die sie auf spielerische Weise lösen müssen.

Für Lehramtsstudierende der Chemie wurde ein sogenannter „Maker Space“ geschaffen, in dem zum einen Schulbücher und pädagogische Literatur sowie innovative Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus können die Studierenden sich dort auf kreative Weise austauschen und gemeinsam Unterrichtskonzepte erarbeiten. „Im Chemie-Gebäude wurden zudem zwei Seminarräume mit flexiblen Sitzmöbeln und Stehtischen ausgestattet. Darin können jetzt Lerngruppen in Ruhe ihre Übungen besprechen. Auch einzelne Studierende haben die Möglichkeit, dort zwischen ihre Veranstaltungen zu lernen oder Online-Vorlesungen zu folgen“, erläutert David Aaron Schaaf, der für die Didaktik der Chemie zuständig ist.

In der Fakultät für Mathematik und Informatik nutzte man den Wettbewerb, um Gruppenarbeitsräumen beider Fachrichtungen die sterile Atmosphäre von Großraumbüros zu nehmen. Es wurden neue flexibel platzierbare Tische und schallabsorbierende Trennwände angeschafft. Zudem wurden Möbel für Kleingruppen, Lounge-Sessel und zwei „Raum-im Raum“-Elemente mit integrierter Sitzecke in mehreren Räumen aufgestellt. Die Fakultät hat diese Maßnahmen zum Anlass genommen, darüber hinaus aus eigenen Mitteln 40 Arbeitsplätze mit neuen Monitoren auszustatten und auch die Strom- und Datenversorgung zu optimieren. „Uns war es dabei wichtig, auf die Wünsche der Studierenden einzugehen und das Machbare zu tun“, unterstreicht Erich Reindel, Geschäftsführer der Informatik. Dafür seien keine riesigen Geldsummen nötig, auch kleinere Budgets in Fachrichtungen könnten viel bewirken, um verstaubte und wenig einladende Ecken aufzuwerten und als studentischen Arbeitsraum zu nutzen.

Die 14 ausgewählten Projekte im Überblick:

Gebäude B1 1 (SULB): “Kreativraum” als flexibel nutzbarer Gruppen-Arbeitsraum (UG), ergänzt durch das schon vorhandene frühere Café mit Kaffeevollautomat und Sandwichautomat, in dem Studierende auch mitgebrachtes Essen zu sich nehmen können (1.OG)

Gebäude B2 1 (Europa-Bibliothek): flexibel nutzbarer Gruppen-Arbeitsraum (im Untergeschoss), im 1. Obergeschoss größere Seminarräume mit Tischen und Stellwänden, im Erdgeschoss Einzelarbeitsplätze als halboffene Kabinen sowie Loungebereiche

Gebäude B2 2 (Chemie): "Workspace und Thinktank” und „Maker Space“

Gebäude C6 2 (NT-Bibliothek):  Hybride Arbeitskabinen und Lounge-Sessel mit Schreibtalar (EG) sowie ein Eltern-Kind-Raum (1. OG)

Gebäude C7 1 (Sprachwissenschaften): Aufwertung der studentischen Selbstlernflächen

Gebäude E1 3 (Informatik): 1. Stock, Möbel für Kleingruppen, sechs Lounge-Sessel und zwei runde „Raum-im Raum“-Elemente

Gebäude E2 4 (Mathematik): ein Raum-im Raum-Element, klappbare Tisch und Rollstühle

Gebäude A4 3 (Biologie): Selbstlernflächen

Campus Homburg: Virtual Reality Simulationsraum (Geb. 35), Homburg Medical Escape Room/ HOMER (Geb. 35) sowie Digitaler Lesesaal der Fachschaft Medizin (Geb. 74)

Gebäude E2 6 (Physik): Multifunktionaler studentischer Arbeitsraum der Fachschaft Physik

Außenflächen: Freifläche an der Campus Wiese, Freifläche an der SULB, Freifläche am Gebäude C4 1 und Baumhain zwischen Audimax-Gebäude B4 1 und C7 2

Weitere Informationen:

https://www.uni-saarland.de/studieren/digitalelehre/lernraumgestalten.html