Die Lex Salica: Lateinische, fränkische und französische Lesarten eines frühmittelalterlichen Volksrechts
Die Lex Salica: Lateinische, fränkische und französische Lesarten eines frühmittelalterlichen Volksrechts
Deutsch-Französischer Diskurs mit
Dr. Jens Schneider (Université Gustave Eiffel, Campus Marne-la-Vallée)
Zeit: Freitag, 27. Oktober 2023, 9.45-10.45 Uhr
Ort: Universität des Saarlandes, Campus C7 4, Raum 1.17
Gastgeber: Prof. Dr. em. Wolfgang Haubrichs, Germanistik
Vortrag in deutscher Sprache
Zwischen dem späten 5. und dem 9. Jahrhundert entstanden in Europa die sogenannten Volksrechte (leges barbarorum). Es handelt sich hier um eindeutig von der römischen Gesetzgebung geprägte Rechtsordnungen, die das Leben in Gemeinschaft regeln sollen, insbesondere durch die Festlegung von Bußtarifen. Erscheinen die frühesten leges als Gesetze, die sich die Völker selbst gegeben haben, werden die letzten, um 800 entstandenen als Gesetzgebung des Frankenkaisers Karls des Großen für die unterworfenen Völker seines Reiches wie Sachsen und Friesen präsentiert.
Mit 88 erhaltenen Handschriften ist die Lex Salica das mit Abstand am weitesten verbreitete Volksrecht. Die Gesetzgebung für die Franken wurde im frühen 9. Jahrhundert noch als so wichtig eingeschätzt, dass eine Übersetzung in die fränkische Sprache unternommen wurde. Von dieser althochdeutschen Lex Salica ist fragmentarisch ein Doppelblatt erhalten, das heute in Trier liegt.
In dem Vortrag wird die Lex Salica in die Überlieferungsgeschichte ihrer verschiedenen lateinischen Versionen eingeordnet. Dann ist danach zu fragen, weshalb sie (als einzige?) in eine germanische Sprache übertragen wurde, und schließlich sollen die Motive ihrer Rezeption in Deutschland und Frankreich angesprochen werden.