Deutsch-Französischer Diskurs
Der Deutsch-Französische Diskurs des Frankreichzentrums ist Ausdruck der engen Zusammenarbeit unserer Universität mit französischen Forscherinnen und Forschern unterschiedlicher Fachrichtungen.
Auf Initiative der Fachbereiche werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Frankreich und dem frankophonen Raum zu Vorträgen über ein fachspezifisches Thema aus der Forschungsperspektive ihres Landes eingeladen.
Das Frankreichzentrum ermöglicht die Vortragsreihe durch eine finanzielle Unterstützung. Die Veranstaltungen stehen allen Interessierten offen.
Vorträge im WiSe 24/25
Zeit: 20. November 2024, 15.00 Uhr
Ort: Universität des Saarlandes, E2 1 (Bioinformatik), Seminarraum 0.01
Pharmacological forms which take into account individual absorbtion, distribution, methabolism and excerction (ADME) rates of a patient constitute an active field of pharmacological research. Recently we have proposed an approach allowing to regulate the lag time and the rate of the release of an active pharmaceutical ingredient (API) from oral dosages [1]. The approach consists in rolling up a biopolymer stripe carrying the API reservoirs in form of a cylindrical capsule. Rolling transforms the lateral distribution of the API in the radial one, which determines the release kinetics. The approach is illustrated by gelatin gastroretentive oral dosages for controlled release of riboflavin and propranolol. The dosages, which have the form of tight scrolls, are stabilized against unrolling by Transglutaminase-mediated crosslinking of the consecutive layers. The scrolls swell in the release media, Fasted State Simulated Gastric Fluid (FaSSGF), to the dimensions which exceed the average diameter of the human pyloric sphincter, but remain mechanically robust to resist the stomach peristaltic contractions during at least 24 hours, sufficient for the drug release. Eventually the scrolls are degraded by the release media and can be evacuated from the stomach.
Another approach which we explore for the control of the APIs release kinetics consists in formation of the diffusion barriers with tuned characteristics. This approach might be especially useful for the design of transdermal patches for the delivery of high potency APIs. In our method [2], the diffusion barrier layer is formed by irradiating poly(dimethylsiloxane) (PDMS) with a mid-infrared (10.6mm) CO2 laser. This process directly creates a diffusion barrier layer on the PDMS surface by forming heavily crosslinked network in the polymer matrix. The optimal irradiation conditions were investigated by modulating the defocusing distance, laser power, and number of scanning passes. The barrier thickness can reach up to 70 µm as observed by scanning electron microscope (SEM). The attenuated total reflectance (ATR), electron dispersive X-ray (EDX), and X-ray photoelectron spectroscopy (XPS) analyses collectively confirmed the formation of the SiOx structure on the modified surface, based on the decreased methyl group signal, and the increased oxygen/silicon ratio. The diffusion test with the model drugs (Rhodamine B and Donepezil) demonstrated that the modified surface exhibits effective diffusion barrier properties and that the rate of drug diffusion through the modified barrier layer can be controlled by optimization of the irradiation parameters.
Zeit: 14. Januar 2024, 18.00 Uhr
Ort: Universität des Saarlandes, Innovation Center, Raum 0.01
Der französische Choreograph Boris Charmatz leitet seit August 2022 das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch und will in dieser Funktion das künstlerische Erbe Pina Bauschs sowohl erinnern als auch neu erfinden. Seine langjährige Beschäftigung mit Tanzgeschichte, Tanzarchiv und Vermittlung des tänzerischen Erbes des 20. Jahrhunderts sowie seine starke Experimentierfreudigkeit scheinen dafür ideale Voraussetzungen zu sein. Welche Strategien sind hierbei erkennbar? Was ist das Besondere der Tanzästhetik von Pina Bausch für die Weitergabe der Rollen? Kann so etwas wie ein lebendiges Archiv entstehen? Inwiefern werden zeitgenössische Fragen zum Thema Körper und Gedächtnis aufgeworfen?
Susanne Böhmisch ist Professorin an der Universität Aix-Marseille (Département d’Études germaniques), Mitglied der Forschungsgruppe ÉCHANGES (https://echanges.univ-amu.fr/membres-amu/bohmisch-susanne/) und Chefredakteurin (mit Hilda Inderwildi) der Zeitschrift Cahiers d’Études germaniques. Sie lehrt und forscht über deutschsprachige Literatur und Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts, mit dem Schwerpunkt Feminismus und Genderstudien. Ihre Habilitationsschrift widmete sie dem Tanztheater von Pina Bausch (Le « Tanztheater » de Pina Bausch. Histoires de corps, histoires de genres, PUP, coll. « Arts », 2021).
Zeit: 20. Januar 2024, 10.00 Uhr
Ort: Universität des Saarlandes, Raum wird noch bekannt gegeben
Mit jemandem kommunizieren können bedeutet dieselbe Sprache zu sprechen, oder auch eine gemeinsame Sprache zu haben (eine Fremdsprache: immer mehr Englisch in unseren europäischen und/oder weltlichen Systemen). Im gegensätzlichen Fall ist die Kommunikation schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Allerdings gibt es für Menschen, die sich ein gleiches Sprachsystem teilen, eine andere Art vorzugehen, sowie auch das, der romanischen Sprachen (von denen die meistgesprochenen auf dieser Welt Spanisch, Französisch, Portugiesisch, Italienisch und noch viele weitere sind). Man spricht hierbei von Interkomprehension zwischen Sprachen, wenn es einem möglich ist mit jemanden zu kommunizieren, der nicht unsere Sprache spricht, aber eine die ähnlich ist. Woher stammt das Wort Interkomprehension, und was bedeutet es wirklich? Warum und wie ist dieser Term entstanden? Welche Methoden gibt es, um in Interkomprehension zu lernen? Welche schulischen, aber auch sozialen und zweifellos politischen Herausforderungen lassen sich durch die Interkomprehension bewältigen? Welche Vorteile birgt diese Interkomprehension in unseren schulischen Systemen, die heute noch so unbekannt ist?
Pierre Escudé, Professor an der Université de Bordeaux und Mitglied des IUF, ist einer der Spezialisten zur Sprachdidaktik in Frankreich. Er hat in der Vergangenheit mit diversen europäischen Programmen zur Interkomprehension und Analyse von linguistischer Politik gearbeitet.
Zeit: 30. Januar 2024, 16.00 Uhr
Ort: Universität des Saarlandes, B3 1, Großer Sitzungssaal 0.11
Dieser Beitrag stützt sich auf den von Gilles Deleuze geprägten Neologismus der "hostipitalité" ("Gastfeindschaft"), um über die Übergänge von der Gastfreundschaft zur Feindseligkeit gegenüber politisch Exilierten nachzudenken, die im 19. Jahrhundert in Westeuropa aufgenommen wurden. Die drei großen Asylländer des Kontinents zwischen den 1830er und 1870er Jahren, nämlich Frankreich, Belgien und die Schweiz, entwickelten Vorrichtungen, um verfolgte ausländische Menschen zu empfangen, auszuwählen oder wegen ihrer Meinungen abzulehnen. Gleichzeitig hat die Zivilgesellschaft durch selektive Demonstrationen der Gastfreundschaft ihre eigene Grammatik der Gastlichkeit gebildet. Auf einer lokalen Ebene beziehungsweise Mikroebene will dieser Beitrag sich mit Räumen und Zeitpunkten beschäftigen, in denen die mit der Durchreise und Ansiedlung von politischen Exilierten konfrontierte Bevölkerung manchmal prompt von Begeisterung zu fremdenfeindlicher Ablehnung überging. Indem auf die verwendeten Wörter geachtet wird, mit denen die Exilierten bezeichnet werden und die je nach Herkunft und politischer Kultur variabel sind, werden die Praktiken der "hostipitalité" ("Gastfeinschaft") im Europa des 19. Jahrhunderts beleuchtet.