Eröffnung der Gastdozentur 2021
Eröffnungsvorlesung der Gastdozentin Prof. Dr. Florence Baillet
Zeit: Dienstag, 20.04.21, 18.15 Uhr
Ort: Internetplattform Zoom
zum Thema: "Theatergeschichte in transnationaler Perspektive"
Veranstaltung in deutscher Sprache.
Um Anmeldung wird bis zum 19.04.21 gebeten an: fz(at)mx.uni-saarland.de
Abstract zum Vortrag
Eine transnationale Perspektive legt den Akzent auf Zirkulationen, Grenzüberschreitungen und Transferprozesse. Dieser methodische Perspektivwechsel ist besonders aufschlussreich im Hinblick auf die Verflechtungen zwischen dem deutschsprachigen und dem französischsprachigen Theater: Man denke an die Art und Weise, wie Johann Christoph Gottsched sich im 18. Jahrhundert auf das französische Modell stützte, um ein deutsches "Nationaltheater" zu etablieren. Mit der transnationalen Perspektivierung entsteht eine andere Theatergeschichte, welche die Infragestellung von Narrativen bisheriger national orientierter Theatergeschichtsschreibungen und eine Dezentrierung – auch eine Dezentrierung des Eurozentrismus – ermöglicht. Im Vortrag wird auf konkrete Beispiele eingegangen wie die Uraufführung (und die Aufführungen) von Aimé Césaires Stück La Tragédie du Roi Christophe im Jahre 1964 in Salzburg (und anschließend in Wien sowie in Berlin) oder die in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre beginnende Rezeption des Werks Heiner Müllers in Frankreich. Untersucht werden nicht nur die Verstrickungen zwischen nationalen und transnationalen Prozessen, sondern auch der besondere Blick auf die Theaterkunst, der daraus entsteht: In den Vordergrund rückt nämlich eine Auffassung des Theaters als dynamisches und entgrenztes Netzwerk, d. h. als transnationale und transdisziplinäre Konstellation von Personen, Praktiken und Materialitäten.