Birte Thomas

Birte Thomas

Die métro als urbaner Mythos in Kriminalromanen des 20. Jahrhunderts

 

Ausgehend von der Frage, inwieweit die Pariser métro, die 1900 eingeweiht wurde und somit paradigmatisch für die Erschließung der Vertikalen in der Stadt der Moderne steht, Eingang in die kriminalliterarische Stadtdarstellung des 20. Jahrhunderts findet und inwiefern sie dabei auf den bestehenden Paris-Mythos rekurriert bzw. diesen aktualisiert, werden zunächst die Beziehung zwischen Stadt und métro als typisch urbanem Verkehrsmittel einerseits und der Zusammenhang zwischen dem urbanen Genre Kriminalroman und der Stadt andererseits geklärt. Dabei zeigt sich, dass diemétro erst seit der Postmoderne Eingang in die kriminalliterarische Stadt-Darstellung findet. Dies erklärt sich vor dem Hintergrund der zunehmenden Fragmentierung und Überfrachtung des Stadtraumes durch Zeichen, für dessen Darstellung diemétrosich als Sinnbild anbietet. Gleichzeitig evoziert das unterirdisch verlaufende Tunnelsystem dermétro den bereits bestehenden Mythos der labyrinthischen Pariser Unterwelt und aktualisiert diesen durch die Verbindung mit seiner Eigenschaft als Massentransportmittel zu einem neuen urbanen Mythos. Dies verdeutlicht auf exemplarische Weise die abschließende Untersuchung dreier Kriminalromane, wobei neben Paris auch New York als Handlungsort in den Blick genommen wird.