Hélène Miard-Delacroix
Hélène Miard-Delacroix
Filtres des perception et imbrication dynamique. Formes de permanence de la nation allemande, élément indésirable
[Wahrnehmungsfilter und dynamisches Ineinandergreifen. Die deutsche Nation: Formen des Fortbestands eines unerwünschten Elements]
Die Art, wie das Ausmaß und die Existenz eines fortlebenden deutschen Nationalismus von einer Vielzahl französischer Beobachter, die nach 1945 in Deutschland stationiert waren, wahrgenommen wurden, gibt Aufschluss über die schwierige Vorstellung einer deutschen nationalen Gemeinschaft nach Hitler im ersten Jahrzehnt der Nachkriegszeit. Die auf der Grundlage der Vergangenheit konstruierten Interpretationsmuster besaßen eine äußerst wirksame Filterfunktion, insbesondere innerhalb des diplomatischen Apparats, dessen satzungsgemäßer Auftrag darin bestand, politischen Entscheidungsträgern den deutschen Nachbarn zu entschlüsseln und zu erklären. Die Annahme der Kontinuität und der zwangsläufigen Wiederholung der deutschen Geschichte ließ insbesondere den französischen Haut-commissaire den Plan fassen, einen Bruch herbeizuführen, und zwar indem die Siegermächte gegen das vermeintliche Naturell der Deutschen agierten und entschieden. Die exemplarische Analyse zahlreicher Telegramme und Monatsberichte, die an das Außenministerium geschickt wurden, kombiniert die Vorstellung eines Wahrnehmungsfilters und die eines dynamischen Ineinandergreifens, das eine Konstante in der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen darstellt: Erstere besteht in der Anwendung der Wahrnehmungskategorien des Betrachters auf das zu beobachtende Objekt, während Letztere die Spirale der Reaktionen widerspiegelt, die abwechselnd durch die von außen kommenden, misstrauischen Blicke und Interpretationen provoziert werden und die das anfängliche Misstrauen wiederum rechtfertigen.