François Cochet

François Cochet

Verdun et la construction de ses mémoires. De la Bataille au Centre Mondial de la Paix

[Verdun und die Konstruktion der Erinnerung. Von der Schlacht zum Centre Mondial de la Paix]

 

Über die Frage, was die deutsche Armee mit der Schlacht von Verdun bezweckte, wurde viel Tinte vergossen: Wollte sie sich der Stadt bemächtigen, um dadurch bei eventuellen Verhandlungen ein stärkeres Gewicht zu erhalten, oder wollte sie die französische Armee „ausbluten“? Neben diesem taktischen Aspekt stellt sich dem Historiker heute eine andere, letztlich viel wichtigere Frage: Welchen Platz nimmt die Schlacht von Verdun in der langen Kette von Kämpfen des Ersten Weltkriegs ein? Die Macht der sich einander gegenüberstehenden Artillerien und das Ausmaß der auch heute noch sichtbaren Zerstörungen sprechen für eine totale ‚Industrialisierung‘ des Kriegs. Allerdings drückt sich dieser Traum von einer Allmacht der Artillerie bereits in den Schlachten von 1915 aus; erst 1916 haben beide an der Westfront Krieg führenden Mächte aber die Mittel, um ihre Ambitionen zu verwirklichen. Nach dem Ersten Weltkrieg beginnt ein langer Prozess des Erinnerns an die Schlacht, vor allem auf französischer Seite, da zwei Drittel der französischen Armee auf dem Schlachtfeld von Verdun eingesetzt waren. Dieses Erinnern folgt einem bestimmten Rhythmus, der die Stadt Verdun nach dem Willen Charles de Gaulles zu einem Symbol für einen Frieden macht, der von beiden damaligen Gegnern gewollt war.