Astrid von Busekist

Astrid von Busekist

Nation nationaliste, nationalisme libéral, postnationalisme. La théorie de la nation à l’épreuve des politiques de la langue

[Nationalistische Nation, liberaler Nationalismus, Postnationalismus. Die Theorie der Nation auf dem Prüfstand der Sprachpolitiken]

 

Dieser Beitrag reflektiert zwei vorwiegend voneinander getrennte Bereiche der wissenschaftlichen Forschung: die Studien über den Nationalismus in seinen unterschiedlichen Bedeutungen und Interpretationen sowie die Studien über die Sprachenpolitik und die Sprachpolitiken. Im echten Leben hingegen greifen beide Bereiche ineinander und sind ohne einander kaum denkbar. Eine nationale Einigung ohne sprachlichen Zusammenschluss ist in der Tat unvorstellbar, und es gibt kaum eine nationalistische Bewegung, die sich nicht zu irgendeinem Zeitpunkt auf die Sprache der Individuen stützt. Die liberalen Nationalisten meinen, die Mitglieder einer Gesellschaft müssten bei der Auswahl ihrer Sprache das Prinzip des Verfahrens, der Deliberation anwenden: Wir sollten unsere Sprache frei, aber auch miteinander wählen können. Dies hat keinen Sinn, sagen schließlich die Anhänger einer lingua franca: Es sei notwendig, unsere Politiken im Rahmen eines kosmopolitischen Post-Nationalismus aufeinander abzustimmen und die Sprache mit der größten sozialen Mobilität und Kommunikationsfähigkeit zu wählen. Die Lehre, die aus dieser theoretischen Übung gezogen werden kann, ist kantianisch: „das mag in der Theorie richtig sein…“; in der Praxis aber können sich nur die mehrsprachigen Individuen dem Einfluss des Nationalismus entziehen.