Workshop 4 (Rouen, Dez. 2024)

4. ARENES-Workshop

Der 4. Workshop des DFG-ANR-Projekts ARENES fand vom 9. bis zum 11. Dezember 2024 in Rouen statt.
Nachfolgend findet sich das Programm sowie ein Bericht zum Workshop.

Hier geht es zum Programm des Workshops.

 

Bericht zum 4. ARENES-Workshop vom 9. bis 11. Dezember 2024 in Rouen

Dienstag, 10.12.24

Präsentation von Franck Delorme (Architekt und Absolvent der École nationale d'architecture de Grenoble, Doktor der Kunstgeschichte der Universität Pau / Pays de l'Amour, Attaché für Denkmalpflege in der Cité de l'architecture in Paris): F. Delorme eröffnet den Workshop mit der Vorstellung seines Buches Les Sports en France. Une histoire, un patrimoine. Die Architekturen des Sports, die in allen Dimensionen und in ganz Frankreich zu finden sind, stellen ein beachtliches Kulturerbe dar. Dieses Buch, das 2023 erschienen ist, bietet einen Überblick über die architektonische Geschichte des Sports in Frankreich, von den Zirkusspielen in der Antike bis hin zu den heutigen Praktiken. Die Publikation präsentiert eine Geschichte dieser vielfältigen Einrichtungen, die für individuelle und kollektive Sportarten konzipiert wurden. Der Autor stellt fünf Teile vor, die der historischen Entwicklung entsprechen und jeweils auf kulturelle, politische, technische und ästhetische Aspekte eingehen. In jedem Kapitel wird eine Auswahl von Gebäuden untersucht, die aufgrund ihres kulturellen oder architektonischen Wertes ausgewählt wurden. Dieses Buch hat sich zwei Ziele gesetzt: erstens eine Geschichte der Sportarchitektur in Frankreich zu schreiben und zweitens das relativ reiche französische Sportkulturerbe (mehr als 70 Gebäude, die in dem Buch vorgestellt werden) reich bebildert zu zeigen.

Vortrag von Fidel Cruz Camilo Ladino: Fidel stellt einen Einblick in die Identifizierung von Sporträumen in der Literatur vor. Sein Ziel ist es, eine narrative Typologie von Sporträumen in der Literatur durch die Analyse der narrativen Strukturen dieser Räume zu identifizieren. Eine der vielen Forschungsfragen lautet: Wie etablieren sich Arena und Sportraum allgemein im narrativen Raum? Zu diesem Zweck liefert Fidel eine Analyse des 1879 erschienenen Buchs Ompdrailles, le Tombeau des lutteurs des französischen Schriftstellers Léon Cladel (1835-1892). Dieses Buch ist eine Illustration des antiken Modells des sportlichen Wettkampfs, das durch die Darstellung von Kämpfern und andere Feiern der männlichen Identität ein Echo auf die Illias darstellt. Der Text erzählt uns vom Ringen. Im Roman erleben wir eine Reise von der Peripherie zum Zentrum durch die Beschreibung der Masse gegenüber dem Ringenden, der als Held der alten griechischen Zeiten charakterisiert wird. Diese Inszenierung der Arbeiterkörper für ein städtisches und bürgerliches Publikum wird durch die hellenische Inspiration ergänzt.

Präsentation von Corentin Joseph: Corentin berichtet über seine Recherchen in den französischen Nationalarchiven in Paris. Als zentraler Standort für die Suche nach historischen Quellen bot Aufenthalt zahlreiche Denkanstöße zur Geschichte der deutsch-französischen Sportbegegnungen in der Zwischenkriegszeit. Für drei Sportarten (Leichtathletik, Fußball und Schwimmen) konnte Corentin zahlreiche Dokumente sammeln, die seinen reichen und vielfältigen Quellenkorpus ergänzen. So konnten Verbindungen zu verschiedenen Themenbereichen des Themas hergestellt werden (historischer Kontext, diplomatische Beziehungen, sportliche Visionen in den einzelnen Sportarten, Berichte über deutsch-französische Sportbegegnungen, ...). Dieser Rechercheaufenthalt ermöglichte die Fertigstellung eines ersten wissenschaftlichen Artikels über die deutsch-französische Fußballbegegnungen in der Zwischenkriegszeit. Der nächste Forschungsaufenthalt ist für Ende Dezember in der Bibliothek der Sporthochschule in Köln geplant.

Vortrag von Joonas Kananen (Doktorand in Geschichte und Archäologie an der Universität Turku in Finnland). Anhand der Fallbeispiele Florenz, Pistoia, Neapel und Salerno untersucht Joonas, wie dort regionale Identitäten an den Spieltagen zwischen 1926 und 1934 auf den Fußballfeldern und Tribünen sowie in den städtischen Räumen außerhalb der Stadien zum Ausdruck gebracht wurden. Anhand seiner ersten Ergebnisse argumentiert er, dass sich die Unruhen im Zusammenhang mit Fußballspielen innerhalb der beiden untersuchten Regionen nicht auf den direkten Stadionraum beschränkten, sondern auch U-Bahn-Stationen, angrenzende Straßen und Hotels umfassten. Phänomene wie Gewalt und Unruhen sind zu einem festen Bestandteil des täglichen Lebens in den Stadien geworden und stellen die vom faschistischen Regime geförderte Vorstellung eines einheitlichen Nationalstaats in Frage. Indem sie sich auf die Erlebnisräume des Fußballs konzentriert, untersucht die Dissertation den gesellschaftlichen und kulturellen Pluralismus hinter dem totalitären System.

Vortrag von Émilie Regnault (Attachée für Denkmalpflege an der Cité de l'architecture in Paris). E. Regnault geht auf die Ausstellung „Il était une fois les stades“ ein. Das Projekt entstand aus einer Idee während der Covid-Pandemie im Jahr 2020 heraus mit der Absicht, eine Ausstellung über den Sport zu konzipieren. Die Ausstellung knüpft an ein Zitat des Architekten Eugène Beaudoin (1934) an: „Es ist besser, Stadien statt Krankenhäuser zu bauen, Vorbeugung statt Behandlung“. Mit dem Aufschwung des Massensports im 20. Jahrhundert wurde das Stadion zu einer wichtigen öffentlichen Einrichtung, später sogar zum Denkmal. Als Austragungsort für nationale und internationale Wettkämpfe wird das Stadion auch zu einem Veranstaltungsort. Seine Bedeutung lädt dazu ein, seine Geschichte, aber auch seine patrimoniale Dimension zu verstehen. Die präsentierten Archivbestände decken den Zeitraum von der Zwischenkriegszeit bis heute ab. Die zahlreichen Archive ermöglichen die Präsentation reichhaltiger und vielfältiger Dokumente: Notizen, Pläne, Modelle und Fotografien. So gliedert sich die Ausstellung in drei aufeinanderfolgende Teile: Demokratisieren, Performen und Globalisieren.

Vorstellung von Tristan Muret: Tristan berichtet über die neuesten Fortschritte seiner Doktorarbeit. Er hat sich dazu auf drei Themen konzentriert: die sportliche Nutzung des Parc des Princes außerhalb des Radsports im Zeitraum 1919-1940; die Entwicklung des städtischen Raums durch die Infrastrukturarchitektur; die Entwicklung eines räumlichen Areals rund um eine sportliche Identität. Tristan konzentriert sich in seiner Studie also auf den Begriff des Raums bzw. der Konstruktion des Sportraums. Daraus ergeben sich vier Themenkomplexe: Entwicklung und Einfügung in die Stadt; Organisation des Raumes; sportliche Praktiken in diesem Bereich; die Nutzung des Stadions in dieser Zone.

Mittwoch, 11.12.24

Präsentation von Aurélien Gérard: Aurélien stellt uns seine neuesten Erkenntnisse vor und betont dabei die Notwendigkeit der Verankerung seiner Forschung in der Stadt Leeds im weitesten Sinne. Nach einem konstruktiven Feedback seines Comité de suivi hat Aurélien seinen Quellenkorpus erweitert, indem er neue Zeitungen der Stadt Leeds konsultierte, um seine Analyse der Medienberichterstattung über Hooliganismus zu vervollständigen. Ein interessanter Ansatzpunkt für seine Arbeit ist die Untersuchung der weiter entfernt lebenden Fans von Leeds United, insbesondere der in Deutschland oder Dublin ansässigen Fangruppen. Eine Reise nach Leeds bot auch die Möglichkeit, weitere nützliche Literatur für das Thema zu bearbeiten. Diese Forschungsreise ermöglichte es Aurélien, eine erste Gliederung für seine Arbeit zu erstellen: einen ersten Teil über die Geschichte des Fußballs in Leeds; einen zweiten über die Geschichte des Hooliganismus; einen dritten mit der Analyse des Zusammenlebens verschiedener Gruppen innerhalb desselben Raumes durch eine Typologie des Publikums der Elland Road, dem Stadion von Leeds United; einen vierten über die parteiisch gefärbte Berichterstattung über das Geschehen an der Elland Road und einem fünften Teil mit der Analyse der Fankultur in Leeds. Aurélien plant, an Gliederung parallel zu einem Artikel für die Zeitschrift Football(s) und zur Vorbereitung eines Studientags an der Universität Namur zu arbeiten, bevor er mit dem Schreiben des Manuskripts für seine Dissertation beginnt.

Vortrag von Clément Mommessin: Clément konzentriert sich in seinem Vortrag auf die architektonische Beschreibung des Salle Beaublanc, der im Zentrum seines Projekts steht. Die Ursprünge dieses Ortes liegen in den 1920er-Jahren, als ein großes landwirtschaftliches Anwesen erworben wurde. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich dieser Ort immer weiterentwickelt, bis er Anfang der 1980er-Jahre nach zahlreichen nicht realisierten Projekten eine überdachte Halle erhielt. Diese Halle, ein lokales Produkt, das dank der gemeinsamen Arbeit von Politikern und Unternehmen der Stadt aus dem Boden gestampft wurde, war ab der Einweihung das sportliche Aushängeschild von Limoges. Diese Einrichtung wurde von und für die Einwohner von Limoges gebaut, die miterleben konnten, wie der Verein Limoges CSP die Halle in Besitz nahm und dort große Basketballmomente erlebte. Seine Ziele für 2025 sind die Verfeinerung der Gliederung seines Dissertationsvorhabens und die Fertigstellung des Quellenkorpus.

Präsentation von Niek Pas (Dozent an der Universität Amsterdam). N. Pas beschäftigt sich mit dem Sport in Französisch-Algerien (1892-1962), insbesondere mit den Velodromen. Niek stützt sich bei der Zusammenstellung seines Quellenkorpus auf die Presse sowohl in Algerien als auch im französischen Mutterland. Die Ikonografie und Bilder von Radsportstätten sind ebenfalls wichtig für die Studie. Die dritte Quellenart ist die Oral History, um Erinnerungen der damals lebenden Familien zu sammeln. Diese verschiedenen Arten von Quellen sollen die zukünftige Veröffentlichung eines Buches über die Velodrome und das Fahrrad in Algerien sowie die Konstruktion kultureller Identitäten von der Einführung des Velozipeds bis heute ermöglichen. Erste Ergebnisse wurden bereits in einem Artikel mit dem Titel „Jour de victoire à Boufarik (April 1959)“ zusammengestellt.

(Bericht verfasst von Corentin Joseph)