Veranstaltungen Sommersemester 2021
Veranstaltungen Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle
Veranstaltungen Dr. Hannah Steurer
Veranstaltungen Dr. Sabine Narr-Leute
Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle
Hauptseminar: Der Napoleon-Mythos bei Stendhal und Balzac
Mittwoch, 10-12 Uhr, online über MS Teams.
Napoleon ist bis heute in Frankreich ein Mythos – nicht zufällig wurde auf den französischen Staatspräsidenten Macron das Bild des jungen Napoleon projiziert. Das Seminar geht dem Ursprung des Mythos am Beispiel zweier großer Romane des 19. Jahrhunderts nach, Stendhals Roman Le Rouge et le noir (1827) und Balzacs Roman Le Colonel Chabert (1832). Beide Romane sind Ausdruck der sozialen Mobilität der nachrevolutionären Gesellschaft zwischen der Epoche Napoleons und der Restauration. In beiden Romanen wird das historische Nacheinander der Epochen in einer singulären Gestalt aufgehoben.
Bei Stendhal, der selbst mit 16 Jahren als junger Leutnant am siegreichen Italienfeldzug Napoleons und später auch an seinem gescheiterten Russlandfeldzug teilnahm, versucht der Sohn eines Müllers, der sich selbst als neuer Napoleon träumt, in der Welt der Restauration Karriere zu machen. Naive, reflexionslose Spontaneität und Leidenschaft – und reflektierte Kälte – scheinen ihn zu zerreißen. Alle von Stendhal angeführten Details werden zu Chiffren einer geschichtlich-politischen Situation der eigenen Jetzt-Zeit, einer Zeit ohne politisches Gesicht, einzig gebunden an die Vorstellung einer wiederherzustellenden Monarchie.
Balzac erzählt die Geschichte eines Waisenkindes, das als Soldat unter Napoleon bis zum Colonel aufsteigt, nach der Schlacht von Eylau für tot gehalten wird und nach einer langen Odyssee wie ein Gespenst in die Epoche der Restauration auftaucht, in der sich alles verändert hat. Balzac hat den neuen Geist der Restauration, der Vermitteltheit aller Lebensverhältnisse, der ironischen Distanz zu den zitierten Lebensformen des Ancien Régime, die schwindelnde Reflexivität und Geistesgegenwart des modernen Lebens in einer bravourösen Kunst des Erzählens evident gemacht.
Das Seminar führt am Beispiel der zu behandelnden Romane in die Narrationstheorie und am Beispiel der filmischen Transposition der beiden Romane in die vergleichende Medienwissenschaft ein.
Anzuschaffende Literatur:
Stendhal: Le Rouge et le Noir, Folio Classique.
Balzac: Le Colonel Chabert, Folio Classique.
Hauptseminar: Zeitgenössische frankophone Lyrik in interkultureller Perspektive
Blockseminar vom 1. bis zum 3. Juli in der Villa Europa (angestrebt in Präsenz).
Vorbereitende Sitzungen: 20. April, 16-18 Uhr, und 8. Juni, 16-18 Uhr, online über MS Teams.
Das Seminar, an dem auch der zeitgenössische Lyriker Jean-Michel Maulpox teilnehmen wird, fragt nach den aktuellen Tendenzen der französischen Lyrik der Gegenwart. Ausgangspunkt bilden der von Jean-Michel Maulpoix geprägte Begriff des „nouveau lyrisme“ und seine Gedichtbände Une histoire de bleu (2005) und L’hirondelle rouge (2017). Dabei interessieren uns gattungstheoretische Grenzverschiebungen, die im poème en prose und poème-roman ihren Ausdruck finden. So sollen das letzte Werk des großen Dichters Yves Bonnefoy L’écharpe rouge (2016) und der von lyrischen Passagen durchsetzte Roman L’Enigme du Retour (2009) des aus Haiti stammenden frankophonen Autors Dany Laferrière untersucht werden. In interkultureller Perspektive treten auch die Gedichte des chinesischen frankophonen Dichters François Chen in den Blick, der wie Dany Laferrière in die Académie française aufgenommen wurde. Die neue Tendenz der Éco-poésie soll am Beispiel von Pinsons programmatischem Text „De la poésie comme écologie“ und an Texten des kanadisch-schweizerischen Autors Martin Rueff analysiert werden.
Anzuschaffende Literatur:
Jean-Michel Maulpoix: Une histoire de bleu, Paris: Gallimard 2005.
Dany Laferrière: L’Enigme du retour, Paris: Grasset (Livre de Poche) 2010.
Weitere Texte werden in Auszügen zur Verfügung gestellt.
Vorlesung: Die französische Literatur nach dem Ende der Moderne. Rückbesinnung und Innovation
Dienstag, 10-12 Uhr, online über MS Teams.
Ist die französische Literatur an ihrem Ende angekommen, wie es die Kassandrenrufe von Tzetvan Todorov (La Littérature en péril, Paris 2007) und Dominique Fernandez (L’Art de raconter, Paris 2007) suggerierten, oder hat sich vielmehr nach den Experimenten von nouveau roman, nouveau théâtre und nouvelle vague eine neue Lust am Erzählen und eine neue Hinwendung zur Lyrik vollzogen? Die Vorlesung geht den neuesten Entwicklungen der französischen und frankophonen Literatur seit den 80er Jahren nach. Dabei werden die Tendenzen des zeitgenössischen Romans ebenso wie die des Theaters und der Lyrik in den Blick genommen. Viel diskutierte Bücher sollen analysiert werden wie Jonathan Littells Les Bienveillantes, Michel Houllebecqs La Soumission, Les Années (2008) von Annie Ernaux oder Didier Eribons Retour à Reims (2010) und die Histoire de la violence (2016) von Edouard Louis, zwei Romane, die beide von Thomas Ostermeier an der Schaubühne inszeniert wurden. Bekannte zeitgenössische Autoren wie Cécile Wajsbrot, Jean-Michel Maulpoix und Jean-Philippe Toussaint werden im Rahmen der Vorlesung aus ihren Werken lesen und über ihre Werke sprechen.
Kolloquium für Examenskandidaten
Dienstag, 16-18 Uhr, online über MS Teams.
Das Kolloquium bereitet auf das Staatsexamen vor und gibt Anleitungen für BA- und MA-Arbeiten. Es besteht aus 2 Blöcken. Zum einen soll die Analyse von lyrischen, narrativen und dramatischen Texten erprobt werden. Zum andern wird die Erstellung von Staats-, BA- und MA-Arbeiten angeleitet und das mündliche Examen wird an konkreten Textbeispielen eingeübt. Zusammen mit der Vorlesung, die jedes Semester einen Überblick über ein Jahrhundert und seine wesentlichen Strömungen bietet, soll auf diese Weise den Studierenden ein literarhistorischer Überblick, ein literaturtheoretischer Ansatz und eine konkrete Übungsmöglichkeit geboten werden.
Dr. Hannah Steurer
Proseminar: Grundlagen der Literaturwissenschaft – Französisch
Mittwoch, 8.30-10 Uhr, online über MS Teams.
Nach Möglichkeit soll das Onlineformat durch Präsenztermine ergänzt werden.
Ziel des Proseminars ist es, StudienanfängerInnen mit Fragestellungen und Arbeitsweisen der französischen und allgemeinen Literaturwissenschaft vertraut zu machen. In einem ersten Teil geht es dabei zunächst um allgemeine Fragen zur Organisation des Studiums des Französischen und grundlegende Techniken/ Hilfsmittel des literaturwissenschaftlichen Arbeitens (Literatursuche in Bibliotheken und Internet, Bibliographieren, Exzerpieren, Anfertigung von Referaten/ Hausarbeiten).
In einem zweiten Teil führt das Seminar in Literaturtheorie und Methodik ein: Fragen zum Literatur- und Textbegriff, Vorstellung ausgewählter Positionen der Literaturwissenschaft, Rhetorik, Metrik, Stilistik, Textkritik, Epochengliederung in der Literaturgeschichtsschreibung. Anhand ausgewählter Beispiele aus verschiedenen Jahrhunderten werden die wichtigsten literarischen Formen der Lyrik, Narrativik und Dramatik behandelt. Eine Einheit stellt die Filmanalyse vor.
Anzuschaffende Literatur:
Jean Racine, Andromaque, Petits Classiques Larousse, ISBN 978-2035868091.
Honoré de Balzac, Sarrasine, Le Livre de poche, ISBN 978-2253193050.
Tutorium: Zur Vertiefung der im Seminar behandelten Inhalte wird ein einstündiges Tutorium angeboten. Die Teilnahme ist freiwillig, aber dringend zu empfehlen!
Dr. Sabine Narr-Leute
Proseminar: L’Orient dans la littérature française du Moyen Âge
Le cours aura lieu en ligne, sur MS Teams, le mardi de 8.30 heures à 10.00 heures.
Deux séances pourront avoir lieu en présentiel vers la fin du semestre, en fonction de l’évolution de la crise sanitaire.
Le Moyen Âge est toujours à la mode, comme la série Game of Thrones en témoigne notamment. Mais surtout, c’est à cette époque que la littérature française se constitue en tant que telle. Un des premiers textes est La Chanson de Roland dans laquelle l’armée des « Francs », sous le roi Charlemagne, subit une défaite désastreuse dans les Pyrénées. Cette « histoire poétique » (G. Paris) est à la fois un poème de la croisade et un poème des relations familiales et amoureuses. Le combat de Roland et d’autres chevaliers contre les Sarrasins représente également une rencontre culturelle entre l’Occident et l’Orient. Comment cet ennemi absolu, cet adversaire venu de l’Orient, comment l’ « Autre » est-il représenté ? Cette chanson de geste si importante pour la littérature française sera au centre de la première partie de notre cours. Nous analyserons en détail cette opposition qui est souvent réduite à la formule marquante : « les Païens ont tort, les Chrétiens ont droit », selon la phrase prononcée par Roland dans cette chanson de geste.
Dans une deuxième partie, nous aborderons Les Aventures merveilleuses de Huon de Bordeaux et d’autres textes (en extrait) mettant en scène un Orient qui devient de plus en plus un lieu d’aventure pour les chevaliers, un lieu esthétique et magique, un lieu qui favorise les relations entre les chevaliers chrétiens et les princesses orientales à tel point que l’opposition religieuse passe au second plan. La comparaison des textes nous fera également découvrir les genres littéraires au Moyen Âge, ainsi que les sujets et les héros médiévaux qui ont fasciné tant de lecteurs à travers les siècles.
Ce cours est une introduction à la littérature française du Moyen Âge de sorte que des connaissances préalables en ancien français ne sont pas exigées.
Édition recommandée :
- La Chanson de Roland (Édition bilingue, Garnier Flammarion, ISBN 978-2080705549, EUR 10,-)
- Les autres textes seront mis à la disposition des étudiants sur MS Teams.
Les critères d’évaluation pour ce cours sont les suivants :
- participation régulière et très active
- exposé et /ou mémoire final selon le « Studiengang » (mémoire final de 12 à 15 pages (en allemand ou en français)