Veranstaltungen Sommersemester 2023
Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle
Vorlesung: Paradigmen der französischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts
Di, 10 - 12 Uhr, Gebäude B2 2 – Hörsaal II
Die Vorlesung stellt wesentliche Paradigmen der französischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts vor. Ausgehend von der Dichtung Guillaume Apollinaires, der die Ästhetik der Moderne des 20. Jahrhunderts wesentlich prägte, sollen in einem ersten Schritt die avantgardistischen Bewegungen des Dadaismus und Surrealismus behandelt werden. Als große, auf keine literarische Bewegung zurückführbare Einzelgestalten sollen darauf Paul Valéry, André Gide und Marcel Proust in den Blick treten. Im folgenden Teil wendet sich die Vorlesung der Zeit nach 1945 zu. Das Frankreich der Nachkriegszeit ist das Frankreich des Existenzialismus Camus’ und besonders Jean Paul Sartres. Von hier läßt sich der Weg in das Theater Anouilhs und das absurde Theater Ionescos und Beckets verfolgen. Die Entwicklung vom nouveau roman zu nouveau nouveau roman und nouvelle autobiographie wird in einem nächsten Schritt bei Nathalie Sarraute, Robbe-Grillet und Claude Simon dargestellt. Im letzten Teil der Vorlesung sollen die neusten Tendenzen des Romans, des Theaters und der Lyrik behandelt werden. Nach den Experimenten von nouveau roman, nouveau théâtre und nouvelle vague hat sich eine neue Lust am Erzählen und eine neue Hinwendung zur Lyrik vollzogen. Dabei werden auch viel diskutierte Bücher vorgestellt wie Jonathan Littells Les Bienveillantes (2006), Michel Houllebecqs Soumission (2015), Les Années (2008) von Annie Ernaux oder Didier Eribons Retour à Reims (2010) und die Histoire de la violence (2016) von Edouard Louis. Bekannte zeitgenössische Autoren wie Cécile Wajsbrot, Jean-Michel Maulpoix und Jean-Philippe Toussaint werden im Rahmen der Vorlesung aus ihren Werken lesen und über ihre Werke sprechen.
Hauptseminar: Fragen der medialen Realisierung in Marcel Prousts Roman "A la recherche du temps perdu": Sprache, Malerei, Musik, Photographie und Film
Mi, 10 - 12 Uhr, Gebäude A2 2 – Raum 2.16
« Longtemps, je me suis couché de bonne heure ». Bereits dieser erste Satz von Prousts großem Roman A la Recherche du temps perdu ist unübersetzbar, weil in « bonne heure » zugleich das mit der Erinnerung verbundene Glück – « bonheur » – aufscheint. Das Wort- und Zeitkunstwerk Marcel Prousts sucht eine Sprache für die subtilsten Denk- und Gefühlsbewegungen, die den Prozess der Erinnerung begleiten. Im ersten Teil des Seminars werden deshalb zentrale Passagen aus der Recherche im Mittelpunkt einer gemeinsamen textnahen Lektüre stehen. Proust selbst räumte den Medien der Malerei und der Musik einen großen Stellenwert in seinem Werk ein, aber er interessierte sich auch für die Medien der Photographie und des Films. Selbst das Telefon erhält eine eigene Bedeutung. In einem zweiten Schritt wird aus diesem Grund eine medienästhetische Perspektive in den Vordergrund der Interpretation zentraler Textauszüge treten. Da der Roman eine Vielzahl von filmischen Transpositionen herausforderte, mit dem Medium des Films auf das Medium der Schrift zu antworten, sollen diese ebenso wie die Bande dessinée von Stéphane Heuet analysiert werden. Eine enge Kooperation mit dem Kino 8 1/2, das die Filme Céleste (Percy Adlon, 1981), Eine Liebe von Swann (Volker Schlöndorff, 1984) und Le Temps retrouvé (Raoul Ruiz, 1999) zeigen wird, ist vorgesehen.
Ein Reader mit den zu analysierenden Passagen mit einer deutschen Übersetzung wird zur Verfügung gestellt.
Zur Anschaffung empfohlen:
Marcel Proust, A la recherche du temps perdu. Du côté de chez Swann. Édition d'Antoine Compagnon, Paris: Folio 2001, ISBN 978-2070379248.
Diese Ausgabe ist bereits jetzt in der Campus-Buchhandlung Bock & Seip vorrätig.
Hauptseminar: Maupassants Novellen im Kontext der Soirées de Médan
Di, 16 - 18 Uhr, Gebäude A2 2 – Raum 2.02
Guy de Maupassant gehört zu den großen französischen Erzählern des 19. Jahrhunderts. Vor allem seine Novellen haben ihn bekannt gemacht. Mit der psychologischen Novelle Boule de suif erfuhr er seinen Durchbruch als Schriftsteller. Die Novelle entstand im Kontext der sogenannten Soirées de Médan. Eine Gruppe von Autoren hatte sich um Emile Zola zusammengefunden, um im Kontext des deutsch-französischen Kriegs (1870-1871) Texte zu verfassen, die in einem Sammelband veröffentlicht wurden und die naturalistische Schule begründeten. Im Seminar sollen zunächst die Novellen aus diesem Sammelband, neben Boule de Suif, L’Attaque du moulin von Zola und Le Sac au dos von Joris-Karl Huysmans behandelt werden. Dabei wird Alfred Gulden, der das Drehbuch für die Verfilmung von Boule de Suif schrieb, diesen Film vorstellen. In einem weiteren Schritt werden weitere Novellen Maupassants analysiert.
Zur Anschaffung empfohlen:
Les Soirées de Médan, présentation par Alain Pagès et Jean-Michel Pottier, Paris: Flammarion 2015, ISBN 978-2081256231.
Diese Ausgabe ist bereits jetzt in der Campus-Buchhandlung Bock & Seip vorrätig.
Kolloquium zur Examensvorbereitung
Do, 14 - 16 Uhr, Gebäude A2 2 – Raum 2.09
Das Kolloquium bereitet auf das Staatsexamen vor und gibt Anleitungen für BA- und MA-Arbeiten. Es besteht aus 2 Blöcken. Zum einen soll die Analyse von lyrischen, narrativen und dramatischen Texten erprobt werden. Zum andern wird die Erstellung von Staats-, BA- und MA-Arbeiten angeleitet und das mündliche Examen wird an konkreten Textbeispielen eingeübt. Zusammen mit der Vorlesung, die jedes Semester einen Überblick über ein Jahrhundert und seine wesentlichen Strömungen bietet, soll auf diese Weise den Studierenden ein literarhistorischer Überblick, ein literaturtheoretischer Ansatz und eine konkrete Übungsmöglichkeit geboten werden.
Dr. Sabine Narr-Leute
Proseminar: Grundlagen der Literaturwissenschaft – Französisch
Di, 14 - 16h, Gebäude A2 2 – Raum 2.03.
Beginn: 11. April 2023
Inhalt des Proseminars:
Ziel des Proseminars ist es, StudienanfängerInnen mit Fragestellungen und Arbeitsweisen der französischen und allgemeinen Literaturwissenschaft vertraut zu machen. In einem ersten Teil geht es dabei zunächst um allgemeine Fragen zur Organisation des Studiums des Französischen und grundlegende Techniken/ Hilfsmittel des literaturwissenschaftlichen Arbeitens (Literatursuche in Bibliotheken und Internet, Bibliographieren, Exzerpieren, Anfertigung von Referaten/ Hausarbeiten).
In einem zweiten Teil führt das Seminar in Literaturtheorie und Methodik ein: Fragen zum Literatur- und Textbegriff, Vorstellung ausgewählter Positionen der Literaturwissenschaft, Rhetorik, Metrik, Stilistik, Textkritik, Epochengliederung in der Literaturgeschichtsschreibung. Anhand ausgewählter Beispiele aus verschiedenen Jahrhunderten werden die wichtigsten literarischen Formen der Lyrik, Narrativik und Dramatik behandelt. Eine Einheit stellt zudem die Filmanalyse vor.
Zur Anschaffung empfohlene Bücher:
Bitte beachten Sie, dass folgende Ausgaben bereits jetzt in der Campus-Buchhandlung Bock & Seip vorrätig sind.
- Balzac, Le Colonel Chabert, Reclam Fremdsprachentexte, ISBN 978-3150091593
- Racine, Andromaque, Petits Classiques Larousse (Édition spécial lycée), ISBN 978-2035868091
Tutorium: Zur Vertiefung der im Seminar behandelten Inhalte wird ein einstündiges Tutorium angeboten. Die Teilnahme ist freiwillig, jedoch dringend zu empfehlen! Die Uhrzeit des Tutoriums wird in Absprache mit den Studierenden in der ersten Sitzung festgelegt.
Hinweis: Das Proseminar "Grundlagen der frz. Literaturwissenschaft" und die Vorlesung "Paradigmen der französischen Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts" von Frau Prof. Dr. Oster-Stierle sollen im gleichen Semester belegt werden, da sie mit einer gemeinsamen Klausur abschließen. Beide Kurse können bereits im 1. Semester belegt werden.
Anmeldung und Kursformat: Die Anmeldung erfolgt über LSF. Bitte überprüfen Sie regelmäßig Ihre Uni-E-Mail-Adresse.
Die Abschlussklausur/Modulprüfung für das Basismodul Literaturwissenschaft (Vorlesung + Proseminar) findet am 25.7.2023 statt.
Prüfungsleistung:
- Lehramt: 3 CP, Modulprüfung (Klausur mit Vorlesung Literaturwissenschaft zusammen. HINWEIS: Vorlesung und Einführungsproseminar sollen im gleichen Semester belegt werden.)
- Bachelor (Romanistik HF und NF / EuLit): 4 CP, Modulprüfung (Klausur mit Vorlesung Literaturwissenschaft zusammen. HINWEIS: Vorlesung und Einführungsproseminar sollen im gleichen Semester belegt werden.)
Falls Sie den Kurs im Rahmen eines anderen Studiengangs als den oben genannten belegen, entnehmen Sie die Prüfungsleistung und die CP bitte Ihrer Studienordnung.
Dr. Claude Élise Paul
Proseminar: La nouvelle française : histoire et caractéristiques d'un genre singulier
Di, 14 - 16h, Gebäude C5 4 – Raum 1.19
Beginn: 11. April 2023
Ce cours a pour objectif l’acquisition d’une palette de savoirs et de compétences visant à l’analyse textuelle d’œuvres relevant du genre spécifique de la nouvelle. Se définissant comme un genre de récit en prose de longueur moyenne, ou un exemplaire unique de ce genre, la nouvelle présente en effet une structure paradoxale : si un certain nombre de signaux textuels et le récit-cadre mettent l’accent sur la dimension sociale et ludique ainsi que sur l’oralité de la situation narrative originelle, d’autres caractéristiques, telles que la prédominance de l'événementiel, l'intensification dramatique et tragique, le resserrement de l'intrigue ou l'élaboration d'une chute inattendue, font de la nouvelle un genre littéraire extrêmement sophistiqué. L'objectif du cours est d'étudier les caractéristiques spécifiques de la nouvelle à l'aide de textes choisis et de donner un aperçu de l'histoire de ce genre littéraire et de son évolution en France, de l’Heptaméron de Margueritte de Navarre jusqu’au XIXe siècle.
Les œuvres abordées serviront de fondement à un cours interactif que les participants pourront marquer de leur empreinte. Les savoirs et compétences acquis seront approfondis grâce à divers exercices et travaux de groupe. Le cours sera donné exclusivement en langue française.
Literatur:
Les exemplaires peuvent être à commandés auprès de la librairie Bock & Seip (Campus). En ces temps difficiles, pensez à soutenir les librairies locales et en vous y procurant vos ouvrages.
Weitere Texte werden den Studierenden zum Semesterbeginn in Form eines Readers zur Verfügung gestellt.
Studienleistung: Aktive Mitarbeit im Unterricht, Referat (20 Min.) mit Handout
Prüfungsleistung: Hausarbeit ca. 12-15 S., inkl. Zusammenfassung der Hausarbeit in der "anderen Sprache" (auf Französisch, wenn die Hausarbeit auf Deutsch geschrieben wurde; auf Deutsch, wenn die Hausarbeit auf Französisch geschrieben wurde) von ca. 15 Zeilen.