Zwischen Leipzig und Paris: Bachs französische Netzwerke während der 1720er und 30er Jahre

Dr. Margret Scharrer (Universität Bern)

Über die Rezeption französischer Musik im Œuvre Johann Sebastian Bachs existieren einige Forschungen. Die meisten davon konzentrieren sich auf seine Tastenmusik, Formen der Instrumentalmusik generell, aufführungspraktische Fragen sowie Abschriften von französischem Repertoire von Bach selbst, seiner Schüler oder anderer Personen aus seinem Umfeld. Der geplante Vortrag richtet dezidiert den Blick auf die 1720er und 30er Jahre und zeigt ein großes Spektrum an Möglichkeiten auf, wie die Familie Bach durch unterschiedlichste Mittler in den Kontakt mit französischen Kompositionen gekommen sein könnte. Dass der Thomaskantor die französische Musik seiner Zeit keinesfalls zu den „Randerscheinungen“ zählte, sondern ihr auch direkt in Leipzig einen nennenswerten Platz einräumte, offenbart nicht zuletzt sein Entwurff einer wohlbestallten Kirchen Music, den er 1730 an den Leipziger Rat richtete. In diesem forderte er, dass Instrumentalisten, dazu „capable seyn [sollten], allerhand Arthen von Music, sie komme nun aus Italien oder Franckreich, Engeland oder Pohlen, sofort ex tempore zu musiciren“. Besonders in den Fokus des Vortrags geraten allerdings Bachs Repertoire-Kenntnisse der französischen Gambisten.

 

Margret Scharrer studierte Musikwissenschaft, Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Université Charles de Gaulle in Lille und der Université Paris-Sorbonne. Die Promotion erfolgte 2011 an der MLU Halle-Wittenberg mit einer Arbeit zum Thema Zur Rezeption des französischen Musiktheaters an deutschen Residenzen im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert. Zwischen 2012 und 2018 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin, Lehrkraft für besondere Aufgaben und Lehrbeauftragte am Institut für Musikwissenschaft der Universität des Saarlandes. Seit 2019 ist sie Postdoktorierende am Institut für Musikwissenschaft der Universität Bern in dem vom SNF geförderten Projekt: Der Klang der Macht: Klanglichkeit als intermediale Kategorie höfischer Festrituale in interkultureller Perspektive im 15.-17. Jahrhundert. Seit Oktober 2022 leitet sie dort auch als Assistierende interimistisch den Studiengang Musikwissenschaft. Sie ist zudem Mitherausgeberinnen des Schweizer Jahrbuchs für Musikwissenschaft.