Computergestützte Analyse harmonischer Strukturen (DFG-Projekt)
Leitung: Prof. Dr. Rainer Kleinertz, Prof. Dr. Meinard Müller, PD Dr. Stephanie Klauk, Prof. Dr. Christof Weiß
Mitarbeiter: Dr. Vlora Arifi-Müller, Marcel Klinke M. A., Michael Krause M. Sc., Pascal Schmolenzky B. A.
Das Projekt wird seit 2014 an den Standorten Saarbrücken (Universität des Saarlandes) und Erlangen (International Audio Laboratories, Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) / Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) durchgeführt. Sein Ziel ist die Erforschung computergestützter Verfahren zur Analyse harmonischer Strukturen am Beispiel der Klaviersonaten Ludwig van Beethovens und der Ring-Tetralogie Richard Wagners mit der zentralen Forschungsfrage, inwiefern einerseits informatische Methoden gewinnbringend im Bereich der Historischen Musikwissenschaft eingesetzt werden können und inwieweit andererseits musikwissenschaftliche Fragestellungen zu neuen Herausforderungen in der Informatik führen.
In der ersten Projektphase wurden zum einen symbolisch kodierte Notentexte, zum anderen annotierte Musikaufnahmen der betreffenden Werke erstellt und Visualisierungskonzepte für beide Zugriffsweisen erarbeitet. Eine grafische Benutzerschnittstelle verknüpft die Takte der Partituren mit den Zeitrastern verschiedener Aufnahmen und ermöglicht eine interaktive Arbeitsweise zur Analyse großformaler Strukturen. In Kombination mit historisch-hermeneutischen Methoden wurde dieser Analysezugriff auf Wagners gesamten Ring angewandt.
In der zweiten, vertiefenden Phase des Projektes wurde ein cross-modaler Ansatz entwickelt, in dem zum einen Audio- und Notentext-basierte Analysen, zum anderen innerhalb der tonartbezogenen Verfahren die Analysen auf Basis von Dreiklängen und von diatonischen Skalen verglichen und kombiniert werden können. Neben der in mehreren Publikationen dargelegten Anwendung der Verfahren auf Teile von Wagners Ring wurden auch die Kopfsätze von Beethovens Klaviersonaten und ein umfangreiches Korpus an Streichquartetten des 18. Jahrhunderts computergestützt analysiert. Die beiden aktuellen Forschungsschwerpunkte bilden die Vergleiche von Expositionen und Reprisen in den Beethoven-Sonaten sowie weiterführende Studien zu Wagners Harmonik anhand von Ausschnitten aus Tristan und Isolde.