Hybride Musikedition. Ein Kompromiss zwischen analog und digital?
Dennis Ried M. A. (Universität Paderborn)
Vor 15 Jahren wurden zwei groß angelegte Editionsprojekte (OPERA – Spektrum des europäischen Musiktheaters in Einzeleditionen, Max-Reger-Auswahlausgabe) ins Leben gerufen, die den Beginn der hybriden Musikedition markieren. Im Jahr 2023 sind diese beiden Projekte am Ende ihrer Laufzeit angekommen, doch die Methode der hybriden Edition scheint sich bewährt zu haben, schließlich findet wird diese auch in später begonnenen Langzeitprojekten Anwendung (Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe, Erich Wolfgang Korngold Werkausgabe). Doch wozu hat sich die hybride Musikedition in den letzten 15 Jahren entwickelt und wie digital sind solche Editionen in Anbetracht der technischen Möglichkeiten unserer Zeit? Hat die hybride Musikedition in ihrer jetzigen Form eine Zukunft und ist Hybridität mehr als ein Kompromiss zwischen analog und Digital? Diesen und weiteren Fragen widmet sich meine Dissertationsschrift, die im Sommer 2023 an der Hochschule für Musik Karlsruhe einzureichen ist.
Das Referat soll einen Überblick über die Inhalte und Ergebnisse meines Dissertationsprojektes bieten und schwerpunktmäßig kritische Fragen nach dem Status quo hybrider Musikeditionen erörtern.
Dennis Ried studierte von 2010 bis 2017 die Fächer Germanistik (B.A.) und Musikwissenschaft (B.A., M.A.) am Karlsruher Institut für Technologie sowie an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Seit Herbst 2017 promoviert er an letzterer zu methodischen Fragen der hybriden Musikedition. Von 2018–2021 war Dennis Ried als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Reger-Institut in Karlsruhe, seit 2019 auch als Editor und Herausgeber in der Reger-Werkausgabe beschäftigt. Von Beginn an (2018) betreut er den Aufbau der digitalen Forschungsdatenbanken des Joachim-Raff-Archivs (Lachen/SZ, CH) und pflegt deren Online-Portal.
2022 wurde er zum Administrative Co-chair der Metadata and Cataloging Interest Group der Music Encoding Initiative gewählt.
An der Universität Paderborn ist er im DFG-Projekt Henze Digital als Digital Humanist beschäftigt.
Zu seinen Arbeits- und Forschungsschwerpunkten zählen Männerchormusik um 1900, Musikedition, digitale Musikphilologie, Transformationsprozesse von XML-basierten Datenstrukturen sowie deren Analyse.