Die ersten Privatsammler von Musikinstrumenten des Prager Nationalmuseums
Dr. Daniela Kotašová (Nationalmuseum - Tschechisches Museum für Musik)
Der Beitrag stellt die Geschichte der Musikinstrumentensammlung des Nationalmuseums in Prag vor, in der Spenden und Nachlässe von Privatsammlern in vielen Fällen zu den wertvollsten Erwerbungen der zweiten Hälfte des 19. Bis zur Mitte des 20. Jahrhundert gehören. Eine der ersten Sammlungen von Musikinstrumenten wurde 1882 von Antonín Buchtel (1804–1882) erworben, einem regionalen Sammler, Priester und Pfarrer, der aus einer kleinen Stadt in Ostböhmen stammte. Einen besonderen Platz in der Prager Sammlung nehmen Vermächtnisse von tschechischen Musikern und Lehrern ein. Die Harfensammlung aus dem Nachlass von Marie Zunová (1897–1961) ist in dieser Hinsicht einzigartig, zum Beispiel eine zweireihige chromatische Harfe mit gekreuzten Saiten von der Pariser Firma Pleyel Wolff Lyon & Cie (No. 433, aus dem Jahr 1904).
Die Autorin stellt ihr aktuelles Forschungsprojekt zur umfangreichen Sammlung von Instrumenten kurz vor, mit Schwerpunkt auf Chorodophonen, die der tschechische Geigenbauer und leidenschaftliche Sammler Karel Boromejský Dvořák (1856–1909) nach und nach angesammelt hat. Dieser Prager Geigenbauer arbeitete während seiner Lehrzeit u. a. für den französischen Hersteller Hippolyte Chrétien Silvestre und die renommierte Pariser Firma Gand & Bernardel.
Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Präsentation neuer Forschungsergebnisse zu ausgewählten Sammlungen des Prager Nationalmuseums, von denen viele bereits in Form von gedruckten Katalogen veröffentlicht wurden, mit Einordnung in den breiteren historischen, soziologischen und kulturellen Kontext. Es werden Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen diesen Sammlungen festgestellt, die durch die Zeit und Milieu ihrer Entstehung und auch durch die Persönlichkeiten ihrer Besitzer geprägt wurden. Anhand ausgewählter Exemplare wird das Thema Rekonstruktion und Frage der korrekten Bestimmung des Instrumentenbauers thematisiert.
Daniela Kotašová arbeitet als Kuratorin für Musikinstrumente im Nationalmuseum – dem Tschechischen Museum für Musik in Prag. Sie studierte Musikwissenschaft an der Karls-Universität in Prag, der Masaryk-Universität in Brünn und absolvierte Studienaufenthalte in zwei deutschen Museen. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören Zupfinstrumente, Geschichte des böhmischen Musikinstrumentenbaus und organologische Ikonographie. Ihre neuste Publikation beschäftigt sich mit Harfen im Prager Nationalmuseum.