Laura Frahm

Laura Frahm

Modernität und Wandel. Transformationen des urbanen Raums in „Jonas" (1957)

 

Ausgehend von der zentralen Denkfigur, dass sich in Ottomar Domnicks Film Jonas (1957) zwei divergente Raumsysteme – ein genuin moderner, zeichenhafter Stadtentwurf und die (Stadt-)Bilder einer traumatischen Vergangenheit – überkreuzen, geht dieser Beitrag den daraus resultierenden Raumdynamiken und Transformationen des urbanen Raums nach. Als genuin ‚moderner‘ Film apostrophiert, löst Jonas die Stadt in ihre Fragmente, Versatzstücke und Einzelteile auf, die nicht mehr eindeutig aufeinander rückführbar erscheinen. In seiner radikalen Abstraktion des Städtischen besetzt Jonas eine Sonderstellung innerhalb der Entwicklungslinie der filmischen Stadt. Im selben Zuge führt er die filmischen Verfahren der Raumkonstruktion zu einer neuen Dichte, indem er einerseits im Auseinandertreten von Visuellem und Auditivem und andererseits im Ineinandergreifen von Innenwelt (der Figuren) und Außenwelt (der Stadt) eine Aussage über eine zu komplex und zu widersprüchlich gewordene urbane Umwelt beinhaltet. Überformt werden diese beiden Raumfiguren durch die Spiegelungen, Doppelungen und Lichtreflexe, welche die urbane Welt instabil und unsicher werden lassen, während sie zugleich von der zunehmenden Ununterscheidbarkeit räumlicher Parameter zeugen. In seinen wechselnden, sich kontinuierlich verschiebenden Raumbildern positioniert sich Jonas an einer Schnittstelle, die sowohl den städtischen Raum im Umbruch zwischen Nachkriegszeit und Wiederaufbau als auch den filmischen Umbruch der Bilder betrifft, während er im selben Zuge die komplexen Überkreuzungsverhältnisse zwischen der Wiederkehr des Vergangenen und dem Wandel des Gegenwärtigen thematisiert.