Veranstaltungen
Podiumsdiskussion: Kolonialgeschichte und postkoloniale Perspektiven in der deutschen und französischen Theaterszene
Zeit: Mittwoch, 30. Juni 2021, 18.00-20.00 Uhr
Ort: online über Microsoft Teams
Anmeldung unter: florence.baillet(at)uni-saarland.de
Öffentliche Veranstaltung in deutscher und französischer Sprache.
Im Rahmen dieser Online-Podiumsdiskussion diskutieren Frau Dr. Charlotte Bomy und Dr. Pénélope Dechaufour gemeinsam mit Studierenden postkoloniale Fragen und Debatten in der deutschen und in der französischen Theaterszene.
- Frau Dr. Charlotte Bomy ist Theaterwissenschaftlerin und Germanistin (Promotion 2008). Sie arbeitet als freie Übersetzerin mit Schwerpunkt Theater und Geisteswissenschaften in Berlin. Im Rahmen der Buchreihe Drama Panorama, die beim Neofelis Verlag erscheint, co-kuratiert sie mit Lisa Wegener die Anthologie Afropéen*nes – afrodiasporische Dramatik aus Frankreich.
- Frau Dr. Pénélope Dechaufour ist "Maître de conférences" (Dozentin) für Theaterwissenschaft an der Universität Montpellier in Frankreich (Promotion 2018). Sie forscht zum zeitgenössischen frankophonen Theater. Mit Sylvie Chalaye gibt sie 2015 den Band Afropéa - Un territoire culturel à inventer heraus. Sie veröffentlicht regelmäßig wissenschaftliche Beiträge zum frankophonen Theater (u.a. zu Kossi Efoui).
Eröffnungsvorlesung der Gastdozentin Prof. Dr. Florence Baillet
Zeit: Dienstag, 20.04.21, 18.15 Uhr
Ort: Online-Veranstaltung über die Internetplattform Zoom
Theatergeschichte in transnationaler Perspektive
Eine transnationale Perspektive legt den Akzent auf Zirkulationen, Grenzüberschreitungen und Transferprozesse. Dieser methodische Perspektivwechsel ist besonders aufschlussreich im Hinblick auf die Verflechtungen zwischen dem deutschsprachigen und dem französischsprachigen Theater: Man denke an die Art und Weise, wie Johann Christoph Gottsched sich im 18. Jahrhundert auf das französische Modell stützte, um ein deutsches "Nationaltheater" zu etablieren. Mit der transnationalen Perspektivierung entsteht eine andere Theatergeschichte, welche die Infragestellung von Narrativen bisheriger national orientierter Theatergeschichtsschreibungen und eine Dezentrierung – auch eine Dezentrierung des Eurozentrismus – ermöglicht. Im Vortrag wird auf konkrete Beispiele eingegangen wie die Uraufführung (und die Aufführungen) von Aimé Césaires Stück La Tragédie du Roi Christophe im Jahre 1964 in Salzburg (und anschließend in Wien sowie in Berlin) oder die in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre beginnende Rezeption des Werks Heiner Müllers in Frankreich. Untersucht werden nicht nur die Verstrickungen zwischen nationalen und transnationalen Prozessen, sondern auch der besondere Blick auf die Theaterkunst, der daraus entsteht: In den Vordergrund rückt nämlich eine Auffassung des Theaters als dynamisches und entgrenztes Netzwerk, d. h. als transnationale und transdisziplinäre Konstellation von Personen, Praktiken und Materialitäten.
Lehrveranstaltungen
(Theatertexte im Kontext von Migration)
Zeit: donnerstags, 15.04.-08.07.21, 10.15 bis 11.45 Uhr
Ort: Online-Veranstaltung über MS Teams, inkl. zweier Präsenztermine (Änderungen vorbehalten)
LSF-Nummer: 129624
Im Hinblick auf die Frage von Migration und Transkulturalität ist manchmal – im Vergleich zum Roman – von einem Nachholbedarf des Theaters die Rede gewesen. In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich aber das Theater verstärkt mit solchen Fragestellungen auseinandergesetzt. Ziel des Seminars ist es, ausgewählte Theatertexte zu untersuchen, die sich seit dem Anfang des 21. Jahrhunderts mit der Migration befassen: Inwiefern lässt das Theater "Migranten" sichtbar und hörbar werden? Welche Rolle spielen hierbei Körperlichkeit und Performativität? Im Gegensatz zu einer oft allzu einseitigen Konzentration auf autobiographische oder dokumentarische Aspekte soll im Seminar versucht werden, die ästhetische Dimension der Werke stärker zur Geltung zu bringen. Es werden außerdem sowohl deutschsprachige als auch französischsprachige Theatertexte analysiert, um spezifische, lokale Kontexte zu berücksichtigen und zugleich eine transnationale Perspektivierung zu ermöglichen.
Behandelte Werke:
- Nuran David Calis: Café Europa (2006), Emine Sevgi Özdamar: Perikizi (2010), Elfriede Jelinek: Die Schutzbefohlenen (2013).
- Marie N’Diaye: Papa doit manger (2003), Sonia Chiambretto: Chto (2006), Aiat Fayez: Les corps étrangers (2011).
Unterrichtssprache: Französisch
Zeit: donnerstags, 15.04.-15.07.21, 14.15 bis 15.45 Uhr
Ort: Online-Veranstaltung über MS Teams, inkl. zweier Präsenztermine (Änderungen vorbehalten)
LSF-Nummer: 129625
Über das Phänomen der Globalisierung ist seit den 1980er Jahren viel debattiert worden, was sich auch im zeitgenössischen Theater niederschlägt. Im Blickpunkt des Seminars stehen veränderte Raum-Zeit-Strukturen (im Zeichen der Vernetzung, der Rahmen-Sprengung, der Beschleunigung sowie der Simultaneität …), die mit Globalisierungsprozessen assoziiert werden und sich in neuen, als postdramatisch geltenden Theaterformen widerspiegeln. Der Analyse postdramatischer Theatertexte und den dafür nötigen Analysekategorien wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Anhand ausgewählter französischsprachiger und deutschsprachiger Theaterstücke sollen verschiedene Aspekte, Auffassungen und Darstellungsweisen der Globalisierung sowie Stellungnahmen zu Auswirkungen globaler Prozesse im Hinblick auf den jeweiligen Sprach- und Kulturraum beleuchtet werden.
Behandelte Werke:
- Falk Richter: Electronic City (2004)und Unter Eis (2004), Roland Schimmelpfennig: Der Goldene Drache (2009).
- Michel Vinaver: A la renverse (1980) und 11 septembre 2001- 11 September 2001 (2002), Alexandra Badea: Pulvérisés ! (2012).
Unterrichtssprache: Deutsch
Datum: mittwochs, 14.04.-14.07.21, 12.15 bis 13.45 Uhr
Ort: Online-Veranstaltung über MS Teams, inkl. zweier Präsenztermine (Änderungen vorbehalten)
LSF-Nummer: 129626
Das Seminar widmet sich Verflechtungen zwischen dem deutschsprachigen und dem französischsprachigen Theater, wobei gemäß der Kulturtransferforschung auf konkrete Fallbeispiele, Konstellationen und Akteure Rücksicht genommen wird. Nach einer historischen Perspektivierung wird auf die zweite Hälfte der 1950er und auf die erste Hälfte der 1960er Jahre als besonderen Moment der deutsch-französischen Theatergeschichte fokussiert. Ausgehend vom Intellektuellen- und Theatermacher-Netzwerk um die Zeitschrift Théâtre populaire (s. Nicole Colins und Marco Consolinis Publikationen dazu) und von der Analyse französischer Theatertexte (z. B. Arthur Adamovs Stücke) soll einerseits Bertolt Brechts Erfolg in Frankreich, die sogenannte "Brechtomanie" nach den Pariser Gastspielen des Berliner Ensembles in den Jahren 1954 und 1955, untersucht werden. Andererseits sollen die Rezeption des sogenannten "absurden Theaters" (s. Marie-Christine Gays Forschungsarbeit) im deutschsprachigen Raum thematisiert und hierbei Theaterstücke Wolfgang Hildesheimers analysiert werden. Im Laufe des Seminars wird der Versuch unternommen, das Konzept einer transnationalen Theatergeschichte zu reflektieren.
Werkauswahl:
Bertolt Brecht: Mutter Courage und ihre Kinder (1939), Arthur Adamov: Paolo Paoli (1957) und La politique des restes (1962).
Eugène Ionesco: Les Chaises (1951), Wolfgang Hildesheimer: Spiele, in denen es dunkel wird: Die Pastorale oder Die Zeit für Kakao/ Die Uhren/ Landschaft mit Figuren (1958) und Über das absurde Theater (1960).
Unterrichtssprache: Deutsch
Die Lehrveranstaltungen sind offen für Studierende aller Fächer sowie für Gasthörer:innen an der Universität des Saarlandes.