27.05.2024

Der Matilda-Effekt: Wie Frauen in der Wissenschaft unsichtbar werden

Namensgeberin des Phänomens ist die US-amerikanische Frauenrechtlerin, Aktivistin und Soziologin Matilda Joslyn Gage. Im Jahr 1870 schrieb sie ein Pamphlet mit dem Titel Woman as Inventor – Frauen als Erfinderinnen – und verurteilte die damals weit verbreitete Idee, Frauen besäßen keinen erfinderischen Drang und kein wissenschaftliches Talent.

Auswirkungen auf die aktuelle Forschung: Die Gender Citation Gap

Trotz enormer Fortschritte im Bereich der Geschlechtergerechtigkeit in der Forschung in den letzten Jahrzehnten, ist der Matilda-Effekt bis heute relevant: Nobelpreisgewinner sind noch immer hauptsächlich weiß und männlich, vor allem in den MINT-Kategorien, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Und auch abseits des Nobelpreises zeigt sich der Effekt bis heute. Während Frauen damals kämpfen mussten, um überhaupt ernst genommen zu werden, sind Überreste der misogynen Sichtweise von früher heute immer noch zu erkennen.

Messbar ist das an der sogenannten Gender Citation Gap. Diese besagt: In wissenschaftlichen Arbeiten werden überproportional häufig männliche Forschende zitiert, während weibliche Forschende ausgelassen werden. „Der Matilda-Effekt zeigt eine erstaunliche Persistenz, und das, obwohl der Frauenanteil auf allen akademischen Karrierestufen deutlich ansteigt“, sagt Malte Steinbrink, Inhaber des Lehrstuhls für Anthropogeographie der Universität Passau und Koautor einer aktuellen Studie, die den Matilda-Effekt in der Humangeographie erforscht. Veröffentlicht werden die Ergebnisse in diesem Jahr in dem Fachmagazin GW-Unterricht.

Mit seinen Kollegen Philipp Aufenvenne, Christian Haase und Max Pochadt untersuchte er die Unterschiede in der Häufigkeit, mit der Frauen und Männer in wissenschaftlichen Arbeiten zitiert werden. Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: „In der deutschen Humangeographie ist die Zitationsrate der Frauen um fast 40% niedriger“, so Aufenvenne. Das sei in anderen Disziplinen ähnlich.

Hier  geht's zum vollständigen Artikel von Lisa Lamm.