Alessandra Bost
Assoziierte Doktorandin im Nachwuchskolleg Europa
Kirchen- und Theologiegeschichte
Besuchsadresse:
Gebäude A4 2, Raum 2.14
66123 Saarbrücken
Mail:alessandra.bost(at)uni-saarland.de
Telefon: +49 (0)681 302-3570
Alessandra Bost arbeitete nach Ihrem 1. Staatsexamen zunächst am Lehrstuhl für Praktische Theologie und Sozialethik der Universität des Saarlandes. Seit 2020 ist Sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am dortigen Lehrstuhl für Kirchen- und Theologiegeschichte und externe Lehrbeauftrage im Bereich Fundamentaltheologie und Dogmatik der Universität Landau. Seit April 2023 ist sie Mitglied im Nachwuchskolleg Europa. In Ihrer Dissertation befasst Sie sich aktuell mit der Mariendarstellung im Kontext der italienischen Mystikerin Maria Maddalena de’ Pazzi. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Mariologie, der frühneuzeitlichen/nachtridentinischen Frauenmystik (Schwerpunkt Italien), der Frauen- sowie der konfessionellen Identitätsforschung.
Die ‚Jungfrau Maria‘ als konfessioneller Marker und Ausdruck weibliche katholischer Identität in nachtridentinischer Zeit am Beispiel der ekstatischen Schriften Maria Maddalena de’Pazzis (1566–1607) (Arbeitstitel)
Die neuere Tridentinumsforschung, so Günther Wassilowsky, verwirft beinahe gänzlich das bislang bestehende Bild des Konzils als ein fixes Mauerwerk an Dekreten und verpflichtenden Neuregelungen innerhalb der katholischen Kirche. Vielmehr sind es die Ambivalenzen und Interpretationsfreiräume, welche durch die zum Teil gezielt offenen Formulierungen entstanden und einer individuellen Deutung bedürfen. In diesem zeitlichen Kontext stellt sich daher insbesondere die Frage nach konfessioneller Identität, deren Ausdruck sowie die damit verbundene Abgrenzung gegenüber dem zunehmend erstarkenden Protestantismus. Diese Frage bleibt bis heute relevant, dient doch das Tridentinum weiterhin als ein Bezugspunkt für die Selbstdefinition der Strömungen innerhalb des Katholizismus und des Katholizismus nach außen.
Vor diesem Hintergrund befasst sich das Dissertationsprojekt mit dem Marienbild der florentinischen Mystikerin Maria Maddalena de’ Pazzis (1566–1607) sowie deren gezielten Verwendung der mariologischen Reflexion als konfessioneller Positionierung, Abgrenzung und polemischem Statement gegenüber des „Anderen“ (hier: dem Protestantismus). Geprägt durch die karmelitische Marienverbundenheit wird die Gottesmutter in De’ Pazzis Schriften im Sinne des ersten Konzildekrets als katholische Traditionsfigur aufgegriffen und dem protestantischen Sola Scriptura-Prinzips entschieden entgegengesetzt.
Das Marienbild De’ Pazzis changiert geschickt zwischen Ent- und Vermenschlichung und greift dabei bestehende Darstellungsformen des Spätmittelalters, aber auch des italienischen Renaissance-Humanismus auf. De’ Pazzis Ziel ist es, Maria insbesondere allen Frauen beziehungsweise der in Klausur lebenden Nonnen zugänglich zu machen – somit wird die Gottesmutter letztlich zum dezidierten Ausdruck (weiblicher) konfessioneller Identität, Positionierung und Abgrenzung.