Exzellenzlabor Europa 2021
Internationale Sommerschule: „Restitution, Reparationen, Reparation – Wege zu einer neuen Weltgesellschaft?“
Das 1. Exzellenzlabor Europa fand vom 9. bis 13. September 2021 als internationale Sommerakademie für Nachwuchswissenschaftler*innen in den Geistes- und Sozialwissenschaften in der Villa Vigoni statt. Sie stand unter dem Titel „Restitution, Reparationen, Reparation – Wege zu einer neuen Weltgesellschaft?“ und widmete sich der Frage nach den ethischen Konsequenzen, die mit dem Ruf nach materiellen Reparationen verbunden sind: (Wie) kann Reparation gedacht werden, wenn sie nicht materiell aufwiegen kann, was zerstört wurde, aber auch kein rein symbolischer Akt sein soll? In verschiedenen Sektionen ging es um die Grenzen und Möglichkeiten einer multidirektionalen Erinnerungskultur, indem verschiedene historische Konstellationen in den Blick genommen wurden, in denen Verbrechen gegen die Menschlichkeit die Humanität als solche erschüttert haben. So bot die Sommerakademie einen Raum, Europa und seine Weltrelationen zu reflektieren und neu zu denken.
Gäste des Exzellenzlabors Europa 2021 waren die Literaturwissenschaftlerin Aurélia Kalisky (Berlin) mit ihrer Forschung über Zeug*innenschaft im Kontext der Shoah und kolonialer Verbrechen, die Autorin Igiaba Scego (Rom), die in ihrem Werk die Erfahrung von Trauma und die Möglichkeiten der Heilung in (post-)kolonialen Zusammenhängen thematisiert, die Soziologin Angelica Pesarini (Toronto) und der Kulturanthropologe Jonas Tinius (Saarbrücken), die sich mit gesellschaftlichen Voraussetzungen und Konsequenzen dekolonialer Museumsarbeit in Italien und Deutschland auseinandersetzen, die Schriftstellerin Helena Janeczek (Mailand) mit ihrem literarischen Werk zu Erinnerung und Shoah sowie der Philosoph Olivier Remaud (Paris), der in seiner aktuellen Publikation Penser comme un iceberg Mensch-Natur-Verhältnisse neu denkt.
Die Veranstaltung fand auf Initiative von Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser und Prof. Dr. Markus Messling statt und wurde von Mario Laarmann, Carla Seemann und Laura Vordermayer konzipiert. Sie wurde in Kooperation mit dem ERC Grant Minor Universality und dem DFG-Graduiertenkolleg Europäische Traumkulturen druchgeführt.
Im Vorfeld der Sommerschule sprach Prof. Dr. Markus Messling am 29. August 2021 mit der Saarbrücker Zeitung über das 1. Exzellenzlabor Europa und die Reparationsthematik.
Programm
Donnerstag, 9. September 2021
Was ist eine kulturelle Praxis der Reparation? Die Rückgabe der Stele von Axum und die Erzählung "L'icona" von Igiaba Scego
Keynote von Prof. Dr. Markus Messling und Prof. Dr. Christiane Solte-Gresser
Freitag, 10. September 2021
Restitution, Reparationen, Reparation - eine begriffs- und kulturgeschichtliche Annäherung
Einführungsvortrag von Carla Seemann, Mario Laarmann & Laura Vordermayer
Trauma und Heilung in (post-)kolonialen Zusammenhängen
Panel I mit Dr. Igiaba Scego
Zeug*innenschaft im Kontext der Shoah und kolonialer Verbrechen
Panel II mit Dr. Aurélia Kalisky
Lesung von Prof. Dr. Olivier Remaud aus Penser comme un iceberg
Samstag, 11. September 2021
Ethiken des Erinnerns und des Zusammenlebens
Lektüresitzungen
Festakt zur Eröffnung des Exzellenzlabors Europa (Programm)
Sonntag, 12. September 2021
Neudenken von Mensch-Natur-Verhältnissen
Panel III mit Prof. Dr. Olivier Remaud
Restitution von Kulturgütern
Panel IV mit Dr. Jonas Tinius und Dr. Angelica Pesarini
Eine neue Ethik der Beziehungen?
Panel V: Abschlussdiskussion mit Dr. Aurélia Kalisky, Prof. Dr. Olivier Remaud, Dr. Jonas Tinius und Dr. Angelica Pesarini
Kontakt
Dr. Kristina Höfer
Campus C5 3, Raum 3.08
Tel. +49 (0)681-302 70440
kristina.hoefer(at)uni-saarland.de