SEE|EU Cluster of Excellence in European and International Law
Das "SEE|EU Cluster of Excellence in European and International Law" wurde von 2015 bis 2021 vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst (DAAD) im Rahmen des Programms "Thematische Netzwerke" gefördert und von Prof. Dr. Thomas Giegerich LL.M. (Europarecht, Völkerrecht und Öffentliches Recht) geleitet.
Drei Fragen an Prof. Dr. Thomas Giegerich
1) Was erforschen Sie im "SEE|EU Cluster of Excellence in European and International Law"?
Das Projekt intensiviert die Kooperation und Koordination in Forschung und Lehre, insbesondere im Bereich der Exzellenzförderung. Seit 2015 wurden nachhaltige Netzwerkstrukturen geschaffen, die die intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit zu Fragestellungen des Europa- und Völkerrechts sowie des europäischen Integrationsprozesses in Südosteuropa ermöglichen. Aufgrund der Beteiligung von Fakultäten aus allen Ländern des Westlichen Balkans erforschen wir umfassend verschiedene europarechtliche Themen in rechtsvergleichender Perspektive. Im Fokus stehen die Rechtsangleichung im Zuge der Beitrittsvorbereitungen und der Beitrittsprozess an sich, der sich in den letzten Jahren auf französische Initiative hin verändert hat. Zudem wurde eine rechtsvergleichende Bestandsaufnahme zum Antidiskriminierungsrecht, Minderheitenschutz, zur Medien- und Pressefreiheit sowie zur Rule of Law und der alternativen Streitschlichtung durchgeführt, die Basis für wissenschaftliche Diskussionen aller Projektbeteiligter war und ist.
Dies wurde bisher durch zahlreiche Einzelprojekte umgesetzt, wie z.B. die Entwicklung von eLearning-Modulen im Europa- und Völkerrecht, die im Lehrbetrieb der Partner eingesetzt werden können, sowie Sommerschulen zu aktuellen Themen. Es wurden ein standardisiertes und harmonisiertes Model Curriculum zum Europarecht entwickelt sowie eine Schriftenreihe gegründet. Zusammen mit dem International Office und CEUS konnte eine erfolgreiche Ringvorlesung zum Westlichen Balkan implementiert werden. Es wurden zahlreiche Mobilitäten für Forschungsaufenthalte und Konferenzen umgesetzt. Das Europa-Institut begrüßt im Rahmen des Clusters jedes Jahr ca. 40 Doktorand*innen und Wissenschaftler*innen. Zudem konnten auch die Zusammenarbeit und der Erfahrungsaustausch auf Bibliotheksebene intensiviert und so eine Basis für weitere gemeinsame Projekte geschaffen werden.
2) Was ist der spezifische Beitrag zur Europaforschung?
Durch die Intensivierung der Partnerschaft mit den führenden Rechtsfakultäten Südosteuropas verfolgt das Europa-Institut der Universität des Saarlandes das Ziel, sich mittelfristig als akademisches Kompetenzzentrum für Europa- und Völkerrecht im Nachbarschaftskontext der EU zu etablieren. Die thematischen Netzwerke werden vom DAAD und dem BMBF als Aushängeschilder verstanden und aufgrund ihrer Exzellenz und Nachhaltigkeit ausgewählt. Thematisch beschäftigt sich das Netzwerk insbesondere mit den Herausforderungen für EU-Beitrittskandidatenländer auf dem Westlichen Balkan bei der Übernahme des acquis, d.h. die Angleichung des nationalen Rechts an das EU-Recht. Zudem fokussieren wir uns auf die menschenrechtliche Forschung, hier insbesondere auf Fragen des Antidiskriminierungsrechts, der Medienfreiheit und der Genderforschung. Das Projekt ermöglicht die Erforschung des Europarechts außerhalb der EU-Mitgliedstaaten und im regionalen Kontext einer Krisen- und Transformationsregion. Dies führt dazu, dass verschiedene Beitrittsrunden der EU verglichen und Rückschlüsse gezogen werden können, welche Voraussetzungen für einen erfolgreichen Beitritt notwendig sind. In diesem Kontext muss auch die Forschung zu den Grundfreiheiten des europäischen Binnenmarktes und den korrespondierenden wirtschaftlichen Themen des EU-Wettbewerbsrechts, europäischen und internationalen Handelsrecht sowie der alternativen Streitschlichtung gesehen werden. Gerade diese Bereiche stellen die Länder des Westlichen Balkans vor große Schwierigkeiten, da diese Rechtsbereiche im ehemaligen Jugoslawien und in Albanien entweder nicht oder nur sehr eingeschränkt existiert haben. Darüber hinaus haben sich aus dem Projekt weitere Forschungs- und Kooperationsprojekte entwickelt, die durch andere Partner ergänzt wurden.
3) Was bedeutet Europa für Sie persönlich?
Die effektive Bündelung der Kräfte in der Europäischen Union ist für mich die einzige realistische Möglichkeit für die europäischen Bürger*innen, ihren Einfluss bei der Lösung der großen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft in der Welt geltend zu machen und darauf hinzuwirken, dass diese Lösungen im Einklang stehen mit den grundlegenden Werten von Freiheit, Gleichheit, Demokratie, Rechtsherrschaft und Menschenrechten für alle.
Thomas Giegerich ist seit 2012 Professor für Europarecht, Völkerrecht und Öffentliches Recht an der Universität des Saarlandes und Leiter des Europa-Instituts. Von 2013 bis 2016 war er Inhaber eines Jean-Monnet-Lehrstuhls für Europarecht und Europäische Integration. Seit 2017 ist er Inhaber eines Jean-Monnet-Lehrstuhl für Europäische Integration, Antidiskriminierung, Menschenrechte und Vielfalt. Seit 2015 leitet er das Thematische Netzwerk SEE|EU Cluster of Excellence in European and International Law an der Universität des Saarlandes.