Türkei 2009/2010
Prof. Dr. Nevzat Kaya
Hallo, auf diesen Seiten stellt sich die Europaicum-Gastprofessur des Hochschuljahres 2009/2010 vor: Gastland ist die Türkei, der Gastprofessor Nevzat Kaya...
Nach einer finnischen und politikwissenschaftlich ausgerichteten ersten Gastprofessur Europaicum 2008/2009 geht es hiermit an die orientalische Peripherie Europas und zur Literatur- und Kulturwissenschaft: über das für uns Türken wegen dem 1683 vergessenen Kaffee so bedeutungsvollen Wien (den verkaufen die Wiener jetzt an uns und an alle Welt als etwas typisch Österreichisches...), geht es weiter über Slowenien und Kroatien - immer tiefer in den wilden Balkan: Serbien und Bulgarien und schließlich und endlich, wir sind da, die Stadt Edirne (Adrianopolis = die Stadt Hadrians) begrüsst uns schon von bulgarischem Territorium mit ihrem herrlichen Wahrzeichen. Die Selimiye-Moschee ist ein Meisterwerk des berühmten osmanischen Architekten Sinan, Europa und Asien begegnen sich, rund 200 km weiter östlich thront Istanbul, “die blutige Königin des Ostens” (Tevfik Fikret)..., Byzanz, Konstaninopel, das zweite Rom, die schizophrene Stadt, weder Ost noch West, sondern ein Niemandsland, nicht multikulturell und interkulturell, sondern eingepfercht zwischen den Kulturen, Buckingham grüßt hier das Tadsch-Mahal... dem Europäer zu orientalisch, dem Orientalen dekadent-verderbte gottlose Stadt...
Das Europäische am asiatischen Anatolien: Immer wieder wird beschworen: Die Türkei??? Das ist gar nicht Europa, die europäische Türkei, das sind gerade 3 % der gesamten Türkei..., der Rest ist tiefstes Anatolien. Aus diesem tiefsten Anatolien kam in der Antike jedoch das Know-How, welches Europa zu dem machte, was es jetzt ist, denn gerade ANATOLIEN ist die MUTTER EUROPAS (Helmut Uhlig):
- Nennt mir eine Stadt, die europäischer sein kann als IZMIR, das alte SMYRNA, deren berühmtester Sohn HOMER den Grundstein westlicher Literaturgeschichte legte... - Eine Stadt Cäsars, eine Stadt des Kaisers gibt es auch: Kayseri, das alte Caesarea... - Erzurum, die ostanatolische Schönheit ist die Stadt von Ostrom (Arz-a-rum)... - Die sieben apokalyptischen Urgemeinden sind alle ausnahmslos anatolischer Natur... - Die großen Konzile von Nicäa (Iznik) oder von Ephesus: Das Christentum kam über das asiatische Anatolien nach Europa... - Troja und der große Zorn, von welcher die Muse Homers kündet: der Schauplatz ist Anatolien... - Der Übergang vom Mythos zum Logos fand nicht in Griechenland statt, sondern in Ionien, dem Westen des asiatischen Anatolien...
Ergo: Die DNA-Stränge Europas sind durch und durch anatolisch, und Anatolien, ja genau: das sind 97% Türkei.
Am 13.09.1968 (es war ein Freitag!!!) in Izmir geboren, verbrachte ich zwölf Jahre meines Lebens ab 1973 in Nürnberg. 1985 zog es mich zurück nach Izmir, dem alten Smyrna, höchstwahrscheinlich weil ich eher “klassisch-antik” als “religiös-mittelalterlich” geeicht war und bin, anders ausgedrückt: Homer und Sophokles waren mir und sind mir schon immer lieber gewesen als Albrecht Dürer und Hans Sachs, die selbstredend auch zu meinen genii locorum (Nürnberg!!!) gehören. Durch und durch europäisch wie ich bin, hat sich diese meine Eigenschaft (Peripherien europäischen Geistes in einer Brust zu vereinen, wird manchmal auch Interkulturalität genannt) auch auf die Veranstaltungen ausgewirkt, die ich somit aufliste.
Wintersemester 2009/2010
- Proseminar: Osmanische “Götterdämmerung”: Décadence im Orient
- Proseminar: Das Andere der Vernunft: Die Filme Fatih Akıns und Ferzan Özpeteks
- Proseminar: Sezen Aksu’nun Şarkıları
- Hauptseminar: Literatur als kulturelle Ökologie und die Romane Orhan Pamuks
Sommersemester 2010
- Proseminar: Venedig in Literatur und Film
- Proseminar: Rezeption der europäischen in der türkischen Literatur des 20. Jahrhunderts
- Proseminar: Unterweltsfahrten
- Übung: AB Metinleri Çevirisi
Kontakt
Prof. Dr. Nevzat Kaya
Dokuz Eylul University Faculty of Letters Department of Comparative Literature
Tinaztepe Campus
TR-35160 Buca/Izmir
Tel.: +90.232.301 86 15
email: nevzat.kaya(at)deu.edu.tr