Konvergenz und Divergenz in Europa
Tagung des CEUS am 10. und 11. Juni 2016
Europa konvergiert auf vielen formalen Ebenen – wirtschaftlich, politisch, juristisch. Gleichzeitig aber ist zu beobachten, dass Europa auf vielen verhaltensbezogenen Ebenen – kulturell, sprachlich, im Bereich der Identitäten – divergiert statt konvergiert. Eklatant sichtbar wurde dies zum Beispiel in der Griechenlandkrise, wo auf der politisch-wirtschaftlichen Ebene versucht wurde, die Einheitswährung zu retten, während gleichzeitig längst vergessen geglaubte Ressentiments und Vorurteile wieder aufbrachen und auf allen Seiten Renationalisierungstendenzen zu beobachten waren. Auch in der Flüchtlingskrise wurde und wird deutlich, dass Europa noch immer von zum Teil tiefen Differenzen geprägt ist.
Konvergenz wird im Sinne von Standardisierung und Harmonisierung als durchaus positiv besetzte, erwünschte Entwicklung wahrgenommen, die zu größerer Einheit und Einigkeit und damit verbunden zu mehr Wohlstand und Solidarität führen soll. Aber ist Konvergenz wirklich in allen Bereichen erstrebenswert und sinnvoll?
An dieser Stelle setzte die Tagung des CEUS an, die am 10. und 11. Juni 2016 auf dem Campus der Universität des Saarlandes unter wissenschaftlicher Federführung der beiden CEUS-Direktoren Prof. Peter Dörrenbächer (Kulturgeographie) und Prof. Christian Scholz (BWL; insbesondere Organisation, Personal- und Informationsmanagement) stattfand. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Luxembourg und Österreich diskutierten fachübergreifend, ob nicht auch Divergenzen, also sich voneinander weg bewegende Prozesse, durchaus neue Entwicklungspotenziale freisetzen können. Sie untersuchten zu diesem Zwecke die Bildung einer europäischen Identität aus historischer und soziologischer Sicht, analysierten kulturelle Transferprozesse und sprachliche Entwicklungen und diskutierten Fragen der Regionalentwicklung sowie der politisch-ökonomischen, rechtlichen und medialen Europäisierung.
Zahlreiche Mitglieder des Europa-Schwerpunkts der Universität waren an der Tagung beteiligt. Hinzu kamen Gäste von der Universität Wien, der Hochschule der Medien Stuttgart, des Europa-Kollegs Hamburg, der Europa-Universität Flensburg, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen sowie der UniGR-Partneruniversitäten Luxembourg und Kaiserslautern.
"Bilder von Europa" – Workshop des CEUS am 11. November 2017
Im Anschluss an die Konferenz fand am 11. November 2017 der interkulturelle Design-Thinking-Workshop Bilder von Europa statt. Studierende aus europäischen und nicht-europäischen Ländern beschäftigten sich mit Fragen nach dem aktuellen Stand und der zukünftigen Entwicklung Europas.
Die Ergebnisse der Tagung und des Workshops wurden in dem im Sommer 2019 von Christian Scholz, Peter Dörrenbächer und Anne Rennig herausgegebenen Tagungsband Europa jenseits des Konvergenzparadigmas. Divergenz – Dynamik – Diskurs im Nomos Verlag veröffentlicht.
Die Arbeitstagung und das Publikationsprojekt wurden von der ASKO EUROPA-STIFTUNG, dem Internationalisierungsfonds der Universität, dem Ministerium für Finanzen und Europa sowie der Staatskanzlei des Saarlandes unterstützt.
Kontakt
Dr. Kristina Höfer
Campus C5 3, Raum 3.08
Tel. 0681 302-70440
kristina.hoefer(at)uni-saarland.de