30.01.2025

Universitätsklinikum bekommt großes Zentralklinikum – Pläne beim Neujahrsempfang vorgestellt

Vier Personen vor dem Rednerpult
© UKS/Laura GlücklichBeim Neujahrsempfang des Universitätsklinikum des Saarlandes wurden die Gäste empfangen von (v.l.n.r.): Serhat Sari, Pflegedirektor des UKS, Jennifer Diedler, Ärztliche Direktorin und Vorstandsvorsitzende des UKS, Bettina Rottke, Kaufmännische Direktorin des UKS, und Professor Matthias Hannig, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes.

Das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) am Campus Homburg soll ein großes Zentralklinikum bekommen. Darüber informierten Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung und der UKS-Aufsichtsratsvorsitzende und Chef der saarländischen Staatskanzlei David Lindemann beim Neujahrsempfang des UKS. Das Bau-Projekt auf dem Gelände der ehemaligen Pneumologie und des früheren Hubschrauberlandeplatzes wird auf Dimensionen von mehreren hundert Millionen Euro geschätzt.

 „Erstmals gibt es eine ganzheitliche Zukunftsvision für das UKS – und die Bereitschaft aller Beteiligten, die großen Herausforderungen auf dem Weg gemeinsam anzugehen. Das Land übernimmt Verantwortung in nie gekannter Dimension. Die historisch bedingte Zersplitterung des UKS in weit über 100 Gebäude wird langfristig aufgelöst zum Wohle der Beschäftigten und vor allem der Patientinnen und Patienten. Das wird nicht von heute auf morgen umgesetzt werden, aber wir sind jetzt in einem strukturierten Prozess mit einem klaren Ziel, statt immer nur an Stückwerk zu flicken“, erklärte Staatssekretär David Lindemann. Vor den rund 300 geladenen Gäste aus Wirtschaft, Politik, Medien und Gesundheitswesen bekräftigten die Ärztliche Direktorin und Vorstandsvorsitzende des UKS, Prof. Dr. Jennifer Diedler, und der Dekan der medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes, Prof. Dr. Matthias Hannig, die Pläne ausdrücklich.

Am Konzept für ein Zentralklinikum waren neben Vorstand und Aufsichtsrat des UKS die für Gesundheit, Bauen und Finanzen zuständigen Ministerien beteiligt. „Es macht keinen Sinn, erneut ein Krankenhaus der 1960er Jahre zu bauen. Wir wollen zukunftsfähige Strukturen schaffen, die es in den nächsten Jahrzehnten ermöglichen, auf medizinische und ökonomische Entwicklungen zu reagieren. Dafür ist jetzt ein klarer Weg entschieden. Gemeinsam mit dem UKS schaffen wir die Zukunft der klinischen Versorgung, auch wenn es ein herausfordernder Weg wird“, erläuterte Minister Dr. Magnus Jung. „Durch den Neubau könnte ein in Hinblick auf Funktionalität, Betriebskosten und medizinische Abläufe sowie Patientenversorgung optimales Klinikum entstehen, das die Leuchtturmfunktion des UKS innerhalb des Saarlandes und darüber hinaus für die kommenden 30 bis 40 Jahre sicherstellt.“

 Angedacht ist der Bau des Zentralklinikums in drei Abschnitten. Für den ersten belaufen sich die Gesamtbaukosten zum jetzigen Stand und nach vorläufigen Schätzungen auf mehrere hundert Millionen Euro. Ersetzt werden hierdurch der ehemals geprüfte dritte Bauabschnitt der Chirurgie und der Neubau des Neurozentrums. Aktuell wird – auch im Hinblick auf den baufachlichen Bedarf – eine Marktabfrage vorbereitet zur Findung eines möglichen Private-Public-Partnership-Modells oder einer ebenfalls denkbaren Finanzierung über einen Großinvestor.

 „Das geplante Zentralklinikum hat das Potenzial, den hohen Ansprüchen der universitären Medizin gerecht zu werden und gleichzeitig eine optimale Logistik-, Ressourcen- und Personalplanung zu realisieren. Es wird ein Ort, an dem Patienten sich gut aufgehoben fühlen und an dem unsere Mitarbeitenden gerne arbeiten. Dabei steht es für modernste Ausstattung und ein entsprechend hochmodernes Arbeitsumfeld, für kurze, effiziente Wege und für kluge Lösungen beim Einsatz der vorhandenen Ressourcen. All das wird ganz entscheidend den Patientinnen und Patienten zugutekommen“, erklärte Prof. Dr. Jennifer Diedler. Die Vorstandsvorsitzende ging in ihrer Rede auch auf den Versorgungsauftrag des UKS ein und stellte dabei Leistungen heraus, die in der Region einzigartig sind, etwa die Lungentransplantation, deren Anzahl im 2024 etablierten Lungenzentrum in enger Zusammenarbeit der Teams der Thoraxchirurgie und der Pneumologie gesteigert werden konnte. Als weitere Beispiele nannte sie das universitäre Tumorzentrum, die Kinderonkologie, das Zentrum für seltene Erkrankungen und die Kinderherzchirurgie: „Wenn nicht wir Kinderherzen operieren und die notwendige Infrastruktur dafür bereitstellen – wie OP-Kapazitäten und hochspezialisierte Kinderintensivbetten – dann werden im Saarland keine Kinderherzen operiert“, so Prof. Diedler. „Diese Bereiche sind ressourcenintensiv und unterliegen strikten Strukturvoraussetzungen. Umso wichtiger ist es, dass wir das UKS so aufstellen, dass wir diese Leistungen auch in Zukunft erbringen können. Das geplante Zentralklinikum stellt die Weichen dafür.“ 

 Forschungsflächen folgen in weiteren Bauabschnitten

Die klinischen Funktionen ergänzend, sollen in den weiteren Bauabschnitten zusätzlich Forschungsflächen – als flexibel nutzbare Forschungsverfügungsflächen, soweit aufgrund der speziellen Laboranforderungen möglich, – hergestellt werden. Der entsprechende Bedarf wurde seitens der Universität des Saarlandes bestätigt. Dazu erklärte Prof. Dr. Matthias Hannig, Dekan der medizinischen Fakultät, in seiner Neujahrsansprache: „Eine gute Infrastruktur ist eine wesentliche Voraussetzung für Spitzenforschung. Mit neuesten Technologien und in modernsten Klinik-, Labor- und Büroflächen wollen wir zukünftig unsere innovative Forschung noch stärker mit der medizinischen Versorgung verzahnen – unter einem gemeinsamen Dach. Das nun geplante Zentralklinikum könnte ein Meilenstein werden für die medizinische Translationsforschung am Standort Homburg.“

 Hintergrund:

Im vergangenen Jahr waren zwei große Bauprojekte am UKS auf den Prüfstand gekommen: der Neubau des Neurozentrums im Bereich der stillgelegten Pneumologie auf dem Berg und der dritte Bauabschnitt der Chirurgie im Tal, inklusive acht dort im Vorfeld erforderlicher Rück- und Umbaumaßnahmen. In Anbetracht ihrer Komplexität, des hohen Kostenfaktors und des enormen Zeitaufwandes bis zur Fertigstellung im Fall der Chirurgie waren verstärkt Alternativen für wirtschaftliche und zukunftsfeste Baumaßnahmen am UKS erörtert worden. Bei der Gegenüberstellung von Raumbedarf und der Bebaubarkeit der rund um den ehemaligen Hubschrauberlandeplatz zur Verfügung stehenden 330.000 Quadratmeter Fläche hatte sich gezeigt, dass Letztere Platz für den Großteil der mit der Patientenversorgung betrauten Kliniken des UKS bietet.

 Unter der Voraussetzung von Baurechtsschaffung könnte der erste Abschnitt ab baulichem Planungsbeginn innerhalb von acht Jahren realisiert werden. Er könnte Platz bieten für die chirurgischen Fächer, die bislang noch im Chirurgie-Gebäude im Tal verortet sind, ergänzt um die Neurochirurgie, sowie für die internistischen Fächer zuzüglich der Neurologie. Zur Hebung von Effizienzen soll vorrangig die Zusammenführung hochinstallierter Flächen in der Planung berücksichtigt werden. Ziel ist es, die OP-Bereiche, die High Care Units, die Funktionsdiagnostik und die radiologische Diagnostik zusammenzuführen sowie die interdisziplinäre zentrale Notfallambulanz zu etablieren. Durch Bündelung chirurgischer OP-Kapazitäten, Zusammenfassung der Diagnostikbereiche, Etablierung zentralisierter Einheiten in pflegeintensiven Bereichen und die Zentralisierung logistischer Prozesse sollen Synergien geschaffen werden. Ein wirtschaftlicher Betrieb und ein optimaler Personaleinsatz sind wesentliche Ziele hinter diesem Vorhaben. Der Vorstand des UKS wurde mit der weiteren Erarbeitung der Ausgestaltung für ein Zentralklinikum im Kontext einer gesamthaften Campusmasterplanung beauftragt. Zu beachten ist, dass sowohl finanziell und planerisch als auch bezogen auf die spätere bauliche Umsetzung ein komplexes Verfahren ansteht, welches sich derzeit noch in seinem Anfangsstadium befindet und fortlaufend Anpassungen unterworfen sein wird.

Auf dem Lageplan des Universitätsklinikum ist die Fläche des früheren Hubschrauberlandeplatzes links oben zwischen dem Gebäude 91 und denn darüber eingezeichneten Parkplatz zu lokalisieren. Die  Saarbrücker Zeitung hat hier bereits über die “Gigantische Zukunftsinvestition” berichtet.