Am Tag der offenen Tür erfahren Besucherinnen und Besucher viel über die Forschung auf dem Uni-Campus. In der Biologie macht Professorin Karin Römisch sichtbar, wie ambivalent Wissenschaft sein kann: So können Hefepilzen einerseits tödlich wirken. Hefe hilft aber auch bei der Entwicklung von Medikamenten. Chemie-Professor Dominik Munz erklärt, wie mithilfe von synthetischen Stoffen nachhaltig Energie erzeugt und gespeichert werden kann. Sein Kollege Markus Gallei spricht darüber, welche Lösungsansätze die Wissenschaft bereithält, um ökologisch nachhaltige Kunststoffe zu entwickeln.
Um nachhaltige Technologien geht es auch in den Ingenieurwissenschaften. So erklärt Professor Andreas Schütze, wie mithilfe innovativer Sensoren ein Gebäude optimal gelüftet werden kann, ohne Energie zu verschwenden. Professor Georg Frey erläutert, wie ausgefeilte mathematische Simulationen es schaffen, Energiesysteme in Gebäuden, also etwa Solaranlagen, Wärmepumpen, Batterien und thermische Speicher, so zu steuern, dass sie optimal genutzt werden können. In der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik geht es unter anderem darum, wie Wasserstoff als Energiespeicher der Zukunft genutzt werden kann. Denn Wasserstoff ist hochreaktiv und als kleinstes Atom äußert mobil in Materialien, so dass es deren Eigenschaften ungünstig beeinflussen kann. Zudem dreht sich ein Vortrag um ESA-Astronaut Matthias Maurer, der selbst an der Saar-Universität Materialwissenschaft studiert hat. Er betreute auf der Weltraumstation ISS gemeinsame Forschungsprojekte, bei denen es um Oberflächen geht, die Bakterien abweisen können.
In all diesen Fachbereichen gibt es neben Vorträgen, Studienberatung und Laborführungen auch viele Mitmachangebote, so auch in der Physik, in der sich diesmal viele Programmpunkte um das Thema Quantencomputing drehen. An einem Infostand kann man ein Foto von sich aufnehmen lassen, das im Anschluss mittels quantenkryptographischer Methoden verschlüsselt wird. Man erfährt dann, warum eine solche Datei von keinem Hacker und keinem Computer der Welt geknackt werden kann. Professor Jochen Hub beschreibt in einem ausführlichen Vortrag die Physik des Klimawandels. Der Experte für komplexe Computersimulationen führt zunächst in die physikalischen Grundlagen des Treibhauseffekts ein. Anhand experimenteller Belege zum Beispiel aus Eisbohrkernen vergleicht er dann die Klimaschwankungen im Lauf der Erdgeschichte mit der neuen menschgemachten Erderwärmung.
Die Mathematiker erläutern, wie sich ihre Berechnungen im Alltag auf medizinische und industrielle Anwendungen auswirken. Die Computerlinguisten werfen einen Blick ins Gehirn, um die kognitiven Prozesse der Sprachverarbeitung nachzuvollziehen, und erörtern, wie Sprachmelodie und Sprachtiming mit verschiedenen Akzenten zusammenhängen. In der Informatik gibt es neben Vorträgen zu den vielfältigen Studiengängen auch Angebote des Schülerlabors InfoLab, etwa zum Programmieren eines Roboters. Auch das Schülerlabor SinnTec der Fachrichtung Systems Engineering sowie das NanoBioLab der Chemie laden zum Mitmachen und Ausprobieren ein. Dort können Kinder und Jugendliche selbst eine Kippschaltung löten sowie chemische Experimente durchführen. Ebenso sind das Schülerlabor SAM der Materialwissenschaft sowie das Grundschullabor Gofex für kleine und große Tüftler geöffnet.
In vier Blitzkursen können Besucherinnen und Besucher slavische Sprachen kennenlernen: Polnisch, Ukrainisch, Kroatisch/Serbisch und Bulgarisch. Sie lernen dabei, wie man sich begrüßt und vorstellt und einfache Dinge des Alltags regelt. Die ukrainische Literaturwissenschaftlerin Tetiana Shestopalova von der Petro-Mohyla-Schwarzmeer-Universität wird in einem Vortrag in englischer Sprache aufzeigen, inwiefern der Kampf um Freiheit und nationale Unabhängigkeit seit jeher eines der Hauptthemen der ukrainischen Literatur ist. Um den Ukraine-Krieg wird es indirekt auch in drei Kurzvorträgen der Alten Geschichte und Klassischen Philologie gehen. Unter dem Titel „Cäsarenwahn von Nero bis Putin“ beleuchten sie das Phänomen des Cäsarenwahns von der Antike bis in die Gegenwart und diskutieren die These, dass in der unkontrollierten Alleinherrschaft die Gefahr zu einer psychischen Deformation besteht.
Am 21. Mai präsentiert sich auf dem Saarbrücker Campus auch die Medizinische Fakultät mit Vorträgen zu den Studiengängen Medizin, Zahnmedizin sowie Ernährungsmedizin und Diätetik. Die Weltraummedizinerin Bergita Ganse stellt zudem ihre Experimente vor, die sie in Studien mit der ESA und NASA durchführt. Sie ist dabei auch an Projekten in der Antarktis und auf der Internationalen Raumstation ISS beteiligt. Dabei geht es etwa um den Muskel- und Knorpelabbau, der auch bei Patienten auf der Erde eintreten kann, wenn sie lange das Bett hüten müssen. Wie wichtig passende Muskelaktivitäten im Sport sind, erfährt man in Vorträgen und bei verschiedenen Mitmachprojekten der Sportwissenschaft und des Hochschulsports. Der Sportmediziner Florian Egger wird zudem das weltweite Register für plötzliche Todesfälle im Fußball vorstellen, das vom Institut für Sport- und Präventivmedizin von Professor Tim Meyer im Auftrag der FIFA (Fédération Internationale de Football Association) betreut wird.
Auch die außeruniversitären Forschungsinstitute auf dem Uni-Campus machen am Tag der offenen Tür mit. Im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) stehen futuristisch angehauchte KI-Anwendungen im Mittelpunkt. Besucherinnen und Besucher können mithilfe eines „Brain-Computer-Interfaces“ nur mit Kraft der Gedanken eine Glühbirne zum Leuchten bringen, in der virtuellen Realität ein Hochhaus erklimmen oder im „Innovative Retail Lab“ erfahren, wie das Einkaufen der Zukunft aussehen könnte. Am Helmholz-Zentrum für Informationssicherheit CISPA werden Forschungsthemen rund um die Cybersicherheit vorgestellt. Im Schülerlabor des CISPA können Interessierte zudem Hacker jagen und selbst Passwörter knacken. Das Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM) bietet eine große Bandbreite an Vorträgen, Laborführungen und Mitmachangeboten an, bei denen es vor allem um innovative Materialien für biomedizinische Anwendungen geht. Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung (HIPS) präsentiert die Entwicklung neuer Wirkstoffe für Medikamente.
Alle Programmpunkte zum Tag der offenen Tür mit Ortsangaben und Uhrzeit finden sich in einer bereits veröffentlichten webbasierten Programm-App, die man am Desktop oder Smartphone durchsuchen kann. Die Angebote sind verschiedenen Kategorien zugeordnet: Dazu zählen übergeordnete Fachbereiche wie „Recht und Wirtschaft“ oder „Naturwissenschaften“, aber auch einzelne Fachrichtungen und Serviceeinrichtungen sowie die Art des Angebots, also etwa ob es ein Vortrag, eine Studienberatung oder ein Mitmachangebot ist. Über die Favoritenauswahl kann man sich sein persönliches Programm zusammenstellen. Per Link zu Google Maps wird der Fußweg zu den einzelnen Veranstaltungsorten auf dem Campus angezeigt.
Am Dienstag, 17. Mai wird zudem die Universitätszeitung „campus extra“ der Saarbrücker Zeitung beiliegen und auf dieser Webseite veröffentlicht. Darin wird das Programm zum Tag der offenen Tür am 21. Mai ausführlich erläutert.
Weitere Informationen und Link zur Programm-App unter:
www.uni-saarland.de/infotag