Die Universität möchte daher eine sachliche, transparente und wissenschaftlich fundierte Perspektive vermitteln.
Warum sind Tierversuche notwendig?
Viele Prozesse im Körper und Krankheiten können bislang nicht ausschließlich mit Zellkulturen oder Computersimulationen untersucht werden. Die biomedizinische Forschung an der Universität des Saarlandes beschäftigt sich mit grundlegenden Fragestellungen, die teilweise nur im lebenden Organismus untersucht werden können. Dazu gehören etwa neurologische und kardiologische Erkrankungen sowie die Krebsforschung.
Ein Beispiel für die nach wie vor bestehende Unerlässlichkeit von Tiermodellen ist die Prostatakrebsforschung. Prostatakrebs ist eine sehr häufige, aber auch besonders komplexe Tumorerkrankung. Sie zeichnet sich durch die Entstehung in dem speziellen hormonellen Milieu der Vorsteherdrüse, die wechselseitige Interaktion der Tumorzellen mit benachbarten Bindegewebszellen der Prostata, aber auch weiter entfernten Organsystemen, sowie eine ausgeprägte Heterogenität aus. „Obwohl moderne Ersatzverfahren wie die body-on-a-chip-Technologie, an denen auch in Homburg geforscht wird, immer besser werden, können viele Fragestellungen in der Prostatakrebsforschung auch heutzutage ohne die Verwendung von Tiermodellen nicht zuverlässig und wissenschaftlich korrekt beantwortet werden“, sagt Oberarzt PD Dr. Linxweiler von der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum des Saarlandes.
Strenge ethische und rechtliche Auflagen
Tierversuche unterliegen strengen rechtlichen Vorschriften und höchsten ethischen Standards. Ein Tierversuch kann nur durchgeführt werden, wenn eine wissenschaftliche Begründung gegeben ist, keine Alternativmethoden zur Verfügung stehen und die Notwendigkeit und das Verhältnis von wissenschaftlichem Nutzen und potenzieller Belastung der Tiere sorgfältig abgewogen wurde. Zudem muss die zuständige Behörde den Tierversuch genehmigt haben.
Was haben wir in den letzten Jahren erreicht?
Exzellente wissenschaftliche Forschung ist nur im Einklang mit praktiziertem Tierschutz möglich. Hierzu hat die Universität des Saarlandes die Stelle der Tierschutzbeauftragten gestärkt. Seit letztem Jahr wird sie zusätzlich durch eine Tierärztin und einen Tierarzt in Vollzeit unterstützt. Außerdem hat die Universität zum Erlernen komplexer operativer Eingriffe im Rahmen der Ausbildung für junge Ärztinnen und Ärzte ein Simulatorzentrumeingerichtet.
Zudem setzt sich die Universität des Saarlandes aktiv für die Reduzierung und den Ersatz von Tierversuchen ein. Das sogenannte 3R-Prinzip (Replace – Ersetzen, Reduce – Reduzieren, Refine – Verbessern) wird konsequent angewandt. Um Synergien in diesem Bereich im Saarland und auch bundesweit zu nutzen, wurde die Plattform 3R-Saar ins Leben gerufen. Sie erfasst zum Beispiel systematisch im Saarland vorhandene Ersatzmethoden für Tierversuche und nennt Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner, die diese Methoden im Saarland etabliert haben.
Auch in diesem Jahr findet das Homburger Kolloquium “Tierschutz & Versuchstierkunde” am 25. und 26. Juni 2025 auf dem Campus in Homburg statt. Es bietet Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit, sich über den neuesten wissenschaftlichen Stand bezüglich der 3R zu informieren. Hierbei handelt sich um eine gemeinsame Fortbildungsveranstaltung des Ministeriums für Umwelt, Klima, Mobilität, Agar und Verbraucherschutz und des Tierschutzausschusses der Universität des Saarlandes.
All dies hat auch dazu beigetragen, dass sich die Versuchstierzahlen im Saarland vom Jahr 2020 bis zum Jahr 2023 mit einem Rückgang von 30 Prozent deutlich reduziert haben. Im Jahr 2023 wurden 16.806 Versuchstiere verwendet, mit 95 Prozent überwiegend Mäuse, gefolgt von Ratten und weiteren Arten. Zudem hängen Schwankungen in den Versuchstierzahlen auch mit laufenden projektbezogenen Förderungen sowie Lehrstuhlbesetzungen zusammen.
Transparenz und Dialog
Die Universität des Saarlandes ist Mitglied der „Initiative Transparente Tierversuche“ und setzt sich für eine sachliche, öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema ein.
Weitere Informationen:
3R-Plattform Saar: www.3r-plattform-saar.de
Initiative Tierversuche Verstehen: www.tierversuche-verstehen.de
Bundesinstitut für Risikobewertung: Erfassung von Tierversuchszahlen