Über die Bedeutung des Autor-Konzepts wird in der Literaturwissenschaft schon lange gestritten, aber auch Schriftsteller und Filmschaffende treibt die Frage nach der Rolle des Verfassers eines Sprachkunstwerks um. Ihren Niederschlag findet dies in einer besonderen Spielart der Künstlerthematik, dem Fälscherroman oder Fälscherfilm. In zeitgenössischen Romanen und Filmen treten Autoren-Figuren auf, die eifrig fälschen oder plagiieren. Was sind die Auswirkungen des Betrugs auf die Fälschenden, auf ihr privates Umfeld, aber auch auf den Literaturbetrieb, der vor allem ein ökonomischer Markt zu sein scheint?
Hintergrund zur Ringvorlesung: Fake, Lüge, Desinformation. Über die Literatur zwischen Fiktion und Täuschung
Fakes, Lügen und Desinformationen sind Instrumente der hybriden Kriegsführung von totalitären Staaten gegen die freie Welt. Im Inland werden sie von Radikalen und Populisten genutzt, um die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Gemeinwesens zu untergraben. Eine literaturwissenschaftliche Ringvorlesung wird Aspekte dieses Phänomens im literarischen Feld beleuchten und Brücken zu Debatten und Fragen der Gegenwart schlagen. Sie findet im Sommersemester jeweils montags um 19 Uhr im Saarbrücker Rathaus statt.
Der „Mangel der Übereinstimmung unserer Worte und Geberden mit unsern Gedanken“, wie der Dresdner Lexikograph Johann Christoph Adelung im 18. Jahrhundert in seinem berühmt gewordenen Wörterbuch formuliert, ist seit der Antike ein beliebtes Motiv in der Literatur: Täuschung und Betrug werden als handlungsauslösende Momente eingesetzt, Lügengeschichten, Über- oder Untertreibungen tatsächlicher Begebenheiten sowie der offensichtliche Schwindel zur Unterhaltung und Belehrung des Lesepublikums erzählt. Auch Halb- und Unwahrheiten sind wesentliche Mittel der persuasiven Strategie von Texten.
Die Beschäftigung mit der Literatur und das Verständnis ihrer Mechanismen soll daher auch einen Beitrag zur Verteidigung demokratischer Grundwerte leisten.
Veranstalter dieser 13. Saarbrücker literaturwissenschaftlichen Ringvorlesung sind Privatdozent Hermann Gätje und Professor Sikander Singh von der Universität des Saarlandes in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Film und Wissenschaft im Kulturamt der Landeshauptstadt Saarbrücken. Die Vorlesungen dauern in der Regel eine Stunde. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, Fragen zu stellen und mit den Vortragenden ins Gespräch zu kommen.
Hier geht es zum gesamten Programm: https://www.uni-saarland.de/aktuell/ringvorlesung-fake-luege-literatur-30843.html