21.03.2024

Landespreis Hochschullehre 2023 würdigt herausragende Lehrangebote der Saar-Universität

Zwei Ärzte schauen eine Ultraschallbild am Bildschirm an.
© Laura GlücklichDie Privatdozenten Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi und Dr. Erol Tutdibi (Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des UKS) erhalten den Landespreis Hochschullehre 2024.

Zwei innovative Lehrkonzepte an der Universität des Saarlandes sind mit dem Landespreis Hochschullehre 2023 ausgezeichnet worden: Ein mit 20.000 Euro dotierter Preis wurde an ein neues, individuelles Klausurcoaching für Examenskandidaten im Fach Jura verliehen. Einen weiteren, mit 14.000 Euro dotierten Preis erhielt das Projekt „sonoBYstudents: Ultraschallkurse von Studierenden für Studierende“ an der Medizinischen Fakultät.

Die Hochschule für Bildende Künste (HBK saar) wurde ebenfalls mit 14.000 Euro für ein Lehrprojekt ausgezeichnet. Mit dem neuen Sonderpreis des Landes für herausragendes Studentisches Engagement und 2.000 Euro Preisgeld wurde zudem die Studentin Celine Sahota geehrt. Die Auszeichnungen wurden am 21. März vom Minister der Finanzen und für Wissenschaft, Jakob von Weizsäcker, im Rahmen der Vergabefeier im Ministerium für Finanzen und Wissenschaft verliehen.

Das neue Examens-Klausurcoaching an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität des Saarlandes richtet sich an Jura-Studentinnen und -Studenten in der Staatsexamens-Vorbereitung; es soll die Examensnoten von Staatsexamens-Kandidaten und damit deren Karrierechancen auf dem juristischen Arbeitsmarkt verbessern. Für die Entwicklung des Lehrformats mit dem Landespreis Hochschullehre und einem Preisgeld von 20.000 Euro ausgezeichnet wurden Professor Nikolaus Marsch, Inhaber des Lehrstuhls für Deutsches und Europäisches Öffentliches Recht und Rechtsvergleichung, sowie zwei seiner wissenschaftlichen Mitarbeiter, Rechtsassessor Alexander Kratz und Diplom-Jurist David Gölz.

Das Examens-Klausurcoachingist ein Einzel-Coaching von 30 bis 60 Minuten, bei dem ein wissenschaftlicher Mitarbeiter gemeinsam mit dem Examenskandidaten eine zuvor geschriebene Examens-Probeklausur analysiert. Dem Kandidaten werden dabei individuelle Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt: „Wir geben insbesondere ein methodisches Feedback, das speziell die Soft Skills trainiert, die die Studierenden für die Staatsexamens-Klausur brauchen. So können sie gezielt ihre Schwächen beheben und mit geringem Aufwand deutlich bessere Noten erreichen“, erklärt Alexander Kratz.

Auch bisher schreiben Studierende in der Examensvorbereitung Dutzende Examens-Probeklausuren, jedoch erhalten sie nur die schriftlichen Korrekturen ihrer inhaltlichen Fehler. „Ein Feedback zu ihrer Klausur-Methodik ist im Lehrplan dagegen nicht vorgesehen“, sagt Professor Nikolaus Marsch. Die Idee für das neue Lehrformat kam ihm und seinen wissenschaftlichen Mitarbeitern bei der Korrektur von Klausuren im öffentlichen Recht. „Uns fiel auf, dass sich grundlegende, leicht vermeidbare Fehler in den Klausuren wiederholten. Insbesondere falsche Formulierungen und ein schlechtes Klausurzeitmanagement kosten die Kandidaten leicht mehrere Notenpunkte“, erläutert Marschs Mitarbeiter David Gölz. Das könne erhebliche Auswirkungen auf ihre Karriere haben, denn nach wie vor sei die Note des Staatsexamens auf dem juristischen Arbeitsmarkt das alles entscheidende Kriterium, während vorherige Noten weitestgehend unberücksichtigt blieben.

Erstmals erprobt haben die Preisträger ihr neues Einzel-Coaching im Juli 2023. Studierende, die daran teilgenommen haben, bewerten es als große Entlastung. Das Gespräch mit dem Coach habe ihnen nicht nur geholfen, ihre juristischen Fähigkeiten zu verbessern, sondern auch etwas die Examens-Angst gelindert. Die Preisträger möchten das Klausurcoaching gerne mittel- und langfristig als Lehrformat an der Fakultät etablieren. Der erste Schritt hierfür ist getan: Im vergangenen Wintersemester 2023/24 hatte die Fakultät die finanziellen Mittel für weitere Coachings bewilligt, so dass 40 weitere Staatsexamens-Kandidaten gecoacht werden konnten.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Nikolaus Marsch
Deutsches und Europäisches Öffentliches Recht und Rechtsvergleichung
Tel.: 0681 302-2104 (Sekretariat)
Tel.: 0681 302-3104 (Durchwahl)
E-Mail: nikolaus.marsch@uni-saarland.de

www.uni-saarland.de/lehrstuhl/marsch.html

Einen weiteren, mit 14.000 Euro dotierten Preis erhielt das Projekt „sonoBYstudents: Ultraschallkurse von Studierenden für Studierende“, mit dem bereits vor zehn Jahren eine strukturierte Ultraschall-Ausbildung im Medizin-Studium der Saar-Universität eingeführt und seither fortlaufend weiterentwickelt wurde. Preisträger sind zwei Homburger Kinderärzte:  Privatdozentin Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi (Funktions-Oberärztin in der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie) und Privatdozent Dr. Erol Tutdibi (leitender Oberarzt der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie).

Der Ultraschall spielt in der Medizin bei Routine-Untersuchungen, Notfällen, aber auch in der Kinderheilkunde eine große Rolle. Er ist einfach, schnell und vor allem schmerzfrei durchzuführen und wird beispielsweise eingesetzt, um die Bauchorgane, das Herz oder den Blutfluss in Arterien und Venen zu beurteilen. Abgesehen von einzelnen Kursen gab es bis 2014 im Studium an der Medizinischen Fakultät der Saar-Universität keine strukturierte Ultraschall-Ausbildung. Daher gründeten Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi und Dr. Erol Tutdibi im Wintersemester 2014/2015 die Arbeitsgruppe „sonoBYstudents: Ultraschallkurse von Studierenden für Studierende“. Ihr Konzept beruhte von Anfang an auf einem „Train the Trainer“-Programm, mit dem sie studentische Tutorinnen und Tutoren ausbildeten, die anschließend in der Lage sind, ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen kompetent zu unterrichten. Mehr als 50 studentische Tutoren wurden in den vergangenen zehn Jahren ausgebildet.

Pro Semester bieten derzeit 12 bis 14 Tutoren mehr als 20 Ultraschall-Kurse an. In diesen Kursen können etwa 70 Studierende den Bauch-Ultraschall sowie den Schilddrüsen- und Notfall-Ultraschall erlernen und weitere 20 bis 25 Studierende einen Herz-Ultraschall-Kurs absolvieren. In einem weiteren Kurs werden die Blutgefäße von Bauch-Organen, Beinen, Hals und Gehirn geschallt. Studierende, die einen Teil ihres Praktischen Jahres an der Homburger Klinik für Kinder- und Jugendmedizin absolvieren, können zudem den Gehirn-Ultraschall von Neugeborenen erlernen.

Bisher wurden durch das Projekt „sonoBYstudents“ rund 1100 Studierende im Ultraschall unterrichtet. Zusätzlich zum praktischen Ultraschall-Training in Kleingruppen haben die Studierenden Zugang zu Lehrvideos als „blended-learning“-Einheiten. Neben den sonoBYstudents-Kursen, in denen sich die Studierenden gegenseitig schallen, stehen ihnen im „Skills-Lab“ im neuen Hörsaalgebäude außerdem KI-gestützte Ultraschall-Simulatoren zur Verfügung, mit denen krankhaft veränderte Organe simuliert und geschallt werden können.

Das Kurskonzept „sonoBYstudents“ wurde bereits 2015 auf Initiative von Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi im Rahmen eines Wahlfachs an der Kinderklinik in Homburg etabliert. Für ihr Engagement in der Ausbildung angehender Medizinerinnen und Mediziner erhielt die Kinderärztin den PJ-Lehrpreis 2022, mit dem Studierende im Praktischen Jahr ihre besten Dozenten vorschlagen dürfen. Seither sind etliche fächerübergreifenden Kooperationen entstanden: mit der Klinik für Frauenheilkunde, dem Institut für Anatomie sowie dem Zentrum für Allgemeinmedizin. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe entstand zudem ein spezielles Modul, bei dem Studierende unter Anleitung einzelne Organe beim ungeborenen Säugling an schwangeren Frauen schallen können.

Kontakt:

PD Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi und PD Dr. Erol Tutdibi
Universität des Saarlandes
Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie
E-Mail: nasenien.nourkami(at)uks.eu; erol.tutdibi(at)uks.eu

Tel.: 06841 16-28000

Die Hochschule für Bildende Künste (HBK saar) wurde ebenfalls mit 14.000 Euro für das Kursprojekt (Point of You 1+2) mit der anschließenden Ausstellung "Schluss mit Lustig" ausgezeichnet: https://galerie.hbksaar.de/veranstaltung/schluss-mit-lustig). 

Erstmals verliehen wurde zudem ein mit 2.000 Euro dotierter Sonderpreis des Landes für herausragendes studentisches Engagement. Der Preis ging an die Studentin Celine Sahota, die unter dem Projekttitel „Unterstützungsangebote für bedürftige Studierende“ drei Initiativen ins Leben gerufen hat. Die 26-Jährige studiert die Fächer Germanistik sowie Philosophie und Ethik fürs Lehramt. Derzeit ist sie stellvertretende Vorsitzende des AStA und Referentin für Finanzen. Die von ihr konzipierten Initiativen werden vom Studierendenwerk des Saarlandes unterstützt.

Der „Food Carrier“ ist ein eigenhändig von Celine Sahota aufgebautes Regal zur Lagerung und Ausgabe von Lebensmitteln, die von Studierenden und Uni-Beschäftigten gespendet werden. Es steht im Untergeschoss der Mensa im Eingangsbereich des Studierendenwerks. Mit dem Food Carrier will die Preisträgerin bedürftigen Studierenden nicht nur unbürokratisch Hilfe leisten, sondern auch ein Zeichen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln setzen. Die Initiative „Sommerhilfe – Essensausgabe für bedürftige Studierende“ entstand als Nachfolge-Idee zur Winterhilfe, die vom Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit für das Wintersemester 2022/23 entwickelt worden war. Mit der Sommerhilfe konnten bedürftige Studierende auch im folgenden Sommersemester eine warme vegetarische Mahlzeit am Tag bekommen.

Die Initiative „Care-Pakete“ hat die Preisträgerin zu Beginn des Wintersemesters 2022/23 ins Leben gerufen. „Dabei haben wir gesammelte und wiederverwendete Baumwolltaschen ausgegeben, gefüllt mit Pflegeprodukten, veganen Lebensmitteln sowie Mensa- und Einkaufsgutscheinen. Zudem haben wir Flyer beigelegt, die über die Beratungsangebote des AStA informieren“, erzählt Celine Sahota. Die Studentin führt die Angebote weiter; sie kümmert sich um Geld- und Sachspenden, organisiert Helferinnen und Helfer, vergibt Semester-Gutscheine und kauft Lebensmittel ein.

Kontakt: Celine Sahota, E-Mail: finanzen(at)asta.uni-saarland.de

Der saarländische Landespreis Hochschullehre:

Der Landespreis Hochschullehre wird seit 2003 jedes Jahr von der zuständigen Ministerin beziehungsweise dem zuständigen Minister verliehen. Der Preis würdigt herausragende und innovative Leistungen in der Lehre an Hochschulen im Saarland aus dem vergangenen Jahr. Gleichzeitig werden Dozentinnen und Dozenten dazu ermuntert, neue Wege der Vermittlung zu suchen und zu erproben. Das Preisgeld in Höhe von 48.000 Euro soll der weiteren Verbesserung der Qualität in der Lehre dienen und kann auf mehrere Preisträger aufgeteilt werden. Seit dem Jahr 2023 vergibt das Ministerium für Wissenschaft zusätzlich einen Sonderpreis in Höhe von 2.000 Euro für besonderes studentisches Engagement mit Vorbildcharakter.

Info: https://www.uni-saarland.de/dezernat/ls/qualitaetsinstrumente/landespreis-hochschullehre.html