Ein weiterer, mit 10.000 Euro dotierter Preis ging an das Projekt „Virtuelle Mikroskopie – digitaler Kurs der mikroskopischen Anatomie“. Die Preise wurden am 9. März von Ministerpräsident Tobias Hans im Rahmen einer Videokonferenz vergeben.
Mit ihrem Projekt „Virtuelle Chirurgie – Konzeption und Implementierung eines Online-Nahtkurses“ ist es vier Lehrbeauftragten der Homburger Chirurgie gelungen, Studierenden der Humanmedizin auch während der Kontaktbeschränkungen in der Covid-19-Pandemie praktische chirurgische Fähigkeiten zu vermitteln: Dr. Tobias Fritz, Dr. Philipp Scherber, Privatdozent Dr. Frank Langer und Privatdozent Dr. Gerrit Fischer entwickelten einen „Online-Nahtkurs“, bei dem Studierende grundlegende Nahttechniken der Chirurgie unter Anleitung erlernen und üben konnten. Im Vorfeld erhielten sie standardisierte Nahtkits mit chirurgischem Grundinstrumentarium, Nahtmaterial und synthetischen Nahtsets, die der menschlichen Haut nachempfunden sind.
An dem Projekt, das erstmalig im Wintersemester 2020/21 umgesetzt wurde, nahmen insgesamt 104 Studierende teil. Der Unterricht fand in Kleingruppen in zwei digitalen Kurseinheiten von je 90 Minuten statt. Tests vor und nach dem Kurs sowie eine Selbsteinschätzung der Studierenden zeigten, dass sich der Wissensstand und die Fertigkeiten der Studierenden nach Kursabschluss deutlich verbessert hatten; zudem stieg bei vielen die Motivation für eine chirurgische Laufbahn (von 33 Prozent vor Kursbeginn auf 41 Prozent nach dem Kurs). In ihrem Begleitschreiben zur Nominierung an die Staatskanzlei hoben die Studierenden das große Engagement der Ärzte hervor. Unter anderem gaben sie auch an, sich mit dem wiederverwendbaren Nahtset sehr gut auf bevorstehende Famulaturen und das praktische Jahr vorbereiten zu können. Aufgrund der guten Resonanz ist geplant, die Präsenzlehre in der Chirurgie auch künftig durch digitale Kurse zu ergänzen und hierfür standardisierte chirurgische Online-Arbeitsplätze zu schaffen.
Das Projekt „Virtuelle Mikroskopie – digitaler Kurs der mikroskopischen Anatomie“ wurde ebenfalls im Pandemie-Jahr 2020 als Ersatz für die Präsenz-Lehre entwickelt: Es ermöglicht Studierenden, histologische Präparate virtuell zu mikroskopieren. Hierfür wurden Prof. Dr. Rudolf Bock, Ingrid Lang, Johannes Schmitt und Prof. Dr. Carola Meier mit dem Landespreis Hochschullehre ausgezeichnet. Eine Besonderheit ist, dass die digitale Komponente des Konzepts bereits vor mehr als 15 Jahren ihren Anfang nahm: Ihr Initiator, Rudolf Bock, war von 1976 bis 2006 als Professor in der Anatomie tätig und stellte 2005 erstmals sein neu entwickeltes Programm der virtuellen Mikroskopie vor. Durch das Scannen histologischer Präparate am Mikroskop schuf er, gemeinsam mit Ingrid Lang, seinerzeit Medizinisch-Technische Assistentin in der Anatomie, einen riesigen Fundus hochaufgelöster Bilddateien. Zudem entwickelte Prof. Bock eine Software, welche die Scans in digitaler Form für die Mikroskopie verfügbar machte. Seither wurde die digitale Präparate-Sammlung ständig erweitert und der Bedienkomfort der Webseite optimiert; zudem wurden wichtige Strukturen in den Präparaten beschriftet. Dank der Arbeit von Johannes Schmitt, Systemadministrator am Institut für Medizinische Biometrie (IMBEI), sind die Bilddateien über den Webbrowser für jedermann frei zugänglich. Mithilfe des Programms „Virtuelle Mikroskopie“ (https://mikroskopie-uds.de) können Studierende jederzeit selber virtuell mikroskopieren, wobei sich die Präparate – aufgrund der extrem hohen Qualität der Scans – wie bei einem „echten“ Mikroskop stufenlos hochauflösend vergrößern lassen.
Eine besondere Bedeutung bekam das Programm im Sommersemester 2020, als keine Präsenzveranstaltung möglich war: Anatomie-Professorin Carola Meier, die die Kurse der Mikroskopischen Anatomie leitet, implementierte die Virtuelle Mikroskopie zunächst als Ersatz für die Präsenz-Lehre: Prof. Meier konzipierte die Kurse so, dass die Studierenden beim virtuellen Mikroskopieren in Gruppen unterrichtet und betreut wurden, zudem wurden Aufgaben und Übungsfragen implementiert. Vorbereiten konnten sich die Studierenden über digitale Vorlesungen, die als Videos jederzeit verfügbar waren. Aufgrund der guten Resonanz wurde das Programm auch 2021 genutzt. Es soll auch künftig fester Kurs-Bestandteil bleiben. Geplant ist überdies die Entwicklung einer App, die das Lernen noch zeit- und ortsunabhängiger ermöglichen wird.
Der saarländische Landespreis Hochschullehre wird seit 2003 jedes Jahr von der Staatskanzlei des Saarlandes ausgelobt. Er wird an Dozentinnen und Dozenten der saarländischen Hochschulen vergeben, die durch besonderes Engagement, Organisationstalent und didaktisch-methodisches Vorgehen neue Impulse für die Weiterentwicklung der Hochschullehre gesetzt haben. Mit insgesamt 50.000 Euro Preisgeld würdigt die Landesregierung damit bis zu drei herausragende Projekte im Bereich der Lehre.
Weitere Infos finden Sie hier.
Fragen beantworten:
Virtuelle Chirurgie: Dr. Tobias Fritz (tobias.fritz@uks.eu)
Digitale Mikroskopie: Prof. Dr. Carola Meier (carola.meier@uks.eu)