Nach den Vorträgen können die vorgestellten Themenschwerpunkte in einer öffentlichen Diskussionsrunde vertieft werden. In der fünften Vorlesung der Reihe wird Slavistin Jun.-Prof. Dr. Željana Tunić der Frage nachgehen, wie eine Kintsugi-Poetik Kriegserfahrungen und die daraus entstandenen Wunden künstlerisch verarbeiten und sie als Bruchstellen in ihrer Irreparabilität sichtbar machen kann. Der öffentliche Vortrag findet am Mittwoch, 18. Dezember um 18 Uhr im Innovation Center A2 1, Seminarraum 3.05. der Universität des Saarlandes statt.
Von Gewalt versehrte Körper, von Zerstörungswut gezeichnete Gebäude, von Massengräbern durchzogene und durch Minenfelder kontaminierte Landschafen – all diese Bilder prägen die Darstellung des Kriegs in Bosnien und Herzegowina (1992-1995). Doch der Umgang vieler Betroffenen mit Gewalterfahrungen zeugt auch von geistigem Widerstand, bei dem sie sich verschiedener Artikulationsformen bedienen, um sich selbst über den Opfer-Status hinaus als Subjekte neu zu entwerfen. So wählt die bosnisch-herzegowinische Schriftstellerin Senka Marić in ihrem Roman Körper-Kintsugi (2018) die japanische Kintsugi-Technik als Metapher für den Heilungsprozess ihres Körpers im Kampf gegen den Krebs und gegen die von patriarchalen Normen und Gewalterfahrungen geprägte Gesellschaft. Angelehnt an diese Kintsugi-Poetik, fokussiert sich der Vortrag auf den Umgang mit Kriegserfahrungen der Einzelnen, welche die Leiderfahrungen und die daraus entstanden Wunden nicht kaschieren, sondern künstlerisch verarbeiten und als Bruchstellen in ihrer Irreparabilität sichtbar machen.
Die Käte Hamburger Lectures bieten einen Einblick in die aktuellen Forschungsarbeiten des Kollegs, tragen diese in die Universität hinein und laden die interessierte Öffentlichkeit zu einer Diskussion über kulturelle Praktiken der Reparation ein.
Weitere Informationen zum Käte Hamburger Kolleg: https://cure.uni-saarland.de