Wäre es nicht eine gute Sache, wenn bei Kernspin-Aufnahmen außer dem Arzt oder der Ärztin auch Künstliche Intelligenz alles mit im Blick hätte und vor einem Aneurysma warnt, das unerkannt zu tödlichen Blutungen führen kann? Oder wenn KI erste Verdachtsmomente von Demenz bei einem einfachen Telefongespräch erkennen, und so helfen könnte, die Krankheit auszubremsen, noch bevor sie ausbricht? KI könnte auch die Therapie von Parkinsonpatientinnen und -patienten engmaschig begleiten und jeden Tag die individuell perfekte Medikamentendosis berechnen. Dies sind nur einige Beispiele konkreter Projekte, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität des Saarlandes und weiterer Hochschulen, von Forschungsinstituten, Kliniken und Unternehmen jetzt unter der Flagge des Netzwerks Health.AI im Saarland forschen werden.
Bereits in diesem und im nächsten Jahr sollen 17 Health.AI-Projekte an den Start gehen. Forscherinnen und Forscher sowie Unternehmen hatten ihre Ideen an der Schnittstelle von KI und Medizin in mehreren Förderwettbewerben des Netzwerks eingebracht. Health.AI-Expertinnen und Experten wählten die chancenreichsten Projekte aus und unterstützten diese, die Förderanträge beim Bundesforschungsministerium zu stellen. Kommissionen unabhängiger externer Experten begutachteten die Projekte und das BMBF bewilligte bislang Forschungsförderung in Höhe von fast zweieinhalb Millionen Euro. „Jetzt stehen diese ersten Fördergelder bereit. Mit ihnen wollen wir bisher nicht ausgeschöpfte Potenziale der Künstlichen Intelligenz für den Gesundheitsbereich im Saarland erschließen“, sagt Professor Tobias Hartmann, Leiter des Instituts für Demenzprävention an der Universität des Saarlandes und einer der führenden Köpfe hinter Health.AI. „Wir befassen uns bei Health.AI damit, wie Gesundheit in Zukunft besser gefördert, erhalten und wieder hergestellt werden kann. Im Netzwerk wollen wir hierfür mit KI, Technologien und vernetztem Wissen neue Wege finden und schaffen“, erklärt Tobias Hartmann.
Das saarländische Netzwerk Health.AI ist eines von deutschlandweit 23 Bündnissen, die 2021 im Rahmen der Programmlinie „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ ausgewählt wurden. Gemeinsam mit dem Verein NanoBioNet und dem „K8 Institut für strategische Ästhetik“ hatte Hartmanns Institut das Netzwerk Health-AI initiiert und die Bundesförderung in Millionenhöhe eingeworben, um es ins Laufen zu bringen. Seit 2022 bauten die Partner das Netzwerk im Saarland auf. Inzwischen gehören ihm 175 Partner an, darunter neben der Universität des Saarlandes, dem Universitätsklinikum, der HBKsaar und der htw saar rund 50 Forschungseinrichtungen wie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI und das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT, das August-Wilhelm Scheer Institut, 70 Unternehmen, 16 Vereine und Verbände, 20 Kliniken, 14 Netzwerke und Transfergesellschaften sowie fünf Krankenkassen.
„Unser Netzwerk wird immer dichter, wächst und professionalisiert sich zusehends. Als Verbundprojekt haben wir mit Health.AI im Saarland eine neue Forschungsstruktur geschaffen“, erläutert Ralph Nonninger, Vorstandsvorsitzender des Vereins NanoBioNet und Health.AI-Bündnissprecher. „Wir bringen die Akteure zum Austausch und für Synergien in Kontakt. Der Fokus liegt auf innovativen Projekten speziell für unsere strukturschwachen Landkreise: Es geht darum, zugleich die Gesundheitsversorgung zu verbessern, die Wirtschaft zu fördern und zum Strukturwandel im Saarland beizutragen“, sagt Ralph Nonninger.
Hierzu bündelt das Netzwerk die vorhandenen Stärken in den Bereichen IT und Medizin im Saarland. An der Universität des Saarlandes etwa sind Informatikwissenschaften und der Bereich „NanoBioMed“ an der Schnittstelle von Medizin und Naturwissenschaften international sichtbare Schwerpunkte. Auch an den weiteren saarländischen Hochschulen, Forschungsinstituten und zahlreichen Unternehmen besteht in diesem Feld große Expertise. „Wir vernetzen die Partnerinnen und Partner und bringen vorhandenes Wissen in einem Bündnis zusammen, um die Entwicklung von Innovationen zu beschleunigen“, sagt Ralph Nonninger.
Die jetzt unter dem Dach von Health.AI nach und nach startenden Forschungsprojekte unterstützt das Netzwerk weiter und flankiert sie mit gebündeltem Know-how. „Wir helfen dabei, die Projekte ins Laufen zu bringen, um die Hürden, die ein solches Projekt in der Praxis mit sich bringt, zu überwinden“, sagt die Bündniskoordinatorin Julia Hartnik von K8. „Das heißt konkret: Wir begleiten bei Anträgen und organisatorischen Fragen, finden geeignete Partner, stellen auch Fort- und Weiterbildung bereit, die hochspezialisiertes Wissen, und Zusatzkompetenzen vermitteln. Und wir unterstützen bei Datenschutz-Anforderungen und rechtlichen, wie ethischen Fragen rund um KI, was bei derartigen Projekten im Bereich von KI und Medizin in der Praxis von hoher Bedeutung ist“, ergänzt Julia Hartnik. Damit das Ganze sich verstetigt und verselbstständigt, ist inzwischen eine Genossenschaft für die Netzwerkmitglieder gegründet worden.
Zu den einzelnen Forschungsprojekten folgen weitere Pressemitteilungen des Netzwerks Health.AI.
• Gestartet sind jetzt folgende Forschungsprojekte:
Cognipanion - Neurotechnologisches Gesundheitsmonitoring im Reallabor ”Hochautomatisiertes Fahrzeug“
Prof. Dr. Dr. Daniel Strauss (Systems Neuroscience & Neurotechnology Unit, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Paragon Semvox GmbH
Kooperationspartner ZF Friedrichshafen AG, Prof. Dr. Michael Zemlin (Zentrum für Digitale Neurotechnologien Saar, Universitätsklinikum des Saarlandes)
FläKi - Entwicklung & Verprobung eines flächendeckenden Human in the Loop KI Systems am Beispiel der augenärztlichen Behandlung
Dr. Ilka Sutor (VISYOnet Qualitätsnetzwerk Saar GmbH), Dr. Dirk Werth (August-Wilhelm Scheer Institut gGmbH), Dr. André Schulz (Augenklinik Sulzbach, Klaus Heimann Eye Research Institute, Knappschaftsklinikum Saar GmbH), Julia Hartnik (K8 Institut für strategische Ästhetik gGmbH)
KI-Katarakt - Entwicklung eines KI-gestützten Systems zur Identifizierung von prädiktiven Faktoren im Rahmen des perioperativen Komplikationsmanagements in der Katarakt-Chirurgie
Kevin Dewi (n-systems GmbH & Co. KG), Dr. André Schulz (Augenklinik Sulzbach, Klaus Heimann Eye Research Institute, Knappschaftsklinikum Saar GmbH), Dr. Ralph Nonninger (cc-NanoBioNet e.V.)
Health.AI - ELI - Ehtical and Legal Implications
Rechtsanwalt Stefan Hessel, LL.M. (Reusch Rechtsanwaltsgesellschaft mbH), Dr. Timo Speith (Algoright e.V.), Prof. Dr. Tobias Hartmann (Deutsches Institut für Demenzprävention, Universität des Saarlandes)
• Folgende Projekte starten demnächst:
Skills4Kids – Förderung gesunder Strategien zur Emotionsregulation bei Kindern mit sozial-interaktiven KI-Avatare
Prof. Dr. med. Eva Möhler (Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universität des Saarlandes), Dr. Jan Alexandersson (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, Saarbrücken), Dr. Jochen Frey (Pioneo GmbH), Frank Laubscher (IKK Südwest)
iManageParKInson - Optimierte medikamentöse Einstellung und Therapiekontrolle bei Parkinson mittels intelligenter Tagebuch- und Selbstmanagement-App
Dipl.-Inform. Stephan Kiefer (Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT), Dr. med. Fatma Merzou (Klinik für Neurologie, Universität des Saarlandes), Dipl.-Psych. Jan Spilski (insight.out GmbH), Kooperationspartner: Selbsthilfeverein Jung und Parkinson e.V., Saarland
AI4KOnCo - AI for Kids Oncology Consent
Massimo Romanelli (semvox GmbH), Dr. Jochen Frey (Pioneo GmbH), Prof. Dr. Roikos Furtwängler (Klinik für pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Universität des Saarlandes), Prof. Dr. Günter Neumann (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Saarbrücken), Prof. Dr.-Ing. Christoph Sorge (Lehrstuhl für Rechtsinformatik, Universität des Saarlandes), Prof. Dr. Volker Hielscher (Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft e.V.)
ChatPatientsCare - Patient-Maschinen-Interaktion: Pepper im Gesundheitswesen
Dr. rer. nat Dietmar Hecker (Fachbereich für HNO-Heilkunde, Universität des Saarlandes), Univ.-Prof. Dr. Cornelius König (Arbeitseinheit Arbeits- & Organisiationspsychologie, Universität des Saarlandes), Dr.-Ing. Tim Schwartz (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz DFKI, Saarbrücken)
DEMKAPPS1 - DEMenz FrüherKennung und APP-basierte Intervention in der Primärversorgung
Dr. Johannes Tröger (ki elements GmbH), Prof. Dr. Matthias Riemenscheider (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität des Saarlandes), Prof. Dr. Dagmar Renaud (Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes), Dr. Doron Stein (memodio GmbH), Kooperationspartner Dr. Jutta Dick (Gesundheits-Netz Saar, Genesa eG)
SilVeR - Intelligente Terminplanungsplattform für die Silver Society zur Verbesserung des Zugangs zur gesundheitlichen Versorgung in ländlichen-strukturschwachen Regionen
Phase 1 – Nutzer:innenanalyse und systematische Konzeption für einen fachärztlichen Modellverbund
Annika Ulich (Digital Urban Center for Aging & Health eG), Anna Thonet (Medical eye research xperts Institut gGmbH), Dr. Dirk Werth (August-Wilhelm Scheer Institut gGmbH), Mirjam Schwan (FITT gGmbH), Assoziierte Partner: Prof. Dr. Hans-Joachim Weber (AAL-Netzwerk Saar e.V.)
Datenraum Health.AI - Voraussetzungen für einen DSGVO-gerechten und verantwortungsvollen Umgang mit Gesundheitsdaten
Dr. Ralph Nonninger (cc-NanoBioNet e.V.), Dr. Jan Alexandersson (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH, Saarbrücken), Dr. Christoph Endres (sequire technology GmbH), Dr. Soenke Zehle (K8 Insititut für strategische Ästhetik gGmbH)
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Tobias Hartmann:
+49 (0) 6841 16479-18; tobias.hartmann(at)uks.eu
Dr. Ralph Nonninger (Bündnissprecher):
+49 (0) 160 715 0333; ralph.nonninger(at)health-ai.de
Julia Hartnik (Bündniskoordination):
+49 (0) 681 38753540; Julia.Hartnik(at)health-ai.de
Pressefotos zum Download:
Die Pressefotos können Sie mit Namensnennung des Fotografen als Fotonachweis honorarfrei in Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung und der Berichterstattung über die Universität des Saarlandes verwenden.