Auf dem Campus Saarbrücken arbeitet die Universität des Saarlandes eng mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammen, die ebenfalls großes Interesse an den Entwicklungsflächen haben.
Die Universität ist daher eine von mehreren Institutionen, die für die Nutzung der Flächen Interesse bekundet hat, nachdem das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit (Cispa) vor einem Jahr seine Umzugspläne nach St. Ingbert bekannt gab. Für Präsident Ludger Santen bietet die Entwicklungsfläche „Nördlich Stuhlsatzenhaus“ wichtige Handlungsspielräume für die Universität: „Wir haben die wenigen verbliebenen freien Baufelder auf dem Campus bereits verplant. Wenn wir auf die Unterstützung des Bundes für weitere Forschungsneubauten setzen – wie aktuell beim Zentrum für Biophysik, das hälftig vom Bund finanziert wird – dann müssen wir bereits erschlossene Bauflächen bereithalten“, erklärt Ludger Santen. Zudem sei es für Ausgründungen aus der Universität enorm wichtig, den engen Kontakt zu den Forscherinnen und Forschern zu pflegen und Studierende als künftige Mitarbeitende zu gewinnen. Dies gelinge nur durch räumliche Nähe und die Möglichkeit, sich spontan zu Besprechungen oder gemeinsame Workshops zu verabreden.
Auch die außeruniversitären Forschungsinstitute, die eng mit der Universität verzahnt seien, profitierten von den berühmten „kurzen Wegen“. „Diese sind nicht nur Floskel, sondern tatsächlich gelebter und geschätzter Alltag unter den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Im Wettbewerb der forschungsstarken Universitäten um die besten Köpfe ist dies ein wichtiger Faktor, um die Attraktivität des hiesigen Wissenschaftsstandorts zu stärken und den notwendigen Strukturwandel im Saarland voranzutreiben“, erklärt Universitätspräsident Santen. „Aus diesem Grund bietet sich es eher an, leerstehende Gebäude im Stadtzentrum zur Schaffung von attraktivem Wohnraum zu nutzen.“
Die anhaltenden Proteste der Bürgerinitiative „Hanni bleibt“, die nun von anderen Aktivisten mit der Besetzung des Waldstücks flankiert wurden, betrachtet Universitätspräsident Santen mit Sorge: „Wir benötigen Planungssicherheit, damit wir weitere Ansiedlungen am Campus ermöglichen können. Dies zeigt nicht zuletzt der geplante Umzug des CISPA nach St. Ingbert, dem diese Flächen nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt werden konnten.“ Den Campus weiterzuentwickeln, bedeute Zukunft zu gestalten. „Neue Arbeitsplätze in Forschungseinrichtungen und neu gegründeten Firmen können nur dann entstehen, wenn wir ihnen auch die Möglichkeiten bieten, sich anzusiedeln. Kein Startup kann Jahre auf ein Planungsverfahren warten, um den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen“, erläutert Santen.
Grundsätzlich habe der Erhalt des Waldes ebenfalls hohe Priorität, deshalb müsse die Nutzung eine solche Maßnahme rechtfertigen. „Dies ist ein wesentlicher Unterschied zur Situation im Hambacher Forst: Dort wurden mehr als 3.000 Hektar Wald geopfert, um Stromerzeugung mit dem klimaschädlichsten fossilen Energieträger zu ermöglichen. Am Campus Saarbrücken geht es dagegen um die Schaffung von Zukunftsperspektiven, für die bedarfsgerecht 4,5 Hektar des rund 7.300 Hektar großen Stadtwaldes gerodet werden müssen“, sagt Universitätspräsident Santen.
Hintergrund zum Bebauungsplan “Nördlich Stuhlsatzenhaus”
Im vergangenen März hat der Stadtrat der Landeshauptstadt Saarbrücken mit großer Mehrheit dem Bebauungsplan für das Areal nördlich des ehemaligen Stuhlsatzenhauses zugestimmt. Die Abstimmung war Ergebnis eines umfangreichen demokratischen Verfahrens- und Entscheidungsprozesses, an dem die Öffentlichkeit beteiligt und die Umweltbelange auf vielfältige Weise berücksichtigt wurden (siehe Bebauungsplan der Stadt Saarbrücken). Mit der landeseigenen Fläche wird der Campus der Universität des Saarlandes und der dort ansässigen außeruniversitären Forschungsinstitute erweitert.
Das Wirtschaftsministerium erläuterte seine Ziele für die Fläche in einer Pressemitteilung im März wie folgt: „Ziel der jetzt anlaufenden Erschließungsmaßnahmen ist es, Bauflächen für neue Lehr- und Forschungsgebäude für die Universität selbst sowie weitere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen zu schaffen. Auch private Investoren sowie potenzielle Nutzer aus dem Umfeld universitärer und außeruniversitärer Forschung haben bereits ihr Interesse an den Bauflächen bekundet.“ Weitere Details sind auf der FAQ-Seite des Wirtschaftsministeriums nachzulesen.