Das Childhood-Haus / Johanniter Kinderschutzkompetenzzentrum bündelt die bestehenden Angebote und Netzwerkstrukturen der Kindertrauma-Ambulanzen, der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der Kinderklinik des Universitätsklinikums. Unter einem gemeinsamen Dach und in kinderfreundlichen Räumlichkeiten wird eine transdisziplinäre Zusammenarbeit von Medizin, Psychologie, Jugendhilfe, Polizei, Staatsanwaltschaft und Justiz möglich. „Das ist ein echter Meilenstein für betroffene Kinder und Jugendliche, die nun nach einem Misshandlungsverdacht nicht mehr durch viele Instanzen gehen müssen, sondern eine traumasensible Umgebung mit einer konstanten psychosozialen Begleitung für eine professionelle medizinische, psychologische und juristische Aufarbeitung haben“, sagte Professor Eva Möhler, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKS.
„Kinder sind nicht nur Erwachsene der Zukunft. Sie sind unser Hier und Heute! Ihre Rechte müssen wir wahren und jedes Kind bestmöglich darin unterstützen, als starke und selbstbestimmte Persönlichkeit heranwachsen zu können. Das Childhood-Haus Saarland kann hierzu einen wichtigen Baustein beitragen, und ich wünsche ihm das bestmögliche Gelingen“, erklärte Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden, die sich im Anschluss an ihre Ansprache im voll besetzten Hörsaal bei einem Rundgang durch das Childhood-Haus einen Eindruck von den Räumlichkeiten verschaffte und das Gespräch mit den dort Beschäftigten suchte. Die von ihr 1999 gegründete World Childhood Foundation macht sich weltweit für das Recht auf eine Kindheit frei von sexualisierter Gewalt und Missbrauch stark, hat in Deutschland bereits zehn Childhood-Häuser auf den Weg gebracht und trägt am elften Standort in Homburg unter anderem die Kosten für eine gerichtssichere Vernehmungstechnik, für die gesamte medizinische Ausstattung, für die Möblierung und für eine Projektleiterstelle zur Implementierung der Workflows in den ersten sechs Monaten.
Insgesamt wird ein Team aus bis zu zwölf Mitarbeitenden im rund 330 Quadratmeter großen Childhood-Haus / Johanniter Kinderschutzkompetenzzentrum die minderjährigen Gewaltopfer medizinisch und psychologisch untersuchen und behandeln. Neben Büroräumen, einem Untersuchungs- und einem Vernehmungszimmer mit der erforderlichen audiovisuellen Technik sowie einem geräumigen Besprechungszimmer verfügt das Haus auch über einen kinderfreundlichen Wartebereich, einen Außenbereich mit zahlreichen Spielgeräten und einen „Skills-Raum“ zur Affektregulation und Stressresilienz. Ein Großteil der Räume ist bereits fertig eingerichtet und kann ab sofort genutzt werden. Die weiteren Räume sollen bis Anfang 2025 saniert und fertig gestellt werden.
In einer Höhe von 1,2 Millionen Euro hat die Genossenschaft Rheinland-Pfalz-Saar des Johanniterordens den Großteil der Kosten für die Sanierungsarbeiten übernommen. Dazu erklärt Dr. Wittigo von Rabenau, regierender Kommendator: „Der Johanniterorden in Rheinland-Pfalz und im Saarland sieht sich seit je her der Gesundheit, der psychischen und physischen Unverletzlichkeit, dem Wohlergehen und den unverbrüchlichen Rechten von Kindern und Jugendlichen verpflichtet. Dies war, ist und bleibt unser Antrieb, wo immer es notwendig ist, uns für die Kleinsten und Schwächsten in unserer Gesellschaft einzusetzen. Aus diesem Grund sind wir Johanniter der World Childhood Foundation und dem UKS für ihre Unterstützung beim Aufbau des Johanniter Kinderschutzkompetenzzentrums in Homburg sehr dankbar. Mit dem Childhood-Haus Saarland schließen alle Beteiligten eine wichtige Lücke im Kampf gegen jede Art von Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen sowie gegen die Missachtung ihrer Rechte. Unser Orden wird auch in Zukunft in seinem Engagement hierfür nicht nachlassen.“
Unterstützt und engagiert vorangetrieben wurde das Projekt von Beginn an auch durch das saarländische Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit, welches jährlich Personalkosten in Höhe von 100.000 Euro tragen wird. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger betonte in ihrem Grußwort: „Kinderschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Deshalb hat die saarländische Landesregierung in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen auf den Weg gebracht, um den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor jeglicher Gewalt weiter zu verbessern. Das Childhood-Haus spielt dabei eine wichtige Rolle, weil es eine gut strukturierte und koordinierte Anlaufstelle für traumatisierte Kinder und Jugendliche ist. Hier arbeiten Polizei- und Justizbehörden Hand in Hand mit Ärzten und Psychologen, um das Unrecht aufzudecken und die schlimmen Gewalterfahrungen der Kinder und Jugendlichen psychologisch zu betreuen und zu verarbeiten.“ Der zuständige Minister Dr. Magnus Jung, der im Rahmen des Festaktes an einer Diskussionsrunde mit Projektbeteiligten und weiteren Experten teilnahm, ergänzte: „Kinder haben das Recht, vor Gewalt geschützt zu werden. Kinderschutz ist nicht allein als staatliche Aufgabe zu verstehen, sondern vielmehr als Gemeinschaftsaufgabe, bei der viele Verantwortungsträger zusammenarbeiten. Nur durch eine koordinierte Anstrengung aller Beteiligten kann eine umfassende und nachhaltige Sicherheit für Kinder und Jugendliche gewährleistet werden. Das Childhood-Haus in Homburg ist ein herausragendes Beispiel für dieses Zusammenspiel. Es vereint medizinische, psychologische und juristische Expertise unter einem Dach und schafft so einen geschützten Raum, in dem die Bedürfnisse betroffener Kinder konsequent in den Mittelpunkt gestellt werden.“
„Für die großzügige Unterstützung danken wir dem Saarländischen Gesundheitsministerium, der World Childhood Foundation und insbesondere auch der Genossenschaft Rheinland-Pfalz/Saar des Johanniterordens, welche die Arbeit unserer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie bereits seit 15 Jahren fördert. Ohne das Engagement dieser und vieler weiterer Förderer wären Realisierung und Betrieb des Childhood-Hauses nicht möglich“, erklärte Bettina Rottke, Kaufmännische Direktorin des UKS. Prof. Dr. Jennifer Diedler, Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums, ergänzte: „Es erfüllt uns mit Stolz und mit großer Freude, dieses Haus heute hier in Homburg einzuweihen und zu eröffnen. Möge es in Zukunft eine sichere Zuflucht und Anlaufstelle für von Gewalt und Misshandlungen betroffene Kinder und Jugendliche sein, in der sie eine noch bessere Betreuung und Begleitung erfahren.“
Eine Förder- sowie eine Grundlagen- und Gesellschaftervereinbarung waren im März von der Genossenschaft Rheinland-Pfalz-Saar des Johanniterordens, der World Childhood Foundation und dem Universitätsklinikum des Saarlandes unterzeichnet worden.
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