In Graz geboren, begann Gotthold Hasenhüttl nach dem Abitur in seiner Heimatstadt das Studium der katholischen Theologie und Philosophie und wechselte dann an die Päpstliche Universität Gregoriana in Rom, wo er das Lizentiat in Philosophie und Theologie erwarb. 1959 in Rom zum Priester geweiht, wirkte er als Kaplan in der heimischen Steiermark und wurde 1962 mit der Dissertation „Der Glaubensvollzug. Eine Begegnung mit Rudolf Bultmann aus katholischem Glaubensverständnis“ zum Dr. theol. promoviert. 1964 begann er seine wissenschaftliche Laufbahn als Assistent am von Hans Küng geleiteten Ökumenischen Institut der Katholisch-Theologischen Universität Tübingen. Nach der 1969 erfolgten Habilitation für Dogmatik und Ökumenische Theologie mit „Charisma. Ordnungsprinzip der Kirche“ wurde er zum Universitätsdozenten ernannt und erwarb 1971 mit „Der Gottesgedanke bei Jean Paul Sartre“ ebenfalls an der Gregoriana in Rom den philosophischen Doktorgrad.
Seit 1973 außerplanmäßiger Professor, agierte Hasenhüttl auch als Prodekan und Dekan der Tübinger Fakultät und folgte 1974 dem Ruf der Universität des Saarlandes. Fast drei Jahrzehnte bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2002 lehrte und forschte er auf dem Saarbrücker Campus. Auch in Saarbrücken engagierte er sich in der akademischen Selbstverwaltung, unter anderem als Senator und Prodekan des damaligen Fachbereichs Grundlagen- und Geschichtswissenschaften in den beiden Amtszeiten 1977 bis 1981 sowie 1994 bis 1996. Seit 1989 hat er den Vorsitz der Internationalen Paulusgesellschaft inne und gehört seit 1993 der Academia Scientiarium et Artium Europaea an.
Wegen der bekannten Vorgänge beim 1. Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003, als er bei einem Gottesdienst auch Protestanten und Nicht-Katholiken zum Abendmahl einlud, suspendierte ihn der Trierer Bischof Reinhard Marx unmittelbar danach vom Priesteramt (die Suspendierung wurde durch die römische Glaubenskongregation 2004 rechtskräftig) und entzog ihm 2006 die kirchliche Lehrerlaubnis. Am 28. September 2010 trat Professor Hasenhüttl aus der katholischen Kirche als Körperschaft des öffentlichen Rechts, aber nicht aus der Glaubensgemeinschaft, aus.
Der Jubilar hat über 20 in mehrere Sprachen übersetzte Werke und rund 200 Aufsätze und sonstige Beiträge verfasst. Zuletzt erschienen unter anderem „Glaube ohne Mythos“ (2001), „Ökumenische Gastfreundschaft. Ein Tabu wird gebrochen“ (2006), „Christen gegen Christen. Der Streit um das gemeinsame Abendmahl“ (2010), „Glaube ohne Denkverbote. Für eine humane Religion“ (2012), „Die Würde des Menschen ist antastbar – in Politik und Religion“ (2018) sowie „Jesus und Mohammed – Ihre unterschiedliche Botschaft für eine humane Welt“ (2021).
Weitere Informationen:
Internet-Präsentation von Prof. Dr. Dr. Gotthold Hasenhüttl: http://www.uni-saarland.de/fak3/hasenhuettl
Text: Dr. Wolfgang Müller, Universitätsarchiv