Einzelprojekte
Hier findet sich eine Auswahl medienkomparatistischer Einzelprojekte seit 2019. Weitere Einzelveranstaltungen finden sich auch unter "Aktuelles" sowie im "Archiv".
Hrsg. von Jonas Nesselhauf und Florian Weber
Mit dem Cultural Turn öffnen sich nicht nur bisher eher hermetisch gebliebene geistes- und sozialwissenschaftliche Disziplinen für ein kulturwissenschaftliches Denken — es entstehen aus diesen Forschungen heraus neue, Fachgrenzen überschreitende Ansätze. Eine zentrale Rolle hierbei spielen die ›Studies‹ — interdisziplinäre Forschungsbereiche, die sich marginalisierten Themen zuwenden, sie systematisch erschließen (bspw. »Women’s Studies«, »Postcolonial Studies« etc.) und letztlich auch selbst wieder Studies generieren (aus den »Women’s Studies« respektive den »Gender Studies« etwa die »Feminist Studies«, »Masculinity Studies«, »Fat Studies«, »Disability Studies« und die »Porn Studies«).
Diese hochspezialisierten und stark praxistheoretischen Ansätze sind mittlerweile weder aus den Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften noch aus den Geschichts-, Politik- und Sozialwissenschaften wegzudenken. Gleichzeitig sind sie ein wissenschaftstheoretisch noch relativ unerschlossenes Gebiet.
Das »Handbuch Kulturwissenschaftliche ›Studies‹« stellt mit einem Schwerpunkt auf den deutschsprachigen Kulturwissenschaften die Methoden und Konzepte der derzeit wichtigsten Studies vor und macht die Beziehungsgeflechte zwischen den Studies sichtbar.
Weitere Informationen auf der Website des Verlags: https://www.degruyter.com/document/isbn/9783110712834
Abendvortrag von Jun.-Prof. Dr. Jonas Nesselhauf im Festsaal des Rathauses Sankt Johann der Landeshauptstadt Saarbrücken (24. Juni 2024, 19:00 Uhr)
"Der imaginierte Mond: Phantastische Reisen, Fälschungen und Verschwörungen"
Schon immer stellte der Mond ein Sehnsuchtsobjekt am nächtlichen Sternenhimmel dar, der aus der Ferne beobachtet und gedeutet wurde: So imaginieren Texte seit der europäischen Antike mögliche Reisen (auf Pferden und Schwänen, mit Ballons und Kapseln) oder beschreiben die Flora und Fauna des Erdtrabanten in fiktiven journalistischen Zeitungsreportagen. Und auch im Zeitalter der Raketentechnik und den tatsächlichen wissenschaftlichen Expeditionen scheint der Mond weiterhin seine Anziehungskraft für Spekulationen und Fälschungen nicht verloren zu haben.
Der Abendvortrag von Jun.-Prof. Dr. Jonas Nesselhauf im Rahmen der Ringvorlesung "Fake, Lüge, Desinformation. Über die Literatur zwischen Fiktion und Täuschung" des Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass nimmt sich — etwa einen Monat vor dem 55. Wiederkehr der ersten bemannten Mondlandung vom 20. Juli 1969 — diesem spannenden Verhältnis zwischen wissenschaftlicher Beobachtung und technologischer Entwicklung einerseits, literarischer Phantastik und populären Verschwörungsnarrativen andererseits an.
Weitere Informationen zur Ringvorlesung finden sich hier: www.uni-saarland.de/forschen/literaturarchiv/veranstaltungen/ringvorlesungen
8. Jahrestagung der "Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft" (KWG) an der Universität des Saarlandes, 27.–30. September 2023
Ein Interesse an wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit dem 'Populären' ist wohl vor allem dem kritischen Bewusstsein der "Cultural Studies" zu verdanken, wenn dezidiert ab den 1960er Jahren zunehmend auch 'andere' Ästhetiken und Praktiken in den Blick der Forschung rücken. Gerade die Suche nach kulturellen Artefakten, die gesellschaftliche Normen und Hierarchien auch (massen-)medial reproduzieren, beförderte erstmals eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Werbung oder Seifenoper, mit 'Trivialliteratur' oder Comics, mit Fernsehserien oder Popmusik.
Dass das Populäre dabei wohl gerade seit Beginn der Moderne breiter rezipiert wurde als die vermeintlich 'hochwertigen', intellektuellen und von elitär-bürgerlichen Institutionen getragenen Künste, rückte bis dahin mit einer unkritischen Kanonisierung und der einseitigen Aufwertung des Hochkulturellen in den Hintergrund. Dabei steht der Skepsis, gar Ablehnung des 'Populären' mit dem Vorwurf einer schematischen, innovationslosen und kapitalistischen Prinzipien unterworfenen 'Unterhaltungsindustrie' doch eine mediale Vielfalt unterschiedlicher Ästhetiken und Praktiken gegenüber: So setzen sich etwa Popart und Popmusik auch (selbst-)kritisch mit ihrem Massencharakter auseinander, durch literarische Schreibverfahren entsteht ein umfassendes Alltags- und Markenarchiv, und Fanfiction oder Cosplay befördern eine Partizipation des sonst passiven Rezipierenden.
Inzwischen ist die — als "Popular Culture Studies" längst universitär institutionalisierte — Auseinandersetzung mit populären Ästhetiken und Praktiken auch ein selbstverständlicher Teil der Kulturwissenschaften geworden: Die inzwischen 8. Jahrestagung der "Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft" lädt daher internationale Forschende zur Diskussion von Theorien und Methoden des 'Populären' ein, zur Reflexion des Verhältnisses von race, class, gender und diversity in Verbindung zu Populärkultur(en), zur Analyse spezifischer Medien, Materialien, Praktiken oder Ästhetiken des Populären, zum Blick auf Verhältnisse, Einflüsse und Wechselwirkungen zwischen Populärem und 'Hoch-' oder 'Subkulturellem' sowie zur Untersuchung von Erscheinungsformen des Populären außerhalb der europäischen und nordamerikanischen Kulturen.
Weitere Informationen zur Konferenz finden sich auf der Website der KWG: https://kwg-ev.org/populaere-kulturen-2023
Organisation: Astrid Fellner und Jonas Nesselhauf
Kulturwissenschaftlicher Sammelband, herausgegeben von Dominik Brodowski, Jonas Nesselhauf und Florian Weber
Die globale "Covid-19"-Pandemie fordert die europäische Idee heraus: Denn nicht nur die EU-Außengrenzen, sondern auch Binnengrenzen innerhalb des Schengen-Raums wurden ab Frühjahr 2020 wieder verstärkt kontrolliert, durch an deren Überquerung anknüpfende Quarantäne- und Test-Vorschriften zum Hindernis oder auch zeitweise ganz geschlossen: Damit sind die geographischen Grenzverläufe für Berufspendelnde, für Ausflügler:innen oder für Einkaufende wieder 'real'.
Doch reichen die Auswirkungen über Transit, Tourismus und Handel weit hinaus: Mit den verstärkten Kontrollen, Quarantänepflichten und Schließungen verändert sich auch die Wirkung der territorialen Grenz(ziehung)en. Das betrifft schließlich auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in binneneuropäischen Grenzregionen.
Im Zusammenspiel aus Kultur-, Raum- und Rechtswissenschaften erfolgt im Sammelband eine multiperspektivisch vertiefende Beleuchtung zu Covid-19 und der europäischen Idee.
Der Sammelband wird herausgegeben von Dominik Brodowski, Jonas Nesselhauf und Florian Weber und erscheint im Frühjahr 2023 im Springer-Verlag.
Gastvortrag von Dr. Marc Weiland (Karls-Universität Prag) im Rahmen des Seminars "Utopia Now! Gegenentwürfe im Medienvergleich"
Die möglichst ideale ('gerechte') Organisation des gesellschaftlichen Zusammenlebens wurde seit der europäischen Antike nicht nur von der Philosophie oder der politischen Theorie in hypothetischen Traktaten entworfen, sondern immer wieder sind auch gerade Gegenkonzepte zum jeweiligen 'Status Quo' in unterschiedlichen Künsten und Medien entwickelt worden: Sei es im Imaginationsraum der Fiktion, in Kunstwerken, Filmen oder Comics — oder gar in tatsächlichen (mal mehr, mal weniger erfolgreichen) lebensreformistischen Experimenten, in Architektur und Stadtplanung.
Nachdem das Seminar im SoSe 2022 diesem Phänomen bereits anhand ausgewählter Stationen der europäischen Medien- und Kulturgeschichte nachspürte — von den wegweisenden Texten (Platon, Aristoteles, Morus, Campanella) über Ambrogio Lorenzettis Fresken in Siena (1338/39) und dem "Hameau de la Reine" in Versailles (1781) bis hin zu filmischen Dystopien —, wendet sich Dr. Marc Weiland (Karls-Universität Prag) in seinem Gastvortrag anhand von aktuellen Romanen (Christian Kracht, Dietmar Dath) dem spannenden Verhältnis von Utopie und Exzentrizität zu.
Eine Kooperation im Rahmen der DAAD-Ostpartnerschaften.
Das "Industrielle" scheint auf den ersten Blick dem künstlerischen Arbeiten und dem Ideal der individuellen Kreativität zu widersprechen: Was massenweise gefertigt, industriell hergestellt wird, hat kein 'Original' (mehr) und folglich keine 'Aura' — und gerät so schnell in den Verdacht einer schematischen Trivialität.
So wendet sich die Kritische Theorie unter dem Schlagwort der "Kulturindustrie" gegen vermeintlich stupide Massenmedien wie das Fernsehen und scheinbar unterkomplexe Erzählverfahren wie der Serialität. Doch diese hochkulturelle Perspektive wird spätestens dann problematisch, wenn sich Strömungen wie PopArt und Minimalismus oder Phänomene wie ein "Quality Television" ausgerechnet solche 'industriellen' Verfahren aneignen und damit künstlerisch 'aufwerten'.
Das Seminar nimmt sich diesem spannungsreichen Verhältnis von "Medialität" und "Industrie/n" an und möchte u.a. sowohl eine Ästhetisierung des Industriellen (am Beispiel der Industriemalerei des 19. sowie der Fotographie des frühen 20. Jahrhunderts) oder neue Narrative in den europäischen Literaturen (Fürst, Hauptmann, Kisch, Zola etc.) in den Blick nehmen oder, umgekehrt, deren Dekonstruktion (bspw. durch feministische Avantgarden) nachspüren; die Diskussion kultur- und medientheoretischer Schriften stellt die Grundlage für einen kritischen Blick auf die Popularität des 'Trivialen' (etwa schematische Narrationen im 'Groschenroman') dar, und am Beispiel des Fernsehfilms "Smog" (1973) fragen wir nach der visuellen Darstellbarkeit des industriellen 'Abfalls' im Zeitalter des Anthropozän.
Abgeschlossen wird das Seminar dann im Juli 2022 von einer Exkursion in das UNESCO Weltkulturerbe "Völklinger Hütte": Nach einer Führung durch das Industriedenkmal werden wir die gerade laufende "6. Urban Art Biennale" erkunden, die Graffitis, Plastiken, Murals und Rauminstallationen auf dem gesamten Gelände präsentiert.
Medienkomparatistischer Sammelband, herausgegeben von Norbert Lennartz (Universität Vechta) und Jonas Nesselhauf (Universität des Saarlandes)
Pornographie ist längst ein allgegenwärtiges Phänomen der Alltags- und Populärkultur, dem daher auch medien-/kultur-/wissenschaftlich begegnet werden muss. Dabei finden sich Darstellungen von Sexualität und dem sexuellen Körper (das Suffix '-graphie' weist auf diesen abbildenden und inszenierenden Charakter hin) durch Sprache, Zeichen und Bilder bereits zu jeder Zeit und in jeder Kultur, seit dem 20. Jahrhundert dann aber natürlich vor allem in Fotografie und Film.
Doch während beispielsweise Nacktheit in Gemälden der Renaissance und Neuzeit noch durch den mythologischen Kontext legitimiert wird, wirkte gerade die 'Profanisierung' des nackten Körpers auf die Betrachtenden oder Lesenden lange Zeit als 'obszön' und 'pornographisch', was wenig überraschend Skandal und Zensur zur Folge hatte. Hierbei haben sich über die Jahrhunderte in Europa mal dezidierte Schreibstrategien herausgebildet, um der Zensur zu entkommen, mal Darstellungskonventionen eines ›männlichen Blicks‹ etabliert – Ästhetiken der Pornographie, die sich auf einem engen Grat zwischen der 'kunstvollen' Erotik und dem 'verruchten' Obszönen bewegen.
Heute wiederum sind 'pornographische Ästhetiken' längst allgegenwärtig — und so ist einerseits ein 'Mainstreaming der Pornographie' zu beobachten, wenn in Werbung und Massenmedien mit eindeutig-zweideutigen Posen, Slogans und Bildern geworben wird, andererseits eine 'Pornographisierung der Hochkultur', wenn der 'Porn Chic' inzwischen auch literarische, bildkünstlerische oder filmische Werke namhafter Künstler beeinflusst.
Der Sammelband wird herausgegeben von Norbert Lennartz (Universität Vechta) und Jonas Nesselhauf (Universität des Saarlandes) und erscheint mit Beiträgen von Tatiana Ageeva, Hans Richard Brittnacher, Philip Jacobi, Katharina Kohm, Norbert Lennartz, Christian Lenz, Swantje van Mark, Jonas Nesselhauf, Wieland Schwanebeck und Sabine Sielke im Spätsommer 2021 im Nomos-Verlag.
Projektseminar im SoSe 2021 mit Exkursion nach Berlin/Potsdam, organisiert von Johannes Birgfeld (Germanistik) und Jonas Nesselhauf (Kunst- und Kulturwissenschaften)
Die Epoche der Europäischen Aufklärung mit der von Immanuel Kant programmatisch formulierten Prämisse vom "Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit" (1784) bringt einerseits neue mediale Formen hervor, die dezidiert im Dienste aufklärerischer Wissensvermittlung (etwa mit der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers) stehen. Doch auch generell wandelt sich im 18. Jahrhundert durch eine rasant gestiegene Alphabetisierungsrate die Produktion und Rezeption von Literatur: Mehr Menschen können lesen – und wollen auch lesen. Gemeinsam mit günstigeren Druckverfahren, Lesezirkeln und Leihbibliotheken verändert sich so das literarische System, wenn Lyrik, Prosa und Drama neue Themen und Genres hervorbringen. Zentral für die Vertreter der Aufklärung ist dabei die Frage, in welchem Verhältnis die individuelle Selbstaufklärung zur Aufklärung aller Mitglieder der Gesellschaft steht und stehen soll. Die Aufklärung bedürfe, so nochmals Kant, vor allem der "Freiheit", von "seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen". Nur der "öffentliche Gebrauch" der Vernunft könne "Aufklärung unter Menschen zustande bringen".
Gegenstand des Seminars sind daher die diversen Medien, die die europäische Aufklärung entwickelt, genutzt und weiterentwickelt hat, um ihre Ideale öffentlich und öffentlichkeitswirksam zu vermitteln. Dabei verbindet das Seminar dezidiert kunstgeschichtliche, medienkomparatistische und literaturwissenschaftliche Perspektiven, Gegenstände und Verfahren. Es bietet eine grundlegende Einführung in die Aufklärung als geistesgeschichtliche Bewegung, wiederholt knapp grundlegende literatur- und kunstwissenschaftliche Verfahren, wird sich aber vor allem mit der genauen Betrachtung der Möglichkeiten und Grenzen der im 18. Jahrhundert von der Aufklärung genutzten Medien befassen und ihres Bemühens um Einflussnahme auf die öffentliche Meinung fokussieren. Seminargegenstand sind u.a. Lehrgedichte, Medaillen, Tabakdosen, Sammelgeschirr, Gemälde und Vivatbänder, Romane und Flugschriften. Dabei widmet sich das Seminar widmet den 'Medienrevolutionen' des 18. Jahrhunderts in vergleichender Perspektive, blickt auf Motive, Themen und Genres, auf literarische und bildkünstlerische Strategien.
Zum Abschluss des Projektseminars konnte im September 2021 eine durch LuS-Mittel der Philosophischen Fakultät kofinanzierte Exkursion nach Berlin und Potsdam stattfinden.
Panel "Mediale Grenzüberschreitungen – Modelle von Intermedialität und Multimodalität" bei der internationalen Konferenz "B/Ordering Cultures" an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder, 10. Oktober 2020
Abstract:
Ein Schritt, um zu verstehen, wie sich gesellschaftliche Ordnungen und Grenzen manifestieren und verschieben, ist es, die Formen zu verstehen, in denen diese verhandelt werden. Betrachtet man Texte oder besser – um dem Primat der Sprache kategorisch zu entgehen – Kommunikate hinsichtlich ihrer inneren und äußeren Kommunikations- und Bedeutungsprozesse, Bedingtheiten und Relationen in Produktion, Distribution und Rezeption, so stellen sich diese stets als ein Wechselspiel von Grenzen und Ordnungen bzw. deren Wahrung, Überschreitung und Neukonstitution dar.
Die Analyse des grenzüberschreitenden Zusammenspiels materieller, medialer, semiotischer und perzeptiver Anteile von Artefakten ist in der gegenwärtigen Forschung nicht nur in den Kulturwissenschaften von großem Interesse, um die Funktionsweise und Bedingtheit von Verständigungsprozessen tiefergehend nachvollziehen zu können. So lässt sich spätestens seit den 1980er Jahren auch ein zunehmendes Nachdenken über Medienwechsel und Konvergenzen zwischen unterschiedlichen semiotischen Modi ablesen. Konzepte wie »Inter-Art Studies«, Intertextualität, Inter , Multi-, Trans-, Pluri- und Crossmedialität sowie Multi-, Inter- und Intramodalität werden verstärkt aus unterschiedlichen Disziplinen erforscht.
Dieses wachsende Interesse an Konvergenzen zwischen Medien und am Wechselspiel von Zeichen- und Sinnesmodalitäten innerhalb von Kommunikationsformen und Kommunikaten aus den verschiedensten Disziplinen hat in den letzten Jahrzehnten zu herausragenden Forschungsleistungen geführt. Allerdings entfalten viele dieser Ergebnisse aufgrund methodologischer und terminologischer Schwächen des Forschungsfeldes nicht ihre volle interdisziplinäre Durchschlagskraft: Sie bleiben meist in ihrer Rezeption und Anschlussfähigkeit auf relativ kleine Bereiche und häufig doch lediglich die eigene Disziplin beschreibende Kreise beschränkt.
Ziel dieses Panels soll es deshalb sein, in einer interdisziplinären Theoriedebatte zu klareren Modellen und Begrifflichkeiten zu kommen, um solche materiellen, medialen, semiotischen und perzeptiven Strukturen und Prozesse besser beschreiben zu können. Eine kulturwissenschaftliche Einleitung sowie drei Impulsvorträge werden dabei die »Theoriewolke« umreißen, der wir uns anzunähern versuchen.
Eine zentrale Frage, die es dabei zu fokussieren gilt, ist, inwiefern sich die Ansätze unterscheiden oder ob sie vielleicht eine simultane Fragestellung aus unterschiedlichen Disziplinen abbilden. Ziel ist es dabei, auf einer individuellen Ebene bei den Diskussionsteilnehmer:innen die Reflexion über eigene Terminologien, Theoriemodelle und Methoden anzustoßen und auf einer kollektiven Ebene die Fragestellungen der einzelnen Ansätze im gemeinschaftlichen Konsens und Dissens zu schärfen.
Organisation:
Nora Benterbusch und Jonas Nesselhauf
Gerade die materielle Beständigkeit dürfte als eine ideale Medieneigenschaft unerlässlich für die Rezeption kultureller Artefakte sein, schließlich bleiben transportierte Botschaft und künstlerische Ästhetik (und natürlich ominös wie vielbeschworen: 'Genie' und 'Geist' des Kunstschaffenden) ja – vermeintlich – nur im intakten, vollkommenen Werk erhalten.
Dementsprechend radikal war Gustav Metzgers Idee einer 'autodestruktiven Kunst', die er in Manifesten entwarf, in Performances ausprobierte und im großangelegten "Destruction in Arts Symposium" 1966 in London institutionalisierte. Die eingeladenen Künstler*innen rückten ihren Werken mit Feuer und Wasser, Säure und Sprengstoff zu 'Leibe' – und der Prozess künstlerischer Schöpfung ist nun untrennbar verbunden mit dessen gleichzeitiger (oder zumindest mittelbarer) Zerstörung.
Dies hinterfragt zwangsläufig ebenso traditionelle Begriffe von Materialität und 'Lesbarkeit' wie es Kunstverständnis und Kunstmarkt gleichermaßen provoziert – eröffnet aber auch spannende Perspektiven, vor allem im Medienvergleich.
Die Antrittsvorlesung möchte sich am 13. Januar 2020 diesem ambivalenten Verhältnis von Kreativität und Zerstörung annähern und anhand ausgewählter Beispiele unterschiedlicher Medien vergleichend nachgehen.
Filmreihe "Film und Traum" im Kino des Filmmuseums Düsseldorf, Juni 2019
Abstract:
Bereits mit der 'Erfindung' des Films um 1900 scheint das neue Medium der 'bewegten Bilder' untrennbar mit dem Traum verbunden: So sprach Hugo von Hofmannsthal vom Kino als einem "Ersatz für die Träume", und bereits die frühen Schwarzweiß-Filme experimentieren (zeitgleich zum Aufkommen der Psychoanalyse) mit Traumsequenzen.
Die Reihe "Film und Traum" möchte diesem spannenden und spannungsreichen Verhältnis nachgehen: Traumszenen können die 'Filmrealität' durchbrechen und Einblick in das Gefühlsleben der Figuren geben, versuchen jedoch immer auch, sich dem nächtlichen Erleben film ästhetisch anzunähern. Dies soll die Zuschauer*innen mal verwirren und mal in der Dunkelheit des Kinosaals zum Mitträumen einladen – so auch gleich fünfmal im Juni in der Black Box.
Ergänzt wird dieses Angebot um einen filmgeschichtlichen Überblick, organisiert von der "Europäischen Medienkomparatistik" in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg "Europäische Traumkulturen" der Universität des Saarlandes.
Link zur "Blackbox" im Filmmuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf
Programm:
- Mittwoch, 5. Juni 2019, 20:00 Uhr
- Alfred Hitchcock: "Spellbound" (GB/USA 1945)
- Eröffnung der Filmreihe mit einer Einführung von Jonas Nesselhauf (Universität des Saarlandes)
- Mittwoch, 12. Juni 2019, 20:00 Uhr
- Ingmar Bergman: "Smultronstället / Wilde Erdbeeren" (SW 1957)
- Freitag, 14. Juni 2019, 19:00 Uhr
- Salvador Dalí/Luis Buñuel: "Un chien andalou / Ein andalusischer Hund" (FR 1929)
- Mit einem filmgeschichtlichen Überblicksvortrag von Jonas Nesselhauf (Universität des Saarlandes); danach: Umtrunk/Häppchen
- Freitag, 14. Juni 2019, 20:30 Uhr
- Andrei Tarkowski: "Zerkalo / Der Spiegel" (UdSSR 1975)
- Mit einer Einführung von Katharina Kohm (Universität Vechta)
- Sonntag, 16. Juni 2019, 17:30 Uhr
- Terry Gilliam: "Brazil" (GB 1985)
- Mittwoch, 19. Juni 2019, 20:00 Uhr
- Michel Gondry: "La science des rêves / Science of Sleep" (FR 2006)
- Mit einer Einführung von Nora Benterbusch (Universität des Saarlandes)
Panel "After the Crash. Economic Crises and Narrative Sense Making in Literature, Film and other Media", Georgetown University (8–9 March 2019)
Abstract:
From Miles Kahler's and David A. Lake's proposal to describe the 2007/08 crisis with the metaphor of an "economic earthquake" to Joseph Vogl's critical glance at the "spectrology" of political economy and his endeavor to deconstruct its phrasings, scholars from a range of fields such as Social and Political Sciences or Culture and Literary Studies aspire to grasp and explain financial activities by focusing on their manifestations in our imagination and their linguistic mediation, especially in and after times of financial crises and uncertainties.
So, in the aftermath of the most recent global economic crisis, many authors, playwrights, directors and other artists have tried to find new and appropriate ways of illustrating the economic system in various media—be it the 'return' to classic genres (for instance multiperspectivity in novels of John Lanchester, Daniel Kehlmann, and Zadie Smith), the deconstruction of economic orders through metafiction (for instance in Adam McKay’s film The Big Short) or through a 'failing' narrative (such as Rafael Chirbes' novel En la orilla), or the re-evaluation of money as a (mass)medium itself (for instance in current works of performing or visual arts).
Panel Organisers: Monika Albrecht (University of Vechta) and Jonas Nesselhauf (Saarland University)
Link to the American Comparative Literature Association
Program:
Friday, March 8, 2019 (4:00pm–5:45pm), Edward B. Bunn S.J. Intercultural Center, 208B
- Jonas Nesselhauf (Saarland University): "After the Crash: Economic Crises and Narrative Sense Making in Literature, Film and other Media — Introduction"
- Rahel von Minden, New York University (NYU): "A rat became the unit of currency" – Corporal, Economic, and Narrative Excesses
- Jen Caruso (Minneapolis College of Art and Design): "Daughters of the North and the Feminist Survival Narrative"
Saturday, March 9, 2019 (4:00pm–5:45pm), Edward B. Bunn S.J. Intercultural Center, 208B
- Shirley Wong (Westfield State University): "Ghost Estates and Zombie Banks: Apostrophe and the Haunting Figures of Financial Crisis"
- Monika Albrecht (University of Vechta): "Irresponsibility and Social Responsibility in Uwe Timm's Work"
- Stephen Park (Loyola University Maryland): "Neoliberal Apocalypse: NAFTA and Octavia Butler's Narratives of Survival"
- Richelle Wilson (University of Wisconsin-Madison): "Making Sense of America through Two Contemporary Bank-Robbery Films"