Forschung
Das Team der Professur forscht zu unterschiedlichen Themenbereichen innerhalb der komparativen Europaforschung. Wir betrachten dabei,
- wie politische Inhalte (Public Policies) auf unterschiedlichen "Levels of Governance" zustandekommen (Nationalstaaten, subnationale Einheiten, EU-Ebene, Grenzräume);
- inwiefern sich systematische Muster in den verabschiedeten Policies finden lassen, die Rückschlüsse auf mögliche Erklärungen für Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen nationalen oder subnationalen Einheiten zulassen;
- wie europäische Impulse in nationalen politischen Systemen im Entscheidungsfindungsprozess verarbeitet werden;
- welche Rolle politische Akteure und insbesondere politische Parteien spielen, wie sie im Wettbewerb zueinander stehen und welche Themen sie aufgreifen und betonen;
- welche Auswirkungen strukturelle Veränderungen des Kontexts – Digitalisierung, Unsicherheit, gesellschaftliche Umbrüche – auf die politische Entscheidungsfindung und die Entscheidungsfindungsprozesse in der Demokratie haben.
Methodischer Zugang
Unser Forschungszugang ist primär empirisch-analytisch ausgerichtet. Wir gehen also davon aus, dass empirische Phänomene existieren, die mit quantitativen und qualitativen Methoden untersucht werden können. Dieser Zugang schließt nicht aus, dass der politische Diskurs relevant ist – etwa wenn durch "Framing" bestimmte Aspekte von politischen Themen hervorgehoben werden und dadurch die weitere politische Bearbeitung eines Themas entscheidend beeinflusst wird. Gleichwohl ist das Ziel unserer Forschung, diese Prozesse mithilfe qualitativer und quantitativer Methoden und auf Basis einschlägiger politikwissenschaftlicher Theorieansätze zu untersuchen.
Publikationen
Forschungsarbeiten unseres Teams werden in verschiedenen Formaten publiziert, etwa in begutachteten internationalen Zeitschriften (etwa im British Journal of Political Science, dem European Journal of Political Research, dem Journal of European Public Policy oder West European Politics), in Monografien (etwa bei Routledge oder Oxford University Press) sowie in Aufsätzen in Editionen.
Unsere Drittmittelprojekte
Abgeschlossene Projekte
Entscheiden über, durch und mit algorithmischen Entscheidungssystemen
Ein internationales und interdisziplinäres Forschungsprojekt
Das internationale Forschungsprojekt untersucht, wie algorithmische Systeme in der strafrechtlichen Entscheidungsfindung eingesetzt werden. Es soll Aufschluss darüber geben, welche algorithmischen Entscheidungssysteme (ADM-Systeme) im Bereich der Strafjustiz auf welche Weise eingesetzt werden, also in einem Politikbereich, in dem Behörden (bzw. die dort entscheidenden Akteure) folgenreiche Entscheidungen treffen.
Das Projekt ist interdisziplinär ausgerichtet und führt die Teams von der Sozial- und Wirtschaftspsychologin Prof. Anja Achtziger (Zeppelin Universität Friedrichshafen), dem Rechts- und Medienwissenschaftler Prof. Wolfgang Schulz (Universität Hamburg und Hans-Bredow-Institut), Prof. Karen Yeung, die an der Schnittstelle zwischen Recht, Ethik und Informatik arbeitet (University of Birmingham), der Informatikerin Prof. Katharina A. Zweig (TU Kaiserslautern, Projektkoordination) sowie dem Politikwissenschaftler Prof. Dr. Georg Wenzelburger (Universität des Saarlandes) zusammen.
Der politikwissenschaftliche Teil von FATAL4JUSTICE?
Der politikwissenschaftliche Teil des Projekts untersucht, weshalb politische Akteure algorithmische Entscheidungsfindungssysteme in der Strafjustiz einsetzen und auf welche Weise sie dies tun. Das Teilprojekt verfolgt zwei Hauptziele:
- Erstens haben wir ein Inventar aller in den US-Bundesstaaten eingesetzten ADM-Systeme erstellt und deren Merkmale beschrieben.
- Zweitens werden wir quantitativ und qualitativ analysieren, wie wir die Varianz zwischen den US-Bundesstaaten hinsichtlich des Ausmaßes der Nutzung und der Wahl von ADM-Systemen erklären können.
Die Forschung hat große Relevanz über den Teilbereich der Kriminalpolitik hinaus – insbesondere für die Entwicklung von Maßnahmen zur Regulierung Künstlicher Intelligenz, wofür gerade auf Ebene der EU die zentralen Weichen gestellt werden.
Ergebnisse des Projekts wurden in renommierten Zeitschriften wie "British Journal of Criminology", "Law and Policy", "Technology in Society", "Government Information Quarterly" oder "European Political Science" publiziert.
Das Projekt wird von der Volkswagenstiftung finanziert.
Das internationale Forschungsprojekt wird als Kooperation der Syddansk Universitet in Odense (Dänemark) und der Professur für Politikwissenschaft (Komparative Europaforschung) der Universität des Saarlandes bearbeitet. Es untersucht, wie sich die zunehmende subjektive Unsicherheit der Bürger*innen in der Sozial- und Strafrechtspolitik in verschiedenen europäischen Ländern niederschlägt. Gefördert wird das Projekt durch die dänische VELUX Foundation. Zentrale Forschungsfragen sind:
- Wie beeinflusst die Unsicherheit die politischen Einstellungen der Bürger*innen?
- Wann und wie reagieren die politischen Parteien auf Unsicherheit?
- Wie beeinflusst zunehmende subjektive Unsicherheit politische Veränderungen in Sozialpolitik und Strafrecht
Mehr Informationen zu dem Forschungsprojekt finden Sie hier:
Das Projekt ist Teil des interdisziplinären Verbundprojekts "Linking Borderlands" (2021-2024), in dem Forscherinnen und Forscher der Universität des Saarlandes, der RPTU Kaiserslautern, der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus Fragen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Sprache, Kultur, Geografie, Planung und Politik untersuchen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Das politikwissenschaftliche Teilprojekt "Policy Borderlands" legt dabei sein Hauptaugenmerk auf den Nachweis von Mechanismen des grenzüberschreitenden Lernens, indem es sich auf die Literaturen zu Politiktransfer und Governance stützt. Ziel des Projekts ist es, ein verfeinertes theoretisches Modell des grenzüberschreitenden Politiktransfers zu entwickeln und empirische Belege anhand mehrerer Fallstudien zu liefern. Die Ergebnisse werden nicht nur unser wissenschaftliches Verständnis der zunehmenden Tendenzen der politischen Konvergenz zwischen den Staaten fördern, sondern auch für Praktiker und Politiker zur Verfügung gestellt werden.
Mehr Informationen zu dem Projekt finden Sie hier:
Laufende Projekte
Wissenschaftliche Modellierungen und Simulationen helfen dabei, komplexe gesellschaftliche Krisen besser zu verstehen. Allerdings sind wissenschaftliche Modelle nur so gut wie die Annahmen und Daten, auf denen sie beruhen – deshalb müssen bei der Interpretation der Ergebnisse stets Unsicherheiten bedacht werden. Diese Unsicherheiten können durch unterschiedliche Stakeholdergruppen unterschiedlich ausgelegt und so vernachlässigt oder fehlinterpretiert werden.
Welche Auswirkungen die Auslegung und Interpretation von Unsicherheiten in wissenschaftlichen Modellen besitzt, wird in dem Projekt Strakosim erforscht. In öffentliche Debatten der Covid-19 Pandemie, der Energiesicherheit und der Biodiversität werden die Unsicherheit von Simulationsmodellen untersucht. Dabei wird analysiert, ob und wie verschiedene Stakeholdergruppen wissenschaftliche Unsicherheiten strategisch interpretieren. Außerdem wird durch das Projekt versucht die Kompetenzen bei der Kommunikation über Unsicherheiten wissenschaftlicher Ergebnisse von verschiedenen Stakeholdergruppen zu verbessern. Das Projekt Strakosim ist ein Verbundprojekt zwischen der RPTU Landau (Verbundleitung) und der Universität des Saarlandes und wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Das Team der UdS studiert dabei insbesondere, wie wissenschaftliche Evidenz und die damit verbundene Unsicherheit den politischen Entscheidungsfindungsprozess beeinflusst.
Das aus dem EU-Horizon-Programm finanzierte Forschungsprojekt PROTEMO (“Emotional dynamics of protective policies in an age of insecurity”) untersucht den Einfluss von Emotionen in der Gesellschaft auf politische Akteure und ihre Entscheidungen sowie deren Rückwirkungen auf die Gesellschaft. Geleitet wird PROTEMO von Georg Wenzelburger gemeinsam mit der promovierten Politologin Beatriz Carbone. Sieben Universitäten und Forschungsinstitute aus sechs europäischen Ländern nehmen an dem Forschungsprojekt teil. Diese befassen sich mit unterschiedlichen innenpolitischen Themen und den daraus resultierenden Reaktionen in der Gesellschaft. Zudem soll durch eine breit angelegte Umfrage in den teilnehmenden Ländern analysiert werden, ob Menschen in Europa unterschiedlich auf emotionale Aspekte in der politischen Kommunikation reagieren. An der Universität des Saarlandes werden beispielsweise Inhalte politischer Kommunikation in Parlamentsreden und Pressetexten und die daraus resultierende emotionalen Dynamiken erforscht. Zudem wird eine Fallstudie durchgeführt, in der die emotionalen Reaktionen von Geflüchteten auf „schützende Politik“ in Deutschland untersucht werden.
Mehr Informationen zu dem Forschungsprojekt finden Sie hier:
Zur internationalen Konferenz geht es hier:
Berufliche Bildung ist als zentrales Element der Bildungspolitik in den vergangenen Jahren zunehmend ins Zentrum der politischen wie auch wissenschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt. So zeigt die Forschung etwa, dass duale Systeme der beruflichen Bildung besonders erfolgreich darin sind, junge Absolvent:innen in den Arbeitsmarkt zu integrieren (Breen 2005, Wolbers 2007), weshalb das deutsche System der Berufsausbildung in politischen Debatten – etwa auf europäischer Ebene – häufig als Modell für die hierzulande geringe Jugendarbeitslosigkeit angeführt wurde (Marques und Hörisch 2019). Gleichzeitig lässt sich jedoch beobachten, dass trotz der in der Kopenhagener Erklärung formulierten politischen Zielvorstellung einer verstärkten Zusammenarbeit in der beruflichen (Aus-)Bildung mit einer höheren Mobilität von Auszubildenden und Arbeitnehmer:innen sowie einer gegenseitigen Anerkennung von Berufsabschlüssen (Bartsch 2013) eine mit dem Bologna-Prozess vergleichbare Entwicklung hin zur Schaffung eines integrierten europäischen Raums der beruflichen Bildung bislang nicht eingetreten ist (Bieber 2010). Wodurch wird eine verstärkte europäische Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung behindert und welche Strategien lassen sich finden, um diese Hindernisse zu überwinden? Diese übergeordnete Fragestellung steht im Zentrum des Forschungsprojekts. Es strebt an, mithilfe eines Vergleichs der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung in deutsch-europäischen Grenzregionen zu erklären, warum in manchen Fällen erfolgreich zusammengearbeitet wird, während die nationalen beruflichen Bildungssysteme in anderen Grenzregionen kaum durchlässig sind. Die drei zentralen Forschungsfragen des Projekts lauten daher:
- Wie unterscheiden sich die grenzüberschreitenden deutsch-europäischen Berufsbildungsräume in Bezug auf die Intensität der Zusammenarbeit?
- Wie lassen sich die Unterschiede erklären?
- Welche Erfolgsbedingungen für gelingende grenzüberschreitende Berufsbildungsräume und welche Policy-Handlungsempfehlungen lassen sich aus dem Vergleich dieser Unterschiede ableiten?
Das Projekt steht unter gemeinsamer Leitung von Prof. Dr. Wenzelburger (Universität des Saarlandes) und Prof. Dr. Felix Hörsich (Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes) und wird mit Hilfe von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Christina Pöhland (HTW) bearbeitet. Es wird durch die Kooperationsplattform Europa als Brückenprojekt zwischen HTW und UdS gefördert.