Mathematische Modellierung zu Primär- und Sekundärpräventionsmaßnahmen des Zervixkarzinoms
In Deutschland erkranken jährlich im Durchschnitt 11,3 von 100.000 Frauen neu an Zervixkarzinomen. In mehr als 90% der Fälle geht einem Zervixkarzinom eine vorherige Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) voraus, welche erst zum Karzinom führt. Hier besonders relevant sind die HPV-Typen 16 und 18. Diese beidem im Speziellen, stellen zwei von 15 Hochrisikotypen dar, welche verstärkt mit einem späteren Karzinom in Verbindung gebracht werden. Von 2006 bis 2017 stand ein quadrivalenter-, seit 2007 ein bivalenter- und seit 2016 ein nonavalenter Impfstoff gegen HPV zur Verfügung. Die Infektion mit HPV geschieht über sexuellen Kontakt, weshalb die ständige Impfkommission (STIKO) eine abgeschlossene Impfung vor dem ersten sexuellen Kontakt und somit im Alter von 9-14 Jahren empfiehlt. In den meisten europäischen Ländern, inklusive Deutschland gibt es mittlerweile eine Empfehlung der Impfkommissionen oder einen Impfplan für die Impfung gegen HPV. Aus Erhebungen geht jedoch hervor, dass Deutschland im Vergleich zu einigen seiner europäischen Nachbarn sowohl eine schlechtere Impfrate, als auch eine höhere Inzidenz aufweist.
Unser Forschungsgebiet:
Um in diesem Zusammenhang eine Analyse der Inanspruchnahme von HPV-Impfungen und Gebärmutterhalskrebs-Früherkennungsuntersuchung, sowie deren Auswirkung auf das Auftreten des Zervixkarzinoms und dessen Vorstufen erstellen zu können, wurde das Verbundprojekt PRÄZIS (Prävention des Zervixkarzinoms und dessen Vorstufen bei Frauen im Saarland) ins Leben gerufen. Als Partner in diesem Projekt beschäftigen wir uns mit der Auswertung und Modellierung zur Verfügung gestellten Daten. Hierbei werden verschiedene Datenanalysetechniken wie deskriptive und statistische Analyse, statische Modellierungsansätze wie Regressionsansätze zur Identifikation von potentiellen Risikofaktoren, sowie mathematische Modellierungen und hier insbesondere gekoppelte Markov-Modelle verwendet. Weiterhin nutzen wir sogenannte dynamische Netzwerkmodelle um die Entstehung des Zervixkarzinoms und potentielle Interventionen zu dessen Verhinderung analysieren zu können. In diesen Modellen wird mittels der Modellierung einzelner Individuen und ihrer Interaktionen mit anderen Individuen die Gesellschaft, sowie gesellschaftliche Beziehungsstrukturen abgebildet, über welche sich HPV-Infektionen ausbreiten und in der Folge zu Karzinomen entwickeln können. In weiteren Schritten werden mithilfe der Projektpartner Präventionsdaten implementiert um Modelle für die Optimierung der Prophylaxe des Zervixkarzinoms erarbeiten zu können.
Unsere Projektpartner:
- Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen
- Krebsregister Saarland (KRS)
- Kassenärztlichen Vereinigung Saarland (KVS)
- AOK Rheinland-Pfalz/Saarland
- IKK Südwest
- Seite des Projekts