Populärkultur transnational
Populärkultur transnational - Lesen, Hören, Sehen, Erleben in (west-)europäischen Nachkriegsgesellschaften der langen 1960er Jahre
Universität des Saarlandes, Saarbrücken, 6.-8. Oktober 2014
Konzeption und Kontext:
Die Tagung versteht sich als ein Beitrag zur Kulturtransferforschung und zur transnationalen Geschichtsschreibung. Es wird einerseits um relevante methodische Fragen transnationaler Vergleiche, Transfers und Verflechtungen gehen, andererseits - inhaltlich - um das bislang kaum erforschte Spannungsverhältnis von nationalen Differenzen im Liberalisierungsprozess einzelner Länder und gemeinsamen europäischen Erfahrungen im Umgang mit neuen Formen von Populärkultur in den langen 1960er Jahren. Da bisher nur wenige empirisch gesättigte Studien vorliegen, die Populärkultur transnational in den Blick nehmen, zielt die Veranstaltung im Kern darauf, einschlägige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu versammeln, erste Ergebnisse zu bündeln und weitere Forschungspotenziale auszuloten.
Diese Forschungspotenziale ergeben sich etwa dadurch, dass die Kulturtransferforschung sich lange eher auf die Epochen vor 1945 und auf Elitenaustausch konzentriert hat, weniger auf populäre Kulturmuster in der Zweiten Nachweltkriegszeit. Sich auf die langen 1960er Jahre zu konzentrieren, ergibt Sinn, da es sich um eine "Sandwich-Phase" handelt: "eine völlig neue Epoche" (Kaelble) mit rasanter Veränderungsdynamik im Zeichen des Massenkonsums seit Mitte der 1950er Jahre, die aber bereits um die Mitte der 1970er Jahre wieder auslief, um in die "neueste - oder für viele: eigentliche - Globalisierung" (Osterhammel) zu münden. Eine Sattelzeit, die europaweit bereits beschleunigte Transnationalisierung, zugleich den häufigen Rückgriff auf Vertrautes mit sich brachte und damit spezifische Mischungsverhältnisse aus Neuem und Altem generierte, die sich auch im Umgang mit Populärkultur widerspiegelten.
Zur Schaffung einer fokussierten und produktiven Gesprächsatmosphäre wird in den einzelnen, nach den titelgebenden Wahrnehmungsdimensionen gegliederten Sektionen ein möglichst konzentrierter und einheitlicher Zugang in Thematik und Methodik vorausgesetzt. Um nicht lediglich divergierende Länder- und Fallbeispiele lose nebeneinander zu stellen, wird jeder einzelne Beitrag transnational angelegt sein und Wechselwirkungen von Populärkultur und Gesellschaftswandel für mindestens zwei Länder thematisieren. Ein öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Kaspar Maase (Universität Tübingen) wird am ersten Abend der Tagung die Gesamtthematik auf den Punkt bringen.