Doktorand*innenkolleg "Internationale Geschichte interdisziplinär – Deutsch-französisch-europäische Perspektiven im 20. Jahrhundert"
Das deutsch-französisch-luxemburgische Doktorand*innenkolleg "Internationale Geschichte interdisziplinär – Deutsch-französisch-europäische Perspektiven im 20. Jahrhundert" wird seit 2017 von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) gefördert. Die Leitung und Verwaltung des Kollegs übernimmt Prof. Dr. Dietmar Hüser (Europäische Zeitgeschichte) an der Universität des Saarlandes.
Drei Fragen an Prof. Dr. Dietmar Hüser
1) Was erforschen Sie im Doktorand*innenkolleg "Internationale Geschichte interdisziplinär"?
Das Kolleg erforscht ein ganzes Spektrum politischer, gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und kultureller Aspekte der deutsch-französischen und westeuropäischen Geschichte seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Eingeschrieben sind aktuell – Stand: Februar 2021 – 30 Doktorandinnen und Doktoranden aus verschiedenen Fachdisziplinen, die zweimal jährlich für mehrere Tage an einer der Partnerhochschulen zusammenkommen, um mit ehemaligen Kolleg-Mitgliedern, mit dem Leitungsteam – Dietmar Hüser (Universität des Saarlandes), Hélène Miard-Delacroix (Université Paris-Sorbonne), Andreas Fickers (Universität Luxemburg) – sowie mit auswärtigen Expert*innen und Gästen über die verschiedenen Forschungsprojekte und deren wissenschaftlichen Mehrwert zu diskutieren. Unterschiedliche Formate wie Doktorand*innenforen, Arbeitsgruppen oder Ateliers erlauben es, vielfältige andere Themen, Zugänge und Methoden sowie Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Forschungsbedingungen und Wissenschaftskulturen der Partnerländer kennenzulernen und diese miteinander abzugleichen. Ein Dutzend Promotionen, darunter etliche Cotutelle-Verfahren, sind bereits in der ersten Förderphase von Kolleg-Mitgliedern erfolgreich zu Ende gebracht worden und haben damit zahlreiche neue Erkenntnisse in diversen Bereichen der zeithistorischen Europaforschung generiert. Mehrere weitere Promotionsverfahren stehen kurz vor dem Abschluss.
2) Was ist der spezifische Beitrag zur Europaforschung?
Ein zentrales Anliegen des trinationalen Doktorand*innenkollegs besteht darin, gemeinsam und eng vernetzt mit Promovierenden und Post-Docs aus Deutschland, Frankreich, Luxemburg und anderen Ländern über Themenfelder der deutsch-französischen, der europäischen und der internationalen Geschichte des 20. Jahrhunderts nachzudenken und sich auszutauschen. Vorgängerformate, die ebenfalls bereits durch die Deutsch-Französische Hochschule finanziell unterstützt worden sind, mit eingerechnet, hat sich über die Jahre hinweg ein ganzes Netzwerk aus Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern mit fach- wie interdisziplinären Kernkompetenzen in einer zeithistorisch dimensionierten Europaforschung ausgebildet, die fortwährend – und über die Kollegveranstaltungen hinaus – in regem Austausch miteinander stehen. Ehemalige Kollegmitglieder arbeiten inzwischen an Hochschulen, in Archiven, in wissenschaftsnahen deutsch-französischen oder europäischen Institutionen und tragen die Grundgedanken des Kollegs in eine universitäre wie außeruniversitäre Öffentlichkeit. Darunter nicht zuletzt die Idee, dass maßgebliche Entwicklungen, Phänomene und Probleme des 20. und 21. Jahrhunderts sich nicht in engen nationalstaatlichen Kategorien (be)greifen lassen, sondern nur in grenzüberschreitender Kooperation und Verständigung.
3) Was bedeutet Europa für Sie persönlich?
Für mich als Zeithistoriker bedeutet Europa – und Europäische Geschichte im 20. Jahrhundert – nicht die Summe einzelner Nationalgeschichten europäischer Staaten, sondern eine transnationale Geschichte eigener Qualität,
- die Austauschprozesse und Verflechtungen, Beziehungen und Wahrnehmungen zwischen europäischen Räumen, Staaten, Gesellschaften und Kulturen wie auch zwischen Europa und anderen Weltregionen angemessen berücksichtigt
- und die sich nur als stets neu zu verhandelndes Ergebnis vielschichtiger und komplexer Erfahrungen, Auseinandersetzungen und Lernprozesse fassen und fortdenken lässt.
Dietmar Hüser ist seit 2013 Professor für Europäische Zeitgeschichte an der Universität des Saarlandes und seit 2017 Leiter des deutsch-französisch-luxemburgischen Doktorand*innenkollegs Internationale Geschichte interdisziplinär – Deutsch-französisch-europäische Perspektiven im 20. Jahrhundert.