Jasmin Nicklas

Dissertationsprojekt

"Baby you can drive my car" – VW Käfer und Citroën 2 CV auf dem Weg vom Konsumprodukt zum Kultobjekt. Eine deutsch-französische Verflechtungsgeschichte

In der Dissertation wird ein neues methodisches Konzept vorgestellt, das eine historische und kulturwissenschaftliche Analyse moderner Kultphänomene möglich macht. Es vereint kultur-, wirtschafts-, konsum-, technik-, sozialhistorische Perspektiven unter einem einzigen methodologischen Zugriff. Mit dem Begriff „Kult“ werden in der breiten Öffentlichkeit und insbesondere den Medien Produkte, kulturelle Erzeugnisse oder auch Sportmannschaften markiert, die ökonomisch besonders erfolgreich waren und sind und denen zugleich eine übergeordnete, aber nicht näher definierte symbolische Bedeutung zugeschrieben wird. „Kult“ als Siegel für ein massenkulturell beliebtes Produkt wird nahezu inflationär gebraucht. Selbst in der Historiographie, die qua Disziplin für einen besonders präzisen Umgang mit Sprache steht, finden sich Beispiele, in denen das Label „Kult“ mehr oder weniger unreflektiert kulturellen Erzeugnissen übergestülpt wird.

Diese alltagssprachliche Verwässerung zeigt sich besonders offensiv bei der Literaturdurchsicht zur Automobilgeschichte der Nachkriegszeit, in der sich die der Dissertation zugrunde gelegte Fallstudie u.a. verorten lässt: Allenthalben finden sich für den Citroën 2 CV, den VW Käfer und weitere Fahrzeuge wie den britischen Mini oder den italienischen Cinquecento „Kult“-Charakterisierungen, die zwar festgestellt, aber denen nicht näher nachgegangen wird. Hier setzt die Studie an und hat sich zum Ziel erklärt, eine einheitliche Definition moderner Kultphänomene in ihren verschiedenen Ebenen anzubieten sowie diese historisch-kulturwissenschaftlich untersuchbar zu machen.

Inhaltlich kreist die Fallstudie um die Frage, wie der 2 CV von Citroën und der Volkswagen Käfer von simplen Konsumprodukten zu Kultobjekten im Europa der Nachkriegszeit aufsteigen konnten. Weshalb entwickelten sich ausgerechnet zwei Automobile zu Symbolträgern komplexer gesellschaftlicher, kultureller und ökonomischer Wandlungsprozesse? Geographisch begrenzt sich die Dissertation auf eine transanationale (west-)deutsch-französische Perspektive, wobei Einflüsse und Zirkulationsprozesse aus weiteren (west-)europäischen Staaten sowie insbesondere den USA stets mitgedacht werden. Darüber hinaus soll nach nationalen Eigenheiten wie grenzübergreifenden Gemeinsamkeiten im Entstehungsprozesses eines Kultstatus der beiden Fahrzeuge gefragt werden. Der Erkenntnisgewinn beschränkt sich jedoch nicht auf die Genese des Kultes: Vielmehr lassen sich durch die Auseinandersetzung mit derlei Entstehungsprozessen allgemeine Aussagen über die sozio-kulturelle Verfasstheit und Entwicklung der bundesdeutschen und französischen Gesellschaft treffen.