Workshop Juni 2022

Im Juni 2022 konnte der Kreis um das trinationale Doktorandenkolleg zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder in persona zusammenkommen.

Organisiert wurde der Workshop in Strasbourg von Emmanuel Droit, Professor für zeitgenössische Geschichte der internationalen Beziehungen an der Sciences Po Strasbourg und assoziiertes Mitglied des Kollegs, in Zusammenarbeit mit dem Saarbrücker Lehrstuhl für Europäische Zeitgeschichte.

Die rund 30 TeilnehmerInnen– neben dem Leitungsteam waren dies vor allem die DoktorandInnen des Kollegs, GastwissenschaftlerInnen und Postdocs – setzten sich unter anderem mit Promotionsprojekten, der Beobachtungsstelle für den Geschichtsunterricht im Europarat, verschiedenen Arten der Geschichtsvermittlung und der Historie der Stadt Strasbourg auseinander.

Das Treffen startete am 13. Juni mit einem Besuch von Katja Wagner und Peter Gottschalk von der ARTE G.E.I.E Zentrale in Strasbourg. Diskutiert wurden sowohl Fragen über die Programm- und Themenauswahl bei Arte als auch notwendige Anpassungen der Inhalte an das deutsche respektive französische Publikum. Dabei wurde die vielfältige Rolle der HistorikerInnen deutlich, die beispielweise als BeraterInnen, NarratorInnen oder SchauspielerInnen agieren.

Anschließend erfolgte ein digitales Gespräch mit Alain Lamassoure, seit 2021 Vorsitzender des Direktoriums der Beobachtungsstelle für den Geschichtsunterricht im Europa Rat. Das Ziel dieser liegt im Erhalten eines objektiven gesamteuropäischen Überblicks über die Art der europäischen Geschichtsvermittlung und langfristig einer Förderung des gemeinsamen europäischen Bewusstseins.

Das folgende Panel widmete sich dem Thema Rugby. Franz Kuhn (Universität des Saarlandes / Université de Lorraine) sprach zu Begegnung, Begrenzung, Bestrafung: Rugby als transnationales Grenzphänomen. Entsprechend dem thematischen Schwerpunkt des Kollegtreffens (Raumdiagnosen – Nationales und Transnationales) wurde augenscheinlich, dass Raumfragen auch die Betrachtung des Rugbysports erweitern kann. Verschiedene Dimensionen der Grenzthematik zeigen sich beispielsweise in der Überschreitung physischer (Länder-)Grenzen bei transnationalen Wettkämpfen oder in den Spielfeldgrenzen, aber auch in metaphysischen Begrenzungen wie jene zwischen gesellschaftlichen Milieus und Geschlechtern sowie Amateur- und Profisport.

Der Montag endete mit einem Gastvortrag von Silvain Schirmann, Professor für Geschichte der zeitgenössischen internationalen Beziehungen an der Universität Strasbourg, der zu Du franco-allemand et de la construction européenne. Quelques jalons d'un parcours d'historien referierte. Eingeleitet und moderiert wurde die Diskussion von Birte Wassenberg, Professorin für Zeitgeschichte an der Sciences Po Strasbourg.

Der zweite Tag begann mit einer historischen Stadtführung unter dem Motto Eine Stadt lesen. Strasbourg – Verflechtung europäischer Stadtentwicklungen. Rainer Hudemann (Sorbonne Université / Universität des Saarlandes) machte erlebbar, auf welch vielschichtige Art Strasbourg als Ankerpunkt von Verflechtungen und transnationalen Überlagerungen gesehen werden kann.

Am Nachmittag hielt dann Thomas Hoppenheit (Université du Luxembourg) einen Vortrag zu Vom Schuhmacher zum Flickschuster: das Luxemburger Schuhmacherhandwerk im Wandel der Zeit. Bereits in der vorangegangenen Quellenarbeit wurde deutlich, dass der Beruf des Schumachers bereits zu Beginn der Industrialisierung seinen  Reiz verlor.

Der Dienstag endete mit einem Austausch mit Hélène Miard-Delacroix (Sorbonne Université) und Andreas Wirsching(Ludwig-Maximilians-Universität) über die Genese ihres gemeinsamen Buchprojekts. Der Dialogband erschien in Deutschland unter dem Titel Von Erbfeinden zu guten Nachbarn im Französischen als Ennemis héréditaires ? Un dialogue franco-allemand . Ähnlich der Produktion historischer Dokumentationen bei Arte wurde auch bei dieser Art der Geschichtsvermittlung deutlich, dass es mit einer einfachen Übersetzung nicht getan ist: eine multiperspektivische Geschichtsnarration muss auf die unterschiedlichen deutschen und französischen Publika eingehen.

Der letzte Workshoptag am Mittwoch startete mit einem Vortag von Mickäel Georgeault (Université de Strasbourg) zu Sécuriser un lieu "dense et intense" : la sûreté dans la redéfinition spatiale du terminal d'aéroport (années 1970-années 1990). Georgeault führte vor Augen, dass sich Flughäfen von öffentlichen Begegnungsstätten, die selbst Touristenattraktionen waren, zu Orten wandelten, bei denen verschiedene Konzepte die Aufteilung und Nutzung des Raumes immanent bestimmten.

Der Workshop klang am Nachmittag bei einem gemeinsamen Besuch der Cave Historique des Hospices de Strasbourg aus.

Einen ausführlicheren Bericht lesen Sie auf der Seite des Kollegs.

Die Broschüre zur Veranstaltung finden Sie hier.

Impressionen