Virtuelles Museum

„… ein deutscher Soldat an französischen Kaminen.”

Der Märchenerzähler Richard von Volkmann-Leander

Im Winter 1870/71 belagerten die deutschen Armeen Paris. Unter den Offizieren des preußischen Kontingents ist auch Richard von Volkmann (1830 bis 1889), Militärarzt, Chirurg, Verfasser medizinischer Fachbücher. Sowohl die militärische Konstellation (der Belagerungsring um die französische Hauptstadt wurde bis in den Februar 1871 aufrechterhalten) als auch die kalte Jahreszeit fesselten Mannschaften wie Offizierscorps an ihre Quartiere.
In dieser Situation begann Volkmann, Märchen zu schreiben. In seinem auf Ostern 1871 datierten Vorwort berichtet der Arzt, die Märchen seien während der langen Monate der Belagerung entstanden. In den Abendstunden am Kamin hätten die Kameraden einander erzählt, er habe die „Traumgestalten“ verschriftlicht und mit der Feldpost an seine Familie geschickt. Wieder in der Heimat, am „eigenen, kinderumstandenen Herd“ habe er „verwundert“ gesehen, dass aus den „einzeln versandten Blättern ein förmliches Bändchen geworden“ sei. Der Titel „Träumereien an französischen Kaminen“ greift diese im Vorwort behauptete Genese auf und verdichtet sie bildhaft.

Seine Geschichten von Liebe, Glück und Leid in Welten, da Träume Wirklichkeit werden und das Wunderbare Wirklichkeit ist, wurden unmittelbar nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges erstveröffentlicht. Seitdem haben sie einen festen Platz im Kanon der reichen deutschen Tradition des Kunstmärchens.

Die Ausstellung mit Exponaten aus den Sammlungen des Literaturarchivs dokumentiert die Entstehungsgeschichte der Sammlung, ihre Quellen und Themen sowie die Rezeption vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.