2.3 Die Bandscheiben
2.3 Die Bandscheiben
Zwischen den beweglichen Wirbeln von Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule befinden sich insgesamt 23 Bandscheiben (disci intervertebrales). Zwischen Atlas und Axis (1. und 2. Halswirbel) sowie zwischen den verknöcherten Teilen von Kreuz- und Steißbein befinden sich keine Bandscheiben.
Bandscheiben sind flexible Verbindungen zwischen den Wirbelkörpern. Sie gestatten ein Abkippen (nach vorne, hinten, rechts, links) sowie Rotationsbewegungen der Wirbelsäule. Sie sind mit dem darüber liegenden und darunter liegenden Wirbel verwachsen und sorgen so für einen festen Halt der Wirbelkörper aufeinander.
Ihr Aufbau ist mit einem Sandwich vergleichbar: oben und unten befinden sich zwei feste Platten aus hyalinem Knorpel. Dazwischen breitet sich ein zwiebelschalenähnlicher Faserring – der Anulus fibrosus – aus, welcher einen zentralen flüssigkeitsgefüllten Gallertkern, den Nucleus pulposus, umgibt. Die Fasern des Anulus fibrosus sind schichtweise in schraubenförmigen Windungen zueinander angeordnet, so dass eine Bewegung der Wirbel untereinander (Drehung, Neigung) möglich ist. Der flüssigkeitsgefüllte Gallertkern wirkt wie ein großes Wasserkissen und dämpft so Druck- und Stoßbelastungen ab. Außerdem trägt er zu den Federungseigenschaften der Wirbelsäule bei und verteilt den Druck gleichmäßig auf die gesamte Gelenkfläche. Wegen seiner hohen osmotischen Konzentration zieht der Gallertkern Wasser aus der Umgebung an und schwillt in unbelastetem Zustand (z.B. im Liegen) an. Dadurch kann sich die Wirbelsäule um bis zu 2 cm verlängern. Quetscht man die Wirbelsäule in vertikaler Richtung zusammen (vertikale Druckbelastung, z.B. beim Laufen oder Sitzen), verformt sich die Bandscheibe gleichmäßig: sie wird flacher. Eine einseitige Belastung – z.B. bei der Neigung des Oberkörpers zu einer Seite – lässt den Gallertkern zur Gegenseite wegrutschen und dehnt die Fasern des Anulus fibrosus der unbelasteten Seite.
Die Ernährung der Bandscheiben erfolgt durch einen ständigen Wechsel von Be- und Entlastung. Bei einer Erhöhung des vertikalen Drucks gibt die Bandscheibe Flüssigkeit und Abbaustoffe ab. Bei einer Drucksenkung nimmt sie Flüssigkeit und Nährstoffe aus der Umgebung auf. Die Bandscheiben brauchen also einen ständigen Wechsel von Be- und Entlastung, wie er z.B. beim Joggen gegeben ist. Eine gleichbleibende Körperhaltung über längere Zeit (z.B. langes einseitiges Sitzen, auch mit geradem Rücken) wirkt sich negativ auf die Ernährungssituation der Bandscheibe aus und sollte daher vermieden werden. Aus diesem Grund sollten Sie während längerer Arbeitsphasen im Sitzen darauf achten, möglichst dynamisch zu sitzen, d.h. ständig die Sitzposition zu verändern.
Da die Bandscheiben einige Zeit nach der Geburt keine eigene Gefäßversorgung mehr besitzen, beginnen sie bereits früh zu altern. Im Laufe des Lebens kommt es – infolge degenerativer Umbauvorgänge (beginnend mit Flüssigkeitsverlust) – zu einer Höhenabnahme der Bandscheiben. Dies ist auch eine der Ursachen für die Verringerung der Körperlänge beim älteren Menschen. Auch die Beweglichkeit der Wirbelsäule verringert sich im Alter und nach degenerativen Erkrankungen.
Eine kombinierte Dreh-Kipp-Bewegung belastet die Wirbelsäule am stärksten (wenn man z.B. am Schreibtisch sitzt und etwas aufhebt, was seitlich neben einem liegt und die Füße unter dem Schreibtisch stehen lässt). Diese Art von Belastungen sollten nach Möglichkeit vermieden werden.