Lehrstuhl
Herzlich Willkommen auf der Webseite der Vor- und Frühgeschichte
Die 1956 gegründete Vor- und Frühgeschichte der Universität des Saarlandes blickt auf eine mehr als 60-jährige Forschungstradition zurück. Erster Lehrstuhlinhaber war Prof. Dr. Vladimir Milojčić, der nach zwei Jahren Tätigkeit in Saarbrücken einem Ruf nach Heidelberg folgte. Von 1959 bis 1985 leitete sein Nachfolger Prof. Dr. Rolf Hachmann das Institut, welches schließlich umbenannt wurde in Institut (später: Fachrichtung) für Vor- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie. Die von ihm begründete Erweiterung der Saarbrücker Forschungsausrichtung ist bedeutenden Forschungen auf dem Tell Kāmid el-Lōz, gelegen am Südrand der Biqāc, der Hochebene zwischen Libanon und Antilibanon, zu verdanken. Hier führte das Saarbrücker Institut zwischen 1964 und 1982 Ausgrabungen durch. Bis 2003 wurde die Auswertung dieser Forschungen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Das Institut beherbergt noch heute die Dokumentation aller Saarbrücker Forschungen auf dem Tell Kāmid el-Lōz, das Archiv ist auf Anfrage zugänglich.
Prof. Dr. Winfried Orthmann, der 1969 in Saarbrücken die venia legendi für Vorderasiatische Archäologie erwarb, hatte zwischen 1971 und 1994 in dieser Fachdisziplin eine C3-Professur an der Universität des Saarlandes inne. Orthmann verfasste eine Reihe von Grundlagenwerken in dieser spezialisierten archäologischen Fachdisziplin und führte u.a. bedeutende Ausgrabungen in Syrien und Georgien durch. Nachdem er 1994 einem Ruf nach Halle folgte, wurde die Vorderasiatische Archäologie an der Universität des Saarlandes 1995 geschlossen. Bereits im Jahre 1964 kam jedoch mit Prof. Dr. Frauke Stein eine junge Forscherin an das Institut, deren wissenschaftlicher Schwerpunkt im Bereich der frühgeschichtlichen Archäologie die fachliche Ausrichtung Hachmanns ergänzte. Als seine Assistentin habilitierte sie sich zunächst zu den bronzezeitlichen Hortfunden in Süddeutschland, erhielt ab 1970 eine Hochschuldozentur und ab 1973 schließlich eine C3-Professur in Saarbrücken. Hier war sie bis zu ihrer Pensionierung 2001 tätig, engagierte sich zeitweise als Gleichstellungsbeauftragte der Universität und forschte schwerpunktmäßig zu Völkerwanderungszeit und frühem Mittelalter, wo sie bedeutende wissenschaftliche Impulse setzen konnte.
Von 1986 bis zu seinem Tod im Jahre 2004 leitete Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jan Lichardus die Fachrichtung Vor- und Frühgeschichte. Er begann bereits 1983 gemeinsam mit Prof. Dr. Rolf Hachmann ein Forschungsprojekt in Ostbulgarien. Im Mittelpunkt stand zwischen 1983 und 2002 die systematische Erforschung des neolithischen und kupferzeitlichen Siedlungshügels Drama-„Merdžumekja“, der in 20 Jahren Forschung im Rahmen eines DFG-geförderten Langfristprojektes vollständig ausgegraben werden konnte. Ergänzend hierzu erfasste man durch systematische Prospektion auch des Umfeldes die Siedlungsentwicklung der Region zwischen Neolithikum und Mittelalter. Im Fokus des mit Partnern in Bulgarien durchgeführten Projektes standen dabei auch Wechselwirkungen von Mensch und Umwelt. Daher wurde die Fachrichtung 1989 um eine Arbeitsstelle Ökoarchäologie im Zentrum für Umweltforschung der Universität des Saarlandes erweitert. Zusammen mit dem Lehrstuhl für Physische Geographie der Universität des Saarlandes richtete man 2003 die Arbeitsstelle "Mensch und Umwelt" ein. Die Dokumentation der Saarbrücker Forschungen in Drama befindet sich heute in einem Archiv, das auf Anfrage zugänglich ist.
Nach dem Tode von Jan Lichardus übernahm apl. Prof. Dr. Rudolf Echt die kommissarische Leitung der Fachrichtung Vor- und Frühgeschichte. Nach seiner Habilitation im Jahre 1992 zum keltischen Fürstinnengrab von Reinheim war er in Saarbrücken als Mitarbeiter tätig und wurde 2004 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Bis zu seinem Ruhestand 2017 führte Rudolf Echt den Forschungsschwerpunkt der Saarbrücker Vor- und Frühgeschichte im Saar-Mosel-Raum fort und forschte zu einer Reihe bedeutender Denkmäler, wie z.B. der römischen Großvilla von Nennig. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit waren archäometallurgische Forschungen zur Kupfer- , Bronze- und Eisenzeit, die in Zusammenarbeit mit der Fachrichtung Physikalische Chemie und der Fachrichtung Werkstoffwissenschaften und Fertigungstechnik der Universität des Saarlandes durchgeführt wurden.
Seit Sommersemester 2018 leitet Prof. Dr. Sabine Hornung die Vor- und Frühgeschichte an der Universität des Saarlandes. Im Mittelpunkt der Forschungstätigkeit des Instituts steht seither besonders die Vor- und Frühgeschichte des Saar-Lor-Lux-Raumes, mit chronologischen Schwerpunkten in der Eisen- und Römerzeit. Aktuelles Highlight ist ein DFG-gefördertes Projekt zum Gallischen Krieg, in dessen Zuge das 53 und 51 v. Chr. zur Niederschlagung von Aufständen der Treverer errichtete Militärlager Hermeskeil und sein Umfeld erforscht werden. Weitere landschaftsarchäologische und archäometrische Projekte knüpfen an bestehende Saarbrücker Schwerpunkte an, so z.B. das in der Hochwaldregion angesiedelte Langfristprojekt „Mensch und Umwelt“, welches an mehreren Projektstandorten einen diachronen und ausgewiesen interdisziplinären Forschungsansatz verfolgt.
Die Saarbrücker Vor- und Frühgeschichte kooperiert mit mehreren internationalen Partneruniversitäten z.B. in Bulgarien (Hl. Kliment Ochridski Universität Sofia), in Frankreich (Université de Metz, Faculté des Lettres et Sciences Humaines; Université de Paris I - Panthéon-Sorbonne) und der Tschechischen Republik (Karls-Universität zu Prag). Darüber hinaus bestehen Verbindungen zu regionalen Forschungseinrichtungen (Archäologiepark Römische Villa Borg, Europäischer Kulturpark Bliesbruck-Reinheim, Nationalpark Hunsrück-Hochwald, Museum für Vor- und Frühgeschichte, Historisches Museum Saar) und mehreren Denkmalämtern (Landesdenkmalamt des Saarlandes, Generaldirektion kulturelles Erbe, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Landschaftsverband Rheinland).