Auswirkungen elektronischer Überwachung auf ArbeitnehmerInnen

Beschreibung des Projekts

Die Begriffe "Digitalisierung" und "Industrie 4.0" sind inzwischen in aller Munde – auch hier im Saarland. Die beiden Begriffe beschreiben die immer stärkere und tiefgreifendere Vernetzung und Automatisierung der bisherigen Arbeitsabläufe in der Dienstleistung und Industrie. Die erhofften Vorteile davon sind individuellere Fertigung (bis zur "Losgröße 1"), höhere Flexibilität und Ressourceneffizienz.

Auch wenn die heutige betriebliche Realität den angestrebten Zukunftskonzepten der Digitalisierung oft noch nicht entspricht, findet bereits eine immer weiter voranschreitende Vernetzung statt. Zum Beispiel ist es heute ohne Probleme möglich, vom heimischen PC den Standort des erwarteten Päckchens zu ermitteln. Diese Veränderung der Arbeitsprozesse hat Auswirkungen auf den Arbeitsalltag von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So können nicht nur die Arbeitsprozesse ("Wo ist mein Päckchen?"), sondern auch die Mitarbeitenden ("Wo befindet sich der Zusteller?"), immer detaillierter kontrolliert und überwacht werden. Diese elektronische Überwachung kann dabei unterschiedliche Gestalten annehmen. Die schon lange eingesetzte „Stechuhr“ ist ein Beispiel dafür, neuerdings aber auch die detaillierte Protokollierung einzelner Arbeitsschritte an einer vernetzten Produktionsmaschine.

In der psychologischen Forschung ist elektronische Überwachung bisher unterrepräsentiert, wobei die meiste vorhandene Forschung aus dem englischen Sprach- und Rechtsraum kommt. In der Regel berichteten TeilnehmerInnen solcher Forschungsarbeiten ein erhöhtes Stressempfinden und eine geringere Arbeitszufriedenheit. Diese negativen Auswirkungen sind aber stark davon abhängig, wie das Überwachungs-System wahrgenommen wird. Zum Beispiel finden sich auch positive Effekte (z.B. bei Assistenzsystemen) von Systemen, die Informationen bereitstellen und als unterstützend wahrgenommen werden. Es ist jedoch unklar, ob die bisherige Forschung aus dem englischsprachigen Raum eins zu eins auf Deutschland übertragen werden kann. So könnten unterschiedliche kulturelle Prägungen, ein stärkerer Datenschutz hierzulande und der wesentlich größere Einfluss von Betriebsräten und Gewerkschaften die Wahrnehmung von Überwachungs-Systemen beeinflussen. Um diese Fragen näher zu beleuchten, beschäftigt sich die Arbeitseinheit für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität des Saarlandes mit den Auswirkungen von elektronischer Überwachung auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Dies findet im Rahmen eines Projekts statt, das von der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (KoWA) und der Arbeitskammer des Saarlandes initiiert wurde. Falls Sie weitere Fragen zu diesem Projekt haben, können Sie sich gerne an Prof. Dr. Cornelius König oder Rudolf Siegel wenden.

Publikationen

Folgende Publikationen wurden im Rahmen dieses Projekts bereits veröffentlicht:

  • Siegel, R., König, C. J., & Lazar, V. (2022). The impact of electronic monitoring on employees' job satisfaction, stress, performance, and counterproductive work behavior: A meta-analysis. Computers in Human Behavior Reports, 8, 100227. https://doi.org/10.1016/j.chbr.2022.100227 (PDF)
  • Siegel, R., König, C. J., & Porsch, L. (2021). Does electronic monitoring pay off? Influences of electronic monitoring purposes on organizational attractiveness. Journal of Personnel Psychology, 20(3), 103-113. https://doi.org/10.1027/1866-5888/a000273 (PDF)
  • Siegel, R., Hentze, J., Porsch, L., König, C. J. (2019). Wie wirkt sich "digitale Kontrolle" auf die Arbeitnehmenden aus? Was sind mögliche Konsequenzen? In AK Beiträge, 1, 47--63. (PDF)