Die HoK-Kernfächer
An den Studiengängen der Koordinationsstelle "Historisch orientierte Kulturwissenschaften" sind Lehrstühle der historischen, philosophischen, musik- und kunstwissenschaftlichen, geografischen, theologischen, archäologischen sowie sprach- und literaturwissenschaftlichen Fachrichtungen beteiligt.
Im BA-Studiengang HoK studieren Sie vier, in den beiden MA-Studiengängen HoK/Angewandte Kulturwissenschaften studieren Sie drei Fächer des Kernbereichs.
Die Lehrinhalte des kulturwissenschaftlichen Kernbereichs verteilen sich auf vier Fachgruppen, die jeweils eine spezielle Perspektive des Studiums widerspiegeln:
Fächergruppen
A. Kulturelle Wurzeln des modernen Europa
Grund- und Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Volkssouveränität, verfassungs- und sozialstaatliches Denken aber auch kritisch-rationale Wissenschaft gelten im heutigen Europa als wesentliche Kulturleistungen. Sie bauen auf ein historisches Fundament, das in der griechisch-römischen Antike entstand. Europäische Kultur- und Geistesgeschichte ist undenkbar ohne die Rezeption von und die Konfrontation mit antikem Gedankengut – eine Entwicklung, die auf Umwegen und mit Brüchen erfolgte und mehrere Renaissancen erfuhr. Zugleich ist klar, dass die heutigen kulturellen Werte Europas nicht ohne den Wettstreit der Ideen seit der Aufklärung zu verstehen sind, die dem kulturellen Erbe neue Elemente hinzufügte. Heute muss sich dieses in der Auseinandersetzung mit konkurrierenden Kulturkonzepten bewähren.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Denken der Antike, mit antiker Sprache, Politik und Kultur erschließt also nicht nur die Strukturen des Altertums selbst. Sie lässt auch die Grundlagen moderner europäischer Kultur transparent werden, die stark durch die Einflüsse von griechisch-römischer Philosophie sowie von Judentum und Christentum geprägt ist.
Innerhalb des Studiums im Bereich A werden aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven Aspekte des europäischen Altertums beleuchtet. Neben der wissenschaftlich fundierten Beschäftigung mit der antiken Geschichte, Sprache, Kunst und Religion selbst wird auch deren Bedeutung für die europäische Gegenwartskultur thematisiert.
B. Kultur und Geschichte
"Geschichte" ist tatsächlich geschehen, doch das Schreiben von Geschichte und ihre Interpretation sind stets abhängig von den leitenden Ideen einer Zeit, von gesellschaftlichen, politischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen und nicht zuletzt von den Intentionen jener, die in der Auseinandersetzung mit dem Vergangenen Geschichte erst "machen".
Geschichte ist weder reine Rekonstruktion noch bloß ein heutiges Abbild der Vergangenheit. Sie ereignet sich in einem "ewig fortschreitenden Fluss der Kultur" (Max Weber), welcher der Wissenschaft kontinuierlich neue Problemfelder eröffnet. Im Spannungsfeld zwischen Kultur und Geschichte kann historische Forschung dazu beitragen, die Distanz zwischen dem Verstehen der HistorikerInnen und der "Fremdheit" historischer AkteurInnen und Konstellationen zu erkunden. Zugleich wendet sich diese Forschung den Erfahrungs- und Lebenswelten verschiedener sozialer Gruppen und ihrer Interessenartikulation im Rahmen von politischen Systemen zu, die mehr und mehr regulierend in die Sozialwelt eingegriffen haben.
Innerhalb des Studiums im Bereich B werden allgemeine geschichtliche Kenntnisse vermittelt, wird zu einem methodisch und theoretisch reflektierten historischen Denken angeleitet und insbesondere zur historischen Analyse kultureller Phänomene vom Mittelalter bis in die Gegenwart befähigt.
C. Kulturelle Konstruktion und Ästhetik
Mythos, Religion, Kunst und Wissenschaft sind kulturelle Ausdrucksformen menschlicher Existenz. In ihnen deuten Menschen – vor dem Hintergrund ihres jeweils spezifischen historischen und gesellschaftlichen Kontextes – sich selbst und die Welt. Ihre Selbst- und Weltdeutung bringen sie in ästhetischen Formen zum Ausdruck. Nicht nur in den "hohen Künsten", sondern auch auf der Ebene des Alltags werden Formen der individuellen und kollektiven Wahrnehmung sozial und medial vermittelt und so gesellschaftliches Zusammenleben gestaltet.
Eng mit solchen Überlegungen verknüpft sind Fragen nach den grundsätzlichen Bedingungen für das Zustandekommen von Kultur und der Funktion symbolischer Ausdrucksformen bei der Ausbildung von kultureller Identität und Differenz. Diese Ausbildung vollzieht sich stets als gesellschaftliche Praxis und im Zuge aktiver Aneignung durch Individuen und Gruppen.
Innerhalb des Studiums im Bereich C werden Einblicke in Formen der reflexiven, künstlerischen und medialen Verarbeitung der Realität gegeben und die Grundlagen der wissenschaftlichen Auseinandersetzung damit vermittelt. Je nach Schwerpunktsetzung dominiert dabei entweder die Beschäftigung mit den künstlerischen und medialen Ausdrucksformen oder die philosophisch-theoretische Reflexion über die Bedingungen für ihre Entfaltung.
D. Kultur und Gesellschaft
Menschen leben und handeln nicht völlig unabhängig und für sich allein, sondern in vielfältigen Bezügen: zu anderen Menschen, zur Umwelt, zu strukturellen Rahmenbedingungen, im Kontext variabler physischer und sozialer Räume. Sie leben und handeln unter den Bedingungen der Moderne (Individualisierung und Pluralität) und auf der Grundlage von Werten, Erfahrungen und Vorstellungen, die sie sich von anderen Menschen und ihrer Umwelt machen. Kurz: Die Gesellschaft gibt den Kontext für subjektive Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster ab. In welchem Verhältnis Gesellschaft und subjektives Handeln zueinander stehen und wie sie sich wiederum im Rahmen wirtschaftlicher Spielräume zu Kultur und zum Sozialen verhalten und auf diese beziehen, ist selbst Gegenstand theoretischer Reflexionen.
Innerhalb des Studiums im Bereich D stehen zum einen die grundsätzliche Auseinandersetzung mit den Phänomenen und Begriffen Gesellschaft, Kultur und Soziales und zum anderen die konkrete soziale, wirtschaftliche, räumliche, kulturelle und ethische Vergesellschaftung im Mittelpunkt. Fragen der sozialen Praxis und des Handelns der Menschen werden aus den unterschiedlichen disziplinären Perspektiven und in interdisziplinärer Richtung untersucht.
Koordinationsstelle HoK
Dr. Barbara Duttenhöfer
Dr. Ines Heisig
Maike Jung, M.A.
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