01/04/2024

Paris-Exkursion zur deutsch-französischen Europapolitik mit Europa-Gastprofessorin Claire Demesmay

Am 15. Dezember 2023 unternahm Europa-Gastprofessorin Dr. habil. Claire Demesmay mit den Studierenden ihres Seminars zu Frankreichs Europapolitik vor den Europawahlen eine Exkursion nach Paris. Bei Besuchen der deutschen Botschaft Paris, der Fondation Robert Schuman, der Assemblée nationale und dem französischen Außenministerium entdeckten die Studierenden die Welt der Diplomatie und der deutsch-französischen Zusammenarbeit in der Europapolitik.

Exkursionsbericht
von Johanna Bauhuber, Leandra von Stade, Maya von Thenen und Ann-Kathrin Weishaupt

Nachdem wir uns im Seminar gut auf die Diskussionsrunden vorbereitet hatten, war es endlich so weit: Wir trafen uns am Freitagmorgen um 8.00 Uhr mit gepackten Rucksäcken am Gleis. Als unser ICE ohne Verspätung im Bahnhof einfuhr, stiegen wir voller Optimismus, dass alles reibungslos ablaufen würde, ein.

In Paris angekommen, bestaunten wir die Weihnachtsdekorationen auf der Champs-Elysées auf unserem Weg zur deutschen Botschaft in Paris. Dort wurden wir von Katrin aus dem Sieben (Leiterin der politischen Abteilung der Botschaft) und Ilja Skrylnikow-Schneemelcher (Referent für europäische Angelegenheiten) empfangen. Im darauffolgenden Gespräch bekamen wir einen wertvollen Einblick in die Arbeit der Botschaft und die aktuellen Themenschwerpunkte. In einer anschließenden Diskussion über politische Unstimmigkeiten und wirtschaftliche Herausforderungen wurden unsere Fragen ausführlich beantwortet. Es wurde betont, wie wichtig die deutsch-französischen Beziehungen, die Förderung der Sprache im Nachbarland und kultureller Austausch sind, um eine verstärkte Zusammenarbeit zu ermöglichen. Der Besuch bei der deutschen Botschaft in Paris war eine einzigartige Möglichkeit, um tiefer in die Diplomatie einzutauchen und ihre komplexen Dynamiken verstehen zu können. 

Als nächstes machten wir uns auf den Weg zur Fondation Robert Schuman. Nach einem leckeren Imbiss mit Getränken und einem Dessert konnte es gestärkt in die zweite Gesprächsrunde mit Pascale Joannin (Direktorin der Fondation Robert Schuman) und Bernard Guetta (EU-Abgeordneter Renew Europe, Mitglied des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten der EU und der Delegation im Ausschuss für parlamentarische Kooperation EU-Russland) gehen. Im Fokus unserer Diskussion mit Frau Joannin stand die am Vorabend getroffene Entscheidung der EU, mit der Ukraine und Moldawien in Beitrittsverhandlungen zu treten. Im Anschluss sprachen wir mit Herrn Guetta über den Status quo der EU, die Veränderungen in den letzten Jahren und warfen einen Blick auf mögliche Reformen im Zusammenhang der Debatte um eine EU-Erweiterung. 

An unserer dritten Station, der Assemblée nationale, wurden wir von Julia Erb Dettori (wissenschaftliche Mitarbeiterin für die französische Abgeordnete und Co-Vorsitzende der Deutsch-Französischen parlamentarischen Versammlung (DFPV) Brigitte Klinkert) begrüßt. Sie begleitete uns zum Konferenzraum mit Dolmetscherkabinen, in dem uns drei ihrer Kollegen (Vertreter der Verwaltung der APFA und der Verwaltung des Ausschusses für Europäische Angelegenheiten) erwarteten. Zu Beginn unserer Gesprächsrunde lernten wir viel über Zusammensetzung, Aufgaben sowie Arbeitspraxis der DFPV.

Anschließend stellten wir unsere Fragen – natürlich auf Deutsch und Französisch – zu bisherigen Errungenschaften der DFPV, permanenten Herausforderungen des couple franco-allemand, aber auch zu konkreten Ideen, wie einem möglichen deutsch-französischen oder europäischen 49€-Ticket. Wir waren begeistert von der Offenheit unserer Gesprächspartnerinnen und -partner. Der deutsch-französische esprit d’équipe und die Motivation der Vertreter:innen der DFPV, gemeinsam etwas zu bewirken, war sehr inspirierend. Abgerundet wurde unser Besuch der Assemblée nationale durch eine Führung durch die prunkvollen Hallen und Säle, die zur vorweihnachtlichen Zeit noch mehr zu strahlen schienen. 

Pünktlich zum Sonnenuntergang hinter dem Eiffelturm trafen wir im Quai d’Orsay, dem Sitz des französischen Außenministeriums, für das abschließende Gespräch mit Anna Schröder (deutsche Austauschbeamtin, stellvertretende Beauftragte für die deutsch-französische Zusammenarbeit im Europa- und Außenministerium), Jeanette Süß (wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Studienkommitee für deutsch-französische Beziehungen am Institut français des relations internationales, Ifri) und Paul Maurice (Leiter der „Mission franco-allemande“ im Europa- und Außenministerium) ein. Dieses griff einige Aspekte der vorherigen Diskussionen auf und setzte gleichzeitig neue Akzente: Die Europaskepsis könne nicht in Verbindung mit den bevorstehenden EU-Erweiterungen gebracht werden. Thema war außerdem die aktuelle Debatte um die Migrationspolitik, die auch für die Europawahlen relevant sein werde. Schließlich unterstrichen unsere drei Gesprächspartner:innen die wichtige Aufgabe, dass wir als Studierende das „franco-allemand“ in die Breite der Gesellschaft tragen müssten, um der Gefahr einer möglichen Entfremdung der deutsch-französischen Beziehungen entgegenzuwirken.  

Sicherlich müde von den vielen Eindrücken und überwältigt von der Informationsfülle, aber dennoch voller neuer Ideen und Motivation, unser Studium als Beitrag zur deutsch-französischen Zusammenarbeit zu nutzen, setzte ein Teil der Gruppe seinen Aufenthalt in der französischen Hauptstadt über das Wochenende fort, während sich der andere Teil mit dem Zug auf den Rückweg nach Saarbrücken machte. 

Wir danken dem CEUS und Frau Demesmay für die Organisation der Exkursion sowie die einmalige Gelegenheit, so viele Akteurinnen und Akteure der deutsch-französischen und europäischen Zusammenarbeit in Paris treffen und mit ihnen über viele spannende Themen diskutieren zu können. Wir freuen uns auf die nächste Sitzung und die Auswertung der Gespräche sowie weitere Impulse und Diskussionen mit Blick auf die immer näher rückenden Europawahlen.