Metallorganik und Katalyse

Übergangsmetall-katalysierte allylische Alkylierungen

Übergangsmetallorganische Reaktionen erfreuen sich großer Popularität sowohl bei Synthetikern als auch in der Industrie. Eine gewisse Vormacht­stellung nehmen hierbei Palladium-katalysierte Reaktionen ein, unter anderem für allylische Alkylierungen. Daneben kommen aber auch Rh- und Ru-Verbindungen zum Einsatz, die ein anderes Reaktionsverhal­ten und Selektivitätsmuster zeigen. Wir verwenden diese Reaktionen zur Her­stel­lung γ,δ-ungesättigter Aminosäuren und Peptide, durch Allylierung chelat­verbrückter Aminosäureester-Enolate. Diese Reaktion ist keines­wegs auf Aminosäuren beschränkt, sondern gelingt auch mit α-Hydroxy­säuren und α-Aminoketonen. Durch Verwendung stannylierter Allylsub­strate kommt man zu metallierten Aminosäurederivaten, die sich anschließend in Kreuzkupplungsreaktionen weiter umsetzen lassen.
Pd-katalysierte Allylierungen waren die Schlüsselschritte der Synthesen von Boletin, Trapoxin sowie der Modifizierung von Miuraenamiden.

Übergangsmetall-katalysierte Hydrostannylierungen

Die zur Herstellung metallierter Aminosäuren benötigten stannylierten Allyl­substrate erhält man durch Hydrostannylierung der entsprechenden Propargylester. Für diese Reaktion wurde ein neuer Hydrostannylierungs­katalysator MoBI3 entwickelt. Mit diesem Katalysator gelingt die Hydro­stan­­nylierung der unterschiedlichsten Acetylene in durchweg sehr guten Ausbeuten und hoch selektiv. Die Kombination Hydrostannylierung/Stille-Kupplung fand z. B. Einsatz bei der Synthese von Tryptophanen sowie der Cyclopeptide Keramamid und Mozamid.

Übergangsmetall-katalysierte C-H-Funktionalisierungen

Dieses sehr moderne Gebiet der regio- und chemoselektiven Funktionali­sierung ist hervorragend geeignet, um N-methylierte Aminosäuren und Peptide selektiv an der β-Position zu funktionalisieren. Dieses Verfahren hat gegenüber den Enolat-Reaktionen den Vorteil, dass das chirale α-Stereoz­entrum der Aminosäuren nicht im Kupplungsschritt stereo­selektiv aufgebaut werden muss, sondern von einer geeigneten chiralen Aus­gangs­verbindung übernommen werden kann. Das Verfahren eignet sich besonders gut zur Einführung von Arylsubstituenten und damit zur Synthese aromatischer Aminosäuren. Daher fand es Anwendung bei der Synthese der Cyclopeptidalkaloide Abyssenine A und Mucronine E.

Matteson-Homologisierungen

Donald Matteson beschrieb Anfang der 1980’er Jahre eine sehr effiziente Methode zum Aufbau von C-C-Bindungen mit hohen Stereoselektivitäten, basierend auf der Umsetzung von Boronsäureestern mit Chlorcarbenoiden. Die asymmetrische Variante der Reaktion ist als Matteson-Homologisie­rung bekannt. Diese erlaubt einen stufenweisen Aufbau von Kohlenstoff­ketten mit den unterschiedlichsten Substitutionsmustern durch Verwen­dung verschiedener C-, O- und N-Nucleophilen und ist daher prädes­ti­niert zum Aufbau von Polyketiden. Anwendung fand diese elegante Methode z. B. in der Synthese von Lagunamid A.